Wer nicht auf den Konsum alkoholischer Getränke verzichten will, sollte sich bereits im Vorfeld Gedanken über einen sicheren Heimweg machen und gegebenenfalls eine Mitfahrgelegenheit organisieren bzw. öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
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Verkehr

Mehr Alkohol- und Drogendelikte im Straßenverkehr

9. November 2022
Aktuelle Anzeigenstatistiken und eine KFV-Dunkelfeldstudie zeigen einen drastischen Anstieg der Alkohol- und Drogendelikte im Straßenverkehr: Im 1. Quartal 2022 wurde der höchste Anteil an Alkoholunfällen in den letzten 30 Jahren verzeichnet.

In puncto Drogenlenkenden zeigt die Anzeigenstatistik 2021 verglichen mit 2020 ein Plus von 15 Prozent. Die Dunkelziffer ist jedoch weitaus höher, warnt das KFV. Um diesen Entwicklungen entgegenzusteuern, braucht es Maßnahmen wie etwa vermehrte Polizeikontrollen oder Busdienste im Anschluss an Festlichkeiten sowie erhöhte Eigenverantwortung. 

Christkindlmärkte, Weihnachtsfeiern und Neujahrsfeste: Mit der kalten Jahreszeit jähren sich auch wieder zahlreiche Festlichkeiten, die oft mit einem erhöhten Alkohol- oder Drogenkonsum einhergehen können. Nicht selten wird die 0,5-Promillegrenze überschritten, die das Lenken eines Fahrzeugs im Straßenverkehr rechtlich gesehen untersagt.

Wird ein Fahrzeug im alkoholisierten Zustand oder unter Drogeneinfluss gelenkt, steigt die Unfallgefahr erheblich: „Bereits geringste Mengen an Alkohol beinträchtigen das Denk- und Reaktionsvermögen. Bei 0,8 Promille ist das Unfallrisiko schon fünfmal höher als im nüchternen Zustand. Verkehrsteilnehmende können im beeinträchtigten Zustand ihr Leben, aber auch das ihrer Mitmenschen gefährden!“, warnt Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. 

Unfälle durch Alkohol am Steuer – Tendenz ist steigend

Im Durchschnitt ereignen sich jährlich rund 2.300 Alkoholunfälle mit mehr als 2.900 Verletzten und 31 Getöteten (Quelle: Verkehrsunfallstatistik, Stat. Austria, 2017–2021). Die alkoholisierten Personen waren dabei im Schnitt zu 60 Prozent Pkw-Lenkende und zu 21 Prozent Fahrradfahrende.

Durch die Einführung der 0,5-Promillegrenze im Jahr 1997 hat sich im Durchschnitt der Jahre eine Reduktion der Alkoholunfälle feststellen lassen. Die aktuelle Unfallbilanz der Statistik Austria auf Österreichs Straßen zeigt jedoch eine besorgniserregende Entwicklung: Bereits im ersten Quartal dieses Jahres ereignete sich der größte Anteil an Unfällen durch alkoholisiertes Fahren in den letzten 30 Jahren. Bei 8,5 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden war Alkohol beteiligt – auch das ist der höchste Anteilswert seit 30 Jahren.

In diesem Zeitraum (1. Quartal 2022) ereigneten sich insgesamt 469 Alkoholunfälle, durch die sich 643 Personen verletzten und sieben Personen ums Leben kamen – das entspricht etwa jedem elften Verkehrstoten. KFV-Experten gehen jedoch von einer viel höheren Dunkelziffer in allen Jahren aus, denn nicht bei allen Unfällen werden auch Alkoholkontrollen durchgeführt. 

Hohe Dunkelziffer bei Drogenlenker

Auch das Fahren unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr ist ein ernst zu nehmendes Sicherheitsproblem. Zahlen des BMI zeigen, dass im Jahr 2021 6.338 Fahrzeuglenkende aufgrund von Suchtgift am Steuer angezeigt wurden – ein Plus von 15 Prozent zu 2020. Dabei handelt es sich bei derartigen Anzeigen um ein Kontrolldelikt, sprich je mehr Kontrollen durchgeführt werden, desto mehr Anzeigen fallen an.

Dass die Dunkelziffer dementsprechend um einiges höher sein muss, zeigen Dunkelfeldstudien des KFV: So gab es 2021 hochgerechnet rund 204.000 Menschen österreichweit, die angaben, innerhalb des letzten Jahres ein Kraftfahrzeug unter Drogeneinfluss gelenkt zu haben. Diese Zahlen sind bedauerlicherweise gestiegen. Eine Vergleichsstudie 2017 zeigte noch um 15 Prozent weniger Drogenlenkende. 

Einsatz von Drogenvortestgeräten erhöhen

Um diesen besorgniserregenden Entwicklungen entgegenwirken zu können, bedarf es gewisser Maßnahmen. 

„Im beeinträchtigten Zustand darf jedenfalls das Fortbewegen im Straßenverkehr mit dem Rad, Roller oder Pkw aus Sicherheitsgründen keinesfalls eine Option sein! Auch die Teilnahme am Straßenverkehr als Zufußgehender unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ist nicht zu unterschätzen und kann durchaus Gefahren bergen“, erklärt Robatsch.

Wer dennoch nicht auf den Konsum alkoholischer Getränke verzichten will, sollte sich bereits im Vorfeld Gedanken über einen sicheren Heimweg machen und gegebenenfalls eine Mitfahrgelegenheit organisieren bzw. öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Im Besonderen in ländlicheren Kommunen ist dies aufgrund der oft mangelnden Infrastruktur nur erschwert möglich.

Die Organisation von Busdiensten bzw. Ruf- oder Shuttlebussen nach größeren Festlichkeiten seitens der Gemeinden könnte die Sicherheit auf den Straßen ­erheblich erhöhen. Dem Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss steuere man zudem mit verschärften Kontrollen durch die Exekutive und größeren Personaleinsatz rund um Veranstaltungen entgegen.

Um eine flächendeckende Umsetzung der Drogendetektion erzielen zu können, ist jedoch die Etablierung eines treffsicheren Systems, wie es bei Alkohol schon seit Jahren besteht, eine wichtige Maßnahme. Zu guter Letzt spielt jedoch auch die Eigenverantwortung jedes und jeder Einzelnen eine große Rolle, die durch effektive Bewusstseinsbildung gegen alkoholisiertes Fahren gestärkt werden kann.