Christoph Schönborn
Christoph Schönborn: „Ohne seelische Kraft können wir die Herausforderungen der Zeit nicht bewältigen.“
© Gemeindebund/Erich Marschik

Kommunale Sommergespräche

„Lassen wir die Kirche im Dorf“

„Die katholische Kirche ist wahrscheinlich das erfolgreichste globale Unternehmen der Weltgeschichte.“ Diese, wie er selbst sagte, provokante These stellte Kardinal Christoph Schönborn in seinem Vortrag bei den Kommunalen Sommergesprächen auf.

Trotz vieler Herausforderungen in jedem Jahrhundert ihres Bestehens hat die Kirche eine beeindruckende Resilienz bewiesen, erläuterte Schönborn. Das Schwergewicht der Kirche verlagert sich zwar in den globalen Süden., aber trotzdem bleibt die Kirche in Europa, und vor allem in Österreich, eine unverzichtbare Konstante.

Die Kirche als zentrale Ressource der Gemeinden

In fast jedem Ort Österreichs steht eine Kirche, oft mitten im Ortskern und unter Denkmalschutz. Diese Gebäude sind nicht nur religiöse, sondern auch kulturelle und historische Ressourcen. Kardinal Schönborn betonte: „Lassen wir die Kirche im Dorf, sie ist eine Ressource für die Gemeinden.“ Er forderte eine engere Zusammenarbeit zwischen Kirche und politischen Gemeinden, um diese Möglichkeiten besser zu nutzen und zu erhalten.

Kooperation in den Ortskernen

Anhand von zwei Beispielen aus dem Weinviertel zeigte der Kardinal, wie eine solche Zusammenarbeit gelingen kann:

In der Gemeinde Heldenberg steht die Kirche am Ortsrand, und der alte Pfarrhof wurde verkauft. An dessen Stelle entstand ein Gebäude, das nun gemeinsam von Kirche und Gemeinde genutzt wird.

In der Stadtgemeinde Wolkersdorf steht ein sanierungsbedürftiges Pfarrzentrum, das für die Pfarre allein zu groß wurde. Hier wurde ein Pacht- und Nutzungsvertrag zwischen Gemeinde und Pfarre abgeschlossen, um das Gebäude zu sanieren und gemeinsam zu nutzen.

Voraussetzungen für erfolgreiche Projekte

Für eine solche Zusammenarbeit sind klare Bedingungen notwendig. Kardinal Schönborn hob drei zentrale Punkte hervor:

  1. Nutzungskonzept: Ohne ein durchdachtes Konzept für die gemeinsame Nutzung wird ein Projekt kaum erfolgreich sein.
  2. Engagement: Es braucht engagierte Personen, die sich für das Gelingen der Zusammenarbeit einsetzen.
  3. Politische Rückendeckung: Unterstützung und Hilfestellung durch die Politik sind entscheidend, um solche Projekte zu verwirklichen.

Die seelische Kraft als Basis

Trotz aller praktischen Überlegungen erinnerte Kardinal Schönborn auch an die spirituelle Dimension: „Ohne seelische Kraft können wir die Herausforderungen der Zeit nicht bewältigen.“ Hier sieht er eine zentrale Aufgabe der Kirche. Auch wenn die Kirche mit vielen Problemen konfrontiert ist, bleibt ihre Zusammenarbeit mit den politischen Gemeinden von großer Bedeutung.

Beständigkeit in Veränderung

Der Kardinal schloss mit einem Blick auf die bleibenden Konstanten des menschlichen Lebens. „Alles Menschen sind von einer Frau geboren und alle werden einmal sterben. Die Grundfragen, ‚Wo komme ich her?‘, ‚Wo gehe ich hin?‘, ‚Was ist der Sinn meines Lebens?‘ betreffen jeden und jede.“ Diese existenziellen Fragen bleiben unabhängig von allen äußeren Veränderungen bestehen und machen die Kirche auch in modernen Zeiten zu einer unverzichtbaren Instanz.

Schlagwörter