Inklusion funktioniert

19. September 2017
Im Jahr 2016 besuchten österreichweit 64,2 Prozent aller Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine Regelschule. Der Integrationsgrad ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich, die meisten Kinder werden in Kärnten integrativ unterrichtet.

Im gesamten Bundesgebiet gibt es 290 Sonderschulen, ein Drittel (93 Standorte) befindet sich in Niederösterreich.



Auch bei der Anzahl der Sonderschülerinnen und -schülern gibt es große Unterschiede - in Niederösterreich haben von 110.000 Schülerinnen und Schülern 3.787 Sonderpädagogischen Förderbedarf, in Oberösterreich sind es von rund 105.000 Schülerinnen und Schülern nur 1.363 (STATISTIK AUSTRIA).

Volksschule Igls (Tirol) – Praxisbericht der Schulleiterin



Die VS Igls-Vill ist eine achtklassige Volksschule der Stadt Innsbruck mit vier Tagesheimgruppen. Insgesamt besuchen 118 Kinder die Volksschule, 66 Kinder davon besuchen das Tagesheim.



Zwei der acht Klassen werden als Inklusionsklassen geführt. In den beiden zweiten Klassen wird jeweils ein Kind mit sehr hohem Unterstützungsbedarf unterrichtet. Daneben besuchen die Integrationskinder immer mittwochs das Tagesheim.



Durch klassenübergreifende Projekte, offenen Unterricht und die enge Zusammenarbeit der zwanzig Lehrpersonen, drei Schulhelferinnen und einem Freizeitpädagogen lernen die Kinder große Selbstständigkeit und erfahren Selbstverantwortung.



Die positive Lernumgebung für alle Schülerinnen und Schülern und Schüler begründet sich durch innovative, lernfreudige und tolerante Pädagoginnen und Pädagogen, die täglich in einem großen Maß voneinander lernen.

Bezirk Feldbach (Steiermark) – alle Kinder an Regelschulen


  • 1975/76: Die Allgemeine Sonderschule Feldbach wird mit 80 Schülerinnen und Schülern in vier ASO-Klassen (Allgemeine Sonderschule) und eine Klasse für schwerstbehinderte Kinder eröffnet. Viele Volksschulen schaffen angeschlossene Sonderschulklassen, um die Sonderschülerinnen und -schülern vor Ort unterrichten zu können.

  • 1998/99: Die ASO Feldbach wird als Sonderpädagogisches Zentrum für den Schulbezirk Feldbach festgelegt - 28 Volksschulen, 11 Hauptschulen, eine Allgemeine Sonderschule und zwei Polytechnische Schulen werden betreut - 144 Schüler mit Schülerinnen und Schülern werden bereits in Regelschulen integriert.

  • 2008/2009: Die angeschlossene Sonderschulklasse der Volksschule St. Stefan wird wegen zu niedriger Schülerzahlen nicht mehr bewilligt und die Allgemeine Sonderschule Feldbach bleibe die einzige Sondereinrichtung im Bezirk Feldbach.

  • 2014/15: Die Anzahl der durch das Zentrum für Inklusiv- und Sonderpädagogik zu betreuenden Schulen sinkt auf 19 Volksschulen, 8 Neuen Mittelschulen, eine ASO und zwei Polytechnische Schulen.

  • 2015/16: Schließung der letzten Klasse für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf der ASO Feldbach durch das Amt der Landesregierung.

  • 2016/2017: Alle Schülerinnen und Schülern mit Schülerinnen und Schülern besuchen die Regelschule.






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Kärnten - effiziente Finanzierung wohnortnaher Angebote



Erfahrungen in Kärnten zeigen, dass die Kosten pro Kind in Landessondereinrichtungen vier- bis fünfmal so hoch sind, als wenn ein Kind dezentral – also wohnortnahe – und inklusiv mit denselben Angeboten beschult wird. Die Ausgaben für Fahrtendienste können für Therapien umgewidmet werden. Dadurch gewinnen Familien und Gemeinden.



Der Integrationsgrad liegt laut Statistik Austria bei 82,9 Prozent, d.h. die überwiegende Mehrzahl behinderter Kinder besuchen Integrationsklassen. In sieben von zehn Bezirken gibt es keine Sonderschulen mehr. In diesen Bezirken wurden wohnortnahe Unterstützungsstrukturen geschaffen, die den Kindern und ihrem spezifischen Förderbedarf gerecht werden: Einzelassistenz, Kleingruppenförderung, Großgruppenförderung, therapeutische Versorgung, Nachmittagsbetreuung etc.



In Kärnten kommen dazu gemischte Finanzmittel aus dem Bildungs- und dem Sozialressort zum Einsatz.

Beispiel Tirol - Pädagogische Beratungszentren



In Tirol wurden zehn regionale Pädagogische Beratungszentren eingerichtet. Sie übernehmen umfassend die Aufgaben im Bereich der Inklusion und bilden Motor und Drehscheibe für ein inklusives regionales Schulsystem. Dabei werden lokale Strukturen in den Bildungsregionen berücksichtigt.

Forschungsergebnisse



Kinder mit Schülerinnen und Schülern (sonderpädagogischem Förderbedarf) an Grundschulen haben signifikant höhere Kompetenzwerte im Lesen, Mathematik und Zuhören als vergleichbare Schülerinnen und Schüler in Sonderschulen (Kocaj, Stanat u.a., 2014)



Bei Sonderschulabgänger/innen wurden signifikant reduzierte Ausbildungschancen, enge soziale Spielräume und Netzwerke, sowie geringere Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben konstatiert (Längsschnittstudie junger Erwachsener, Häberlin, 2006)