
Demographie
Gesundheitsregion Steinerne Mühl
Gesundheitsförderung muss nicht an der Stadtgrenze enden. Die Gesundheitsregion Steinerne Mühl im Norden Oberösterreichs zeigt, wie innovative Konzepte auch in ländlichen Regionen wirken können. In enger Verzahnung von hausärztlicher Versorgung und kommunaler Gesundheitsarbeit entstehen hier moderne Modelle für Prävention und Wohlbefinden.
Das Primärversorgungszentrum Hausarztmedizin Plus und das GES.UND-Büro setzen gemeinsam auf Community-Oriented Primary Care und Social Prescribing. Neben der medizinischen Versorgung werden gezielt soziale Angebote vermittelt – etwa gemeinsame Mittagstische, Bewegungskurse oder Unterstützung für pflegende Angehörige. Ziel ist es, Menschen zu stärken, Einsamkeit zu bekämpfen und Gesundheitskompetenz zu fördern.
Mit Maßnahmen wie Präventionsketten von der Schwangerschaft bis ins hohe Alter oder Programmen wie „Rüstig statt Rostig“ für ältere Menschen zeigt die Gesundheitsregion Steinerne Mühl, wie durch Netzwerkarbeit, Beteiligung und neue Versorgungsmodelle Gesundheit ganzheitlich und nachhaltig gefördert werden kann – ein Beispiel mit Vorbildcharakter für ganz Österreich.
Eine Krankengeschichte und konkrete Beispiele aus der Praxis sollen veranschaulichen, wie man kommunale Gesundheitsförderung und multiprofessionelle Primärversorgung in einer ländlichen Kleinregion von vier Gemeinden erfolgreich zusammenführen und umsetzen kann. Die beiden Hauptakteure, das Gesundheitszentrum Hausarztmedizin Plus und das GES.UND-Büro, werden dabei näher beleuchtet. Die dabei verwendeten Konzepte, Community-Oriented Primary Care (COPC) und Social Prescribing (SP) mit dem dazugehörigen internen und externen Link-Working, werden näher erläutert.
Die Gesundheitsregion Steinerne Mühl liegt geografisch gesehen im Norden von Oberösterreich im Dreiländereck zwischen Tschechien und Deutschland, am Fuße des Böhmerwaldes. Sie besteht – eingerahmt von den namensgebenden Flüssen Große Mühl und Steinerne Mühl – aus der Marktgemeinde Haslach an der Mühl und den angrenzenden Gemeinden Lichtenau im Mühlkreis, St. Oswald bei Haslach und St. Stefan-Afiesl.
Gemeindeorientierte Primärversorgung – Community-Oriented Primary Care (COPC)
Die Primärversorgung stellt die allgemeine und direkt zugängliche erste Kontaktstelle für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen im Sinne einer umfassenden Grundversorgung dar. Sie befasst sich mit allen relevanten Gesundheitsproblemen in der Bevölkerung, indem sie fördernde, vorsorgende, heilende und rehabilitative Dienste anbietet. In Österreich war lange Zeit die hausärztliche Medizin in Einzelpraxen die Basis der Primärversorgung.
Mit dem Start der Gesundheitsreform 2013 und der gesetzlichen Neudefinition der Primärversorgung 2017 wurde die Basis für die systematische Implementierung der gemeindeorientierten Primärversorgung in Österreich gelegt (Huter 2020). Sie soll den Versorgungsprozess koordinieren und eine ganzheitliche, multiprofessionelle und kontinuierliche Betreuung gewährleisten (Rebhandl u.a. 2024: 613).
Primärversorgungszentrum Haslach Hausarztmedizin Plus
Durch die Gründung des Gesundheitszentrums Hausarztmedizin Plus, eine der ersten Primärversorgungeinheiