Flüchtlinge auf einem Schlauchboot
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Unterkünfte gesucht

28. Oktober 2016
Täglich stranden hunderte Flüchtlinge an Italiens Küsten oder werden aus Seenot gerettet. Um die Aufnahmezentren im Süden zu entlasten hat der Staat sämtlichen Regionen Kontingente für die Aufnahme von Flüchtlingen zugewiesen. Südtirol muss heuer rund 1000 Flüchtlinge aufnehmen.

Allein in der Stadt Bozen sind bereits mehr als 500 Flüchtlinge untergebracht. Dazu kommen noch einmal 300 Personen, die von sich aus den Weg nach Südtirol gefunden haben. Sie sind außerhalb der staatlichen Zuweisungen nach Bozen gekommen und in zwei Notunterkünften untergebracht. Bozen ist damit an seine Grenzen gelangt, was die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen betrifft.



Das Land hat daher die Gemeinden aufgefordert, auch in der Peripherie Plätze für die Unterbringung von Flüchtlingen zu schaffen. Ein erster Aufruf des Landes brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. Nur wenige Gemeinden hatten entsprechende Strukturen ausfindig gemacht. Also hat das Land einen Schlüssel für die Aufteilung der Flüchtlinge auf alle Bezirke erstellt und die Gemeinden aufgefordert, entsprechende Unterbringungsmöglichkeiten zu suchen. Sollten die Gemeinden der Aufforderung des Landes nicht nachkommen, wollte das Land auch ohne Einverständnis der Gemeinden geeignete Strukturen ausmachen.



Nach Ablauf der Frist Ende August fehlten aber immer noch 300 Plätze. Bei einer Aussprache

der zuständigen Landesrätin Martha Stocker mit dem Rat der Gemeinden erklärte der Präsident des Gemeindenverbandes, Andreas Schatzer: „Es ist nicht so, dass wir uns drücken wollen. Wo es keine Immobilien des Landes oder der Gemeinde gibt und sich auch keine Privaten melden, sind uns die Hände gebunden.“



Der Rat der Gemeinden hat die Landesrätin auch darauf hingewiesen, dass in peripheren Landgemeinden die Rahmenbedingungen für die Unterbringung von Flüchtlingen nicht besonders

günstig sind. In kleinen Gemeinden sei es außerdem schwer, geeignete Strukturen für 25 und mehr Personen zu finden. Andreas Schatzer ist aber trotzdem zuversichtlich, die ausstehenden Plätze noch auftreiben zu können. „Mit durchschnittlich 30 Personen pro Einrichtung wären noch zehn Strukturen notwendig. Bei 116 Gemeinden sollte das eigentlich zu schaffen sein“, so Schatzer.



Auch die kleinen Gemeinden wollen ihren Beitrag leisten. Sie haben der zuständigen Landesrätin angeboten, Wohnraum zu schaffen, wenn die Flüchtlinge nach einem positiven Asylbescheid die Strukturen verlassen müssen.



„Neben der Bewältigung der aktuellen Krisensituation müssen wir auch an die Zeit danach denken“, ist Andreas Schatzer überzeugt. „Und die kleinen Gemeinden tun sich wesentlich leichter, eine Familie oder einzelne Personen aufzunehmen, als große Einrichtungen zu beherbergen.“