Vorrangiges Qualitätsziel der
österreichischen Wasserwirtschaft ist es, Grundwasser in seiner
naturgegebenen Beschaffenheit zu bewahren. Foto: Shutterstock

G'scheit versickert

Naturbelassenes Grundwasser ist eines der höchsten Güter im wasserwirtschaftlichen Gefüge. Zur Kulisse der Bedrohungen gehören die Einträge von Schadstofffrachten, die Niederschläge von befestigten Flächen abschwemmen. Der Beitrag erläutert am Beispiel, mit welcher Technik im Rahmen geltender Normen der drohenden Verschmutzung zu begegnen ist.





Ein maßgebliches Handlungsfeld in diesem Zusammenhang ist die sachgerechte Bewirtschaftung des Regenablaufs von versiegelten Flächen. Anzustreben ist, solche Regenabflüsse nahe am Ort ihres Anfalls zu versickern, um Eingriffe in den Wasserhaushalt möglichst gering zu halten. Da aber die Abläufe von Dächern, Straßen, Plätzen und Hofflächen aufgrund der Materialbeschaffenheiten und Nutzungen unterschiedliche stoffliche Belastungen aufweisen, muss der Versickerung eine am Einzelfall orientierte effiziente Reinigung vorausgehen. Den grundlegenden gesetzlichen Rahmen formuliert das Wasserrechtsgesetzes 1959 (WRG 1959) mit dem Gebot der Reinhaltung von Gewässern und Grundwasser sowie den hierfür geforderten Maßnahmen.

Normierte Entwässerung



Wie das in der Praxis aussehen kann, verdeutlicht ein Beispiel. Die Firma Franz Achleitner mit Sitz in Wörgl handelt mit Reifen und Felgen. Beim Bau ihrer zwölften Filiale, einem Reifenzentrum in Pfaffenhofen im Bezirk Innsbruck-Land, sollte eine 2258 m² große Fläche mit Parkplätzen für 30 Fahrzeuge über ein Versickerungssystem entwässert werden. Für die Wahl und Dimensionierung der vorzuschaltenden Reinigungsstufe war die betreffende Fläche gemäß ÖWAV-Regelblatt 45 „Oberflächenentwässerung durch Versickerung in den Untergrund“ dem Flächentyp F3 zuzuordnen. Das Regelblatt unterteilt Herkunftsflächen von Niederschlagsabflüssen nach dem Verschmutzungsgrad in den fünf Stufen F1 bis F5. Diesen Flächentypen ordnet das Regelblatt weiters die verfügbaren Behandlungssysteme in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Reinigungsleistung zu.



Als geeignete Anlagenkonzepte für Flächen vom Typ F3 gibt das Regelblatt Reinigungssysteme mit Bodenfilter und solche mit technischem Filter an. Im gewählten Beispiel fiel die Wahl auf einen Sickerschacht mit technischem Filter und, um diesen Filter zu entlasten, eine vorgeschaltete Sedimentationsanlage. Zu berücksichtigen war, dass die Zulassung von Systemen dieser Art eine Einzelfallprüfung durch die zuständige Wasserrechtsbehörde zur Voraussetzung hat. Dabei kommt das gesamte Anlagenkonzept auf den Prüfstand und insbesondere auch die Wirksamkeit des eingesetzten Filtermaterials. Anforderungen an Filtermaterialien und entsprechende Prüfmethoden definiert im Übrigen die seit Anfang 2016 gültige Önorm B 2506-3. Ihre Vorgaben normieren neuerdings diesen Bereich.

Typische Fracht



Von Flächen, auf denen Fahrzeuge verkehren, können typischerweise Feststoffpartikel, Feinstaub, Leichtflüssigkeiten und gelöste Schwermetalle abgeschwemmt werden. Nur eine Kombination aus Sedimentation, Filtration und Adsorption kann den Regenabfluss von diesem Mix wieder befreien. Das entsprechend zugeschnittene Anlagenkonzept des deutschen Unternehmens Mall GmbH erhielt den Zuschlag. Geliefert wurde eine Sedimentationsanlage vom Typ ViaSedi nach Pfaffenhofen, weiters zwei nachgeschaltete ViaFil-Sickerschächte mit Vorfiltervlies und dem Adsorptionsmaterial ViaSorp sowie einen abschließenden Probenahmeschacht NeutraCheck. Anhand der örtlichen Regenstatistik, der Wasseraufnahmefähigkeit des anstehenden Bodens und der Daten zur Filterdurchlässigkeit wurde die Anlage auf einen Durchsatz von rund 60 l/s dimensioniert.



