
Werner Gira vom Verwaltungsteam der Gemeinde Gerersdorf behielt die Ruhe, auch wenn ihm sein Bürgermeister Franz Schuster, Staatssekretär Alexander Pröll, Innenminister Gerhard Karner und Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl bei der Demonstration über die Schulter blickten.
© BMI/Jürgen Makovecz
Digitalisierung
ID Austria: Gemeinden als Schlüssel zur digitalen Zukunft
Die österreichische Digitalisierungsoffensive nimmt Fahrt auf: Immer mehr Menschen nutzen die ID Austria als zentralen digitalen Schlüssel für Verwaltungsdienstleistungen. „Der Erfolg gibt uns recht – nach nur wenigen Wochen nutzen derzeit 4,1 Millionen Bürgerinnen und Bürger die ID Austria“, betont Staatssekretär Alexander Pröll.
Nun erhalten auch kleinere Gemeinden ohne Passantragsstelle die Möglichkeit, ihren Bürgern die Registrierung direkt vor Ort anzubieten – ein entscheidender Schritt für eine flächendeckende digitale Infrastruktur.
Die ID Austria steht für mehr als nur eine weitere digitale Lösung. Sie verkörpert die Vision einer modernen, effizienten Verwaltung, die den Bürgern das Leben erleichtert. Anstatt Dutzende Passwörter und unterschiedliche Zugangscodes zu verwalten, genügt künftig eine einzige Identifikation am Smartphone – vom Finanzamt bis zum Gemeindeamt, von der Polizei bis zur Pensionsversicherung.
Bereits heute stehen über 500 Services zur Verfügung. Bürger können Amtswege online erledigen, digitale Ausweise am Handy nutzen, Dokumente elektronisch unterschreiben oder ihr Pensionskonto einsehen. Die rechtsgültige elektronische Signatur macht die ID Austria europaweit einsetzbar und entspricht höchsten Sicherheitsstandards.
Gemeinden werden zu digitalen Servicezentren
„Mehr Service, weniger Bürokratie, einfache und trotzdem sichere Nutzung – das ist die ID Austria neu“, erklärt Innenminister Gerhard Karner die Zielsetzung. Seit August 2025 können alle österreichischen Gemeinden ID-Austria-Registrierungsstellen werden – auch ohne gleichzeitig Passanträge bearbeiten zu müssen. Diese Neuerung eröffnet besonders kleineren Kommunen völlig neue Möglichkeiten.
„Mit Hilfe der Gemeinden machen wir es möglich, dass die Bevölkerung auch schnell und einfach zur Registrierung der ID Austria kommt“, so Karner weiter. Bisher boten nur 890 der österreichischen Gemeinden die Registrierung an. Die verbleibenden über 1.000 Kommunen werden nun kontaktiert und zur Teilnahme eingeladen. Mit einem Reisepass oder Personalausweis und einem Smartphone dauert die Registrierung nur wenige Minuten.
Für Gemeindeverantwortliche ergeben sich daraus erhebliche Vorteile: Sie stärken ihre Position als moderne, serviceorientierte Anlaufstelle und schaffen direkten Bürgerkontakt.
„Wir brauchen eine digitale Identität, um auch im Internet sicher verwalten zu können“, betont Johannes Pressl, Präsident des Österreichischen Gemeindebunds. „Für die Bürgerinnen und Bürger ist es wichtig, dass die digitalen Kennungen in der ID Austria gebündelt werden und somit ein Kennwort für diverse Services genutzt werden kann.“ Jeder Registrierungstermin bietet Gelegenheit für persönlichen Austausch und festigt die Bindung zwischen Verwaltung und Bürgern.
Praktischer Nutzen für den Gemeindealltag
Die Vorteile der ID Austria zeigen sich bereits in zahlreichen Anwendungen. Das „digitale Gemeindeamt“ ermöglicht Bürgern den Einblick in aktuelle Bescheide, Informationen und Gebührenstände. Künftige Entwicklungen wie der digitale Bauakt oder elektronische Wahlverfahren werden die Effizienz weiter steigern.
Besonders wertvoll ist die langfristige Perspektive: Mehr digitale Amtswege bedeuten weniger Papierarbeit, kürzere Bearbeitungszeiten und optimierte Verwaltungsabläufe. Gleichzeitig wird den analogen Diensten für jene, die sie bevorzugen, weiterhin höchste Priorität eingeräumt.
Der Weg zu neun Millionen Nutzern
„Unsere Vision ist, dass die ID Austria bis 2030 von neun Millionen Menschen genutzt wird“, erklärt Staatssekretär Pröll das ambitionierte Ziel. Nach erfolgreichen ersten Jahren mit kontinuierlich steigenden Nutzerzahlen steht nun die Herausforderung bevor, auch die zweite Hälfte der Bevölkerung zu erreichen.
„Wir versuchen als Servicedrehscheibe mit dem Amt zum Menschen zu kommen“, so Pröll weiter. Die ID-Austria-Tour, die bis Jahresende durch ganz Österreich führt, zeigt bereits großen Erfolg. Der Andrang in den Gemeinden bestätigt den Bedarf nach einfachen, sicheren digitalen Lösungen. Dabei ersetzt die ID Austria ab 5. Dezember 2025 die bisherige Handy-Signatur vollständig und bietet höhere Sicherheitsstandards sowie EU-weite Kompatibilität.
Zukunftsperspektive für österreichische Kommunen
Die ID Austria transformiert nicht nur die Verwaltung, sondern positioniert Österreichs Gemeinden als Vorreiter der Digitalisierung. Als einziges EU-Land erfüllt Österreich bereits jetzt die technischen Vorgaben für den geplanten EU-weiten digitalen Führerschein – ein wichtiger Standortvorteil.
Für Gemeinden, die sich als ID-Austria-Registrierungsstelle etablieren möchten, steht das Innenministerium mit umfassender Unterstützung zur Verfügung. Die notwendigen Schulungen und Sicherheitsstandards werden vollständig bereitgestellt.
Die Botschaft ist klar: Österreichs digitale Zukunft entsteht in den Gemeinden – und jede Kommune kann jetzt aktiv dazu beitragen, das Land fit für die digitale Zukunft zu machen.