Gesundheitsforum Seitenstetten
Rund 80 Teilnehmer kamen zum Gesundheitsforum in Seitenstetten.
© Peter Provaznik

Vorbeugen funktioniert, heilen nicht

Viel Licht, aber auch viel Schatten offenbarten sich - zumindest, sofern es die gemeinderelevanten Themen betraf - beim Zusammentreffen von Spitzenvertretern aus dem Gesundheitssektor am mittlerweile dritten Gesundheitsforum im Stift Seitenstetten.

Eindeutig positiv fielen die Zwischenberichte zu den Gesundheitsvorsorge-Projekten aus, die in österreichischen Gemeinden umgesetzt werden. Bestärkt durch die erfolgreich abgeschlossenen Präventions-Initiativen der vergangenen Jahre, etwa in Pögstall (NÖ), Satteins (Vlbg.) oder Haslach (OÖ), werden gegenwärtig vier weitere Projekte durchgeführt. In Stockerau (NÖ) wird die Bevölkerung über die Sinnhaftigkeit von HPV-Schutzimpfungen informiert.

In Haslach an der Mühl, wo im vergangenen Jahr bereits eine Kampagne für Lungengesundheit umgesetzt wurde, hat man sich nun die Diabetes-Aufklärung auf die Fahnen geschrieben. In Sierning (OÖ) bündelt man alle Anstrengungen, um die Aufmerksamkeit für Vorsorgeuntersuchungen und die Krebsfrüherkennung zu steigern, während man sich in Bruck an der Mur mit dem oft heiklen Thema mentale Gesundheit auseinandersetzt.

Einbeziehung viele Akteuere

Die Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass vorab unter Einbeziehen von möglichst vielen lokalen Akteuren wie Ärzten bzw. Gesundheitspersonal, Lehrern, Medien etc. ein Maßnahmenpaket vereinbart wird, das den jeweiligen Gegebenheiten und Zielen nach höchst unterschiedlich ausfallen kann. Zur Erfolgsmessung werden die Bürger vor Beginn und nach Abschluss der Projekte mittels Fragebogen über ihren Wissensstand befragt.

Uneinigkeit über die Zukunft

So erfreulich die Ergebnisse der Präventionskampagnen auf Gemeindeebene auch sind, so ernüchternd sind die Erkenntnisse, die die Zukunft der medizinischen Versorgung betreffen.

Bei einem hochkarätig besetzten Panel zum Thema „Wohnortnahe Versorgung" offenbarte sich ein vielschichtiger Dissens zwischen den Gesundheitsexperten. Während das Publikum und Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl als einziger Vertreter der Politik Lösungen für das künftige Sicherstellen einer wohnortnahen medizinischen Versorgung forderten, zeigten die anderen Teilnehmer, von Patientenanwaltschaft über Ärztekammer bis hin zu den Sozialversicherungsträgern, dass nicht nur Uneinigkeit darüber besteht, wie die künftige Versorgung auszusehen habe, sondern auch darüber, welche Probleme überhaupt bestehen und worin ihre Ursachen liegen. Liegt der Ärztemangel an der Ausbildung oder an der schlechten Bezahlung der Allgemeinmediziner? Man war sich nicht einig. Noch nicht einmal darin, ob es überhaupt einen Ärztemangel gibt. Ob nun Primärversorgungszentren, Einzelpraxen oder Mischformen davon - auf ein zukunftstaugliches Modell der medizinischen Nahversorgung wird man wohl noch längere Zeit warten müssen.

Ausgerichtet wurde das Gesundheitsforum von „Prävenire", einer unabhängigen Initiative für Gesundheitsvorsorge.