Die ovale Sedimentationsanlage ist ein Stahlbetonfertigteilbehälter mit Strömungsverteiler im Zulauf und einer Tauchwand vor dem Ablauf. Der Strömungsverteiler leitet zulaufendes Wasser über den gesamten Beckenquerschnitt, was die Strömungsgeschwindigkeit in der Anlage stark verlangsamt und so die Sedimentation bewirkt. Nachdem das Wasser auf diese Weise von seiner Partikelfracht befreit ist, strömt es unter der Tauchwand hindurch zum Ablauf. Die Tauchwand hat dabei die Funktion, auch die aufschwimmenden Verunreinigungen zurückzuhalten. Das können beispielsweise Pflanzenteile sein oder auch Leichtflüssigkeiten. Nach der Sedimentationsanlage fließt das Wasser den beiden parallel angeordneten ViaFil-Komponenten zu. ViaFil ist ein rundes Schachtbauwerk –  unten offen, oben eine Abschlussplatte mit Schachtöffnung und -abdeckung, im Inneren und an der Basis ein Filterbett in drei Schichten.

Geschichteter Filter



In der Betrachtung von unten nach oben besteht das Filterbett zunächst aus einer grobkörnigen, 50 cm starken Kiesschicht. Sie wird unmittelbar auf die Sohle der Baugrube eingebracht und dient zur Entspannung, Sammlung und Versickerung des gereinigten Wassers sowie zugleich als Tragschicht für den darauf abgesetzten ViaFil-Schacht. Im Filterschacht folgt, getrennt durch eine Gewebematte, das zeolithische Adsorptionsmaterial ViaSorp, das aufgrund seiner elektrischen Ladung und seiner Kornstruktur in erster Linie Schwermetallionen bindet, daneben aber auch mineralische Kohlenwasserstoffe in geringer Konzentration sowie nicht absetzbare abfiltrierbare Stoffe. Über dem Adsorbens befindet sich schließlich noch ein Filtervlies, das den Großteil der feinen abfiltrierbaren Stoffe zurückhält, damit sie die Adsorptionsschicht möglichst gering belasten. Das verlängert die Standzeit des Zeoliths und verringert folglich den Wartungsaufwand. Zufließendes Wasser durchströmt diesen Filteraufbau von oben nach unten, bevor es dann im anstehenden Erdreich versickert. Der mit der Basis von ViaFil verbundene Probenahmeschacht ermöglicht die Kontrolle der Reinigungsleistung.

Lebensdauer



Zur Lebensdauer der Filtermedien und zu Wartungsintervallen machte der Hersteller folgende Angaben: Durch den Betreiber sei der Sickerschacht regelmäßig zu inspizieren und bedarfsweise von groben Verunreinigungen zu befreien. Die Wartung durch eine fachkundige Person solle einmal pro Jahr stattfinden. Dabei sind die strömungsleitenden Komponenten zu reinigen, das Filtervlies bei Bedarf zu ersetzen und der Adsorptionsfilter auf Kolmationen und Verfärbungen zu kontrollieren. Dessen zeolithische Material habe je nach Belastung eine Standzeit von rund 15 Jahren, solle aber alle vier Jahre hinsichtlich seiner Adsorptionskraft überprüft werden. Sei diese schließlich verbraucht, könne das Zeolith sowohl mittels Resorption recykliert als auch in der Regel deponiert werden. Letztere Option resultiert aus der geringen Konzentration und zugleich guten Fixierung der aufgenommenen Stoffe.



Schneller Einbau: Behälterbauwerke werden vom Lieferfahrzeug direkt in die Baugrube gekrant. Nach der Verrohrung kann bereits verfüllt werden.




Anlage im Überblick: Vorne das ovale Sedimentationsbecken ViaSedi, dahinter die beiden ViaFil-Sickerschächte und am Ende der Probenahmeschacht.




Schnitt durch den Sickerschacht: Regenzulauf durchströmt Filtervlies, Adsorberschicht (dunkelgrün) und Kiesbett (hellgrün), bevor er im anstehenden Boden versickert.

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