Gemeindezentrum Lessach
Bauarbeiten für das neue Gemeindezentrum inklusive Veranstaltungssaal in der Lungauer Gemeinde Lessach. Neben dem alten Gemeindeamt, das aus den 1950er-Jahren stammt, wird ein neues Gebäude mit 643 m² Nutzfläche errichtet. Der Neubau wird an das Volksschulgebäude angebunden. Damit werden beide Gebäude in Zukunft barrierefrei sein.
© Holiztky

Gemeindegebäude effizient sanieren

In Österreich gibt es rund 900.000 Gebäude, die vor 1945 gebaut worden sind. Nicht nur die Menschen, die diese Immobilien nutzen, sind älter geworden, auch die Häuser selbst sind „in die Jahre gekommen“. Gleichzeitig hat die österreichische Bundesregierung Klimaziele definiert und deren Erreichung zugesagt. Um diese Ziele erreichen zu können, wird es auch bei der Sanierung und Instandhaltung von Immobilien Anstrengungen brauchen. Und noch ein Aspekt kommt dazu: Kann eine Immobilie im Zuge einer Sanierung auch „smart“ werden?

Im Jahr 2015 gab es in Österreich 3,82 Millionen Hauptwohnsitzwohnungen. Seit 1971 wächst der Wohnungsbestand unter Berücksichtigung der Abgänge jährlich um fast ein Prozent. 2015 wohnten 1,88 Millionen (49 Prozent) der österreichischen Haushalte (Hauptwohnsitze) in ihrer eigenen Wohnung. Im europäischen Vergleich liegt Österreich unter dem Durchschnitt. Die Eigentumsquote ist seit langem konstant.

Die Qualität der Wohnversorgung ist hoch. Hatten Anfang der 1970er-Jahre nur 15 Prozent der Wohnungen die Ausstattungskategorie A (Zentralheizung, Bad, WC), sind es mittlerweile 93 Prozent. Schlecht ausgestattete Wohnungen sind fast gänzlich vom Markt verschwunden.

Trend zu großen Wohnungen

Parallel zur Ausstattungsqualität ist die durchschnittliche Wohnungsgröße stark angestiegen und erreicht mittlerweile knapp 100 Quadratmeter.

Der Wohnflächenkonsum pro Einwohner lag vor 40 Jahren noch bei 23 m², erreicht mittlerweile jedoch fast den doppelten Wert von knapp 45 m².

Weniger klassische Kernfamilien

Die österreichische Bevölkerung wächst weiter. 2015 lebten 8,62 Millionen Personen in rund 3,80 Millionen Haushalten in Österreich. Die Bevölkerungsvorausschätzung bis 2050 geht von 9,63 Millionen Personen in 4,50 Millionen Haushalten aus. Grund hierfür ist weniger die nur leicht positive Geburtenbilanz, sondern die Wanderung, die 2015 einen Saldo von fast 70.000 erreichte.

Die Struktur der österreichischen Familien ändert sich drastisch. Waren Anfang der 1970er Jahre noch 55 Prozent der Familien „klassische“ Kernfamilien (Ehepaare mit Kindern), liegt ihr Anteil heute bei 39 Prozent und sinkt weiter.

Lebensgemeinschaften mit und ohne Kindern machten vor 40 Jahren nur drei Prozent aus, heute bereits 16 Prozent.

Mehr Single-Haushalte  

Neben der Bevölkerungsentwicklung trägt vor allem die Entwicklung der Haushaltsgrößen zum Wohnungsbedarf bei. Im abgelaufenen Jahrzehnt stieg die Zahl der Haushalte fast doppelt so stark wie die Bevölkerungszahl an.

Die Zahl der Singles hat sich seit den 1970er-Jahren mehr als verdoppelt. 2015 waren 37 Prozent aller Haushalte Ein-Personen-Haushalte. Umgekehrt sinkt die Zahl der kinderreichen Haushalte drastisch. Entsprechend sinkt die durchschnittliche Haushaltsgröße und liegt nur mehr bei 2,2 Personen. Beachtlich ist die Tatsache, dass seit mittlerweile schon zehn Jahren die Anzahl der Scheidungen sinkt.

Klimaziele machen höhere Energieeffizienz nötig

Die Treibhausgas-Emissionen aus Gebäuden konnten seit 1990 um nicht weniger als 41 Prozent reduziert werden, obwohl die Wohnfläche im selben Zeitraum um rund 50 Prozent zunahm.

Diese erfreuliche Entwicklung ist auf ambitionierte thermische Standards im Neubau, große Bemühungen bei thermischen Sanierungen und eine breit angelegte Umstellung der Heizungsanlagen zurückzuführen. Dennoch werden immer noch fast 50 Prozent der Wohnungen in Österreich mit fossilen Energieträgern beheizt. Trotz der guten Performance liegt Österreich nur knapp vor dem Durchschnitt der EU 15-Länder.

Die ambitionierten Klima- und Energieziele der EU erfordern weitere entschlossene Schritte zu höherer Energieeffizienz unserer Bauten. Ziel sollte es sein, innerhalb eines überschaubaren Zeitraums weitgehend auf fossile Energieträger für Raumwärme und Kühlung zu verzichten. Der Mietbestand der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft wurde schon sehr stark saniert, im privaten, aber auch im kommunalen Wohnbausektor stehen noch besondere Anstrengungen an.

Mehr Wohnungen in Kategorie A

Die Einteilung der Wohnqualität ist in § 15a des Mietrechtsgesetzes definiert:

  • Kategorie A: WC, Bad, Heizung, 
  • Warmwasseraufbereitung
  • Kategorie B: WC, Bad
  • Kategorie C: WC, Wasserentnahmestelle
  • Kategorie D: entweder keine Wasserentnahmestelle oder kein WC in der Wohnung

Man erkennt die spektakuläre Qualitätsverbesserung des österreichischen Wohnungsbestandes sowohl bei der Mengenerhöhung der Kategorie A-Wohnungen als auch bei der Mengenverminderung der Kategorie C- und D-Wohnungen.

Ausstattung der Hauptsitzwohnungen
Die Ausstattung der Hauptsitzwohnungen

Gründe hierfür sind die mit oder ohne Wohnbauförderungsmittel vorgenommenen Kategorieanhebungen durch Mieter oder Eigentümer der Wohnungen, gebäudeseitige Sanierungen oder Abbruch und Neubau. Diese Entwicklung gibt zu Optimismus Anlass, dass Österreich auch die weitere ökologische Sanierung des Wohnhausbestandes schafft, um den notwendigen Beitrag des Gebäudesektors zur Erreichung der Klimaziele leisten zu können.

Diesbezüglich hat der österreichische Hausbestand schon heute einen beachtlich guten Standard. Es bedarf aber dennoch – in den Bestandssegmenten unterschiedlich starker – energietechnischer Verbesserungen.

Fast die Hälfte der Wohnungen wird noch mit fossiler Energie geheizt

Die bisher erreichte Reduktion der Treibhausgasemissionen aufgrund der Beheizung und Kühlung von Gebäuden ist zu guten Teilen auf Änderungen der Energieträger zurückzuführen. Der starke Rückgang bei Einzelofenheizungen bei gleichzeitiger Ausweitung von Hauszentralheizungen und Fernwärme sind vielversprechende Entwicklungen.

Allerdings werden immer noch knapp 50 Prozent der Wohnungen in Österreich mit fossilen Energieträgern geheizt. Hier liegen große Potenziale für die weitere Reduktion von Treibhausgasemissionen.

Die Bemühungen, durch ambitionierte thermische Standards im Neubau, umfassende thermische Sanierungen und den Austausch von Heizungsanlagen durch solche mit erneuerbaren Energieträgern die Treibhausgas-Emissionen im österreichischen Gebäudesektor zu reduzieren, waren erfolgreich.

Seit 2003 zeigen die Treibhausgas-Emissionen im Gebäudesektor einen stark rückläufigen Trend. Zwischen dem Basisjahr der Kioto-Vereinbarung 1990 und 2014 konnten die Emissionen um 41 Prozent reduziert werden, obwohl die Gesamtwohnfläche im selben Zeitraum um rund 50 Prozent ausgeweitet wurde.

Im europäischen Vergleich zeigt Österreich in diesem Bereich eine überdurchschnittliche Performance, zählt allerdings nicht zu den Ländern mit den stärksten Emissionseinsparungen. Hier zeigt Schweden die beste Performance. Die längerfristigen globalen (Paris-Vertrag) und EU-Vorgaben erfordern weiterführende Maßnahmen. Besonders große Potenziale bestehen in der Sanierung und im Wechsel von Energieträgern.

Kommunale Immobilien sind großteils schon saniert

Bei kommunalen Immobilien braucht es eine Unterscheidung: Gebäude für die Infrastruktur einer Gemeinde (Schulen, Kinderbetreuung usw.) beziehungsweise Wohngebäude im Eigentum von Kommunen.

Durch die großteils gute Entwicklung in den Gemeinden ist der überwiegende Teil der kommunalen Immobilien bereits saniert, umgebaut oder erweitert worden. Im Zuge dieser Maßnahmen konnten die jeweiligen Gebäude an den Stand der Technik angepasst und so auch modernisiert werden. In den meisten Fällen wurde die thermische Sanierung von Gebäuden ebenso umgesetzt wie auch eine Umstellung des Energieträgers. Gerade Kommunen waren Vorreiter bei der Nutzung von zum Beispiel Biomasse, bei der Installation von Sonnenenergie oder auch PV–Anlagen.

Digitalisiert wurden nur Schulen

Nachholbedarf besteht aber noch im Bereich der Digitalisierung. Mit Ausnahme bei neuen Schulbauten – hier wurde bereits in vielen Fällen versucht, nicht nur an das Breitbandnetz anzuschließen sondern auch die Schulklassen digital auszustatten.

Schulzentrum in Radstadt
Das Gebäudeensemble des neuen Schulzentrums in Radstadt, das teilweise bereits 75 Jahre alt war, entsprach nicht mehr den Anforderungen eines zeitgemäßen Unterrichts und platzte aus allen Nähten. Die Volks- und Neue Mittelschule sowie Teilbereiche des Musikums wurden in einer Bauzeit von nur 24 Monaten bei laufendem Schulbetrieb umfassend saniert, erneuert, umstrukturiert und erweitert. Die Nutzfläche beträgt nun knapp 10.000 Quadratmeter und wurde damit beinahe verdoppelt. Foto: Christof Reich

Die Digitalisierung der kommunalen Verwaltung – hier kann auch das Stichwort VRV 2015 angemerkt werden – ist gerade im Gange und noch am Beginn der Entwicklung, sicher nicht am Ende.

In diesem Zusammenhang drängen sich aber noch einige Fragen auf:

  • Wie schaut die Mobilität der Zukunft in den Kommunen aus und welche Investitionen sind dafür notwendig?
  • Welche Energieträger setzen sich in Zukunft durch, ist „PV–Strom vom Dach“ eine Innovation für kommunale Immobilien?
  • Und welche unterstützenden Systeme (z. B. AAL-Systeme für Alten– und Pflegeheime bzw. Betreutes Wohnen bzw. Senioren-Tageszentren) setzen sich am Markt durch und können von Kommunen genutzt werden?

Die Antworten auf diese Fragen stehen noch aus, dennoch werden auch in diesen Bereichen die Kommunen Vorreiter in der Entwicklung und Nutzung neuer, moderner Techniken sein.

Etliche Kommunen in ganz Österreich haben bereits im Bereich der „Sozialen Medien“ Schwerpunkte gesetzt (WhatsApp-Gruppen, Schadensmeldung via App usw.).

Dieses Feld ist auch ein guter Platz für neue Unternehmen in den Regionen, die Entwicklung neuer Software, neuer Lösungen können und werden vor allem durch „Start up“-Unternehmen entwickelt, und diese wiederum können in den Regionen ihre Standorte schaffen und so auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung ländlicher Regionen leisten.

Altengerechtes Bauen – ein Gebot der Stunde

Lag in den zurückliegenden Jahren vor allem die thermische Sanierung, die Umstellung der Energieträger sowie der „Start in die Digitalisierung“ im Mittelpunkt des Interesses und der Entscheidungen, so müssen sich die Kommunen in Österreich – aber auch Bund und Länder – dem Thema des „altengerechten Bauens“ widmen.

Kommunen können da einen wertvollen Beitrag leisten: Wenn Kommunen in den jeweiligen Regionen gemeinsam eine Analyse starten („Sozialraum-Analyse“), um auf Basis der Bevölkerungsentwicklung den Bedarf an Plätzen in stationären Einrichtungen in der Region, an notwendigen Angeboten im Bereich des „Betreuten Wohnens“, an Plätzen in Senioren-Tageszentren, für die Kurzzeitpflege usw. erheben, dann können die Investitionen danach ausgerichtet und vor allem auch die Förderungen für solche Maßnahmen mit einem Schwerpunkt gesichert werden.

Und noch eine Idee sollte umgesetzt werden: Im Zuge der Steuerreform sollen Investitionen von Privaten in den altengerechten Umbau von Einfamilienhäusern, Reihenhäusern, Doppelhäusern usw. gegen Vorlage von Rechnungen (Umbau Bäder, WC, Zugänge usw.) eine Steuergutschrift erhalten. Damit würden nicht nur wichtige Impulse für die KMUs in den Regionen gesetzt, sondern auch dem Wunsch der Menschen nach dem Verbleib „in den eigenen vier Wänden“ zu ermöglichen. Volkswirtschaftlich ist dies sicher ein Gewinn, aber auch der Finanzminister könnte ein Gewinner sein, denn die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer werden die Steuergutschriften (ähnlich der thermischen Sanierung) übersteigen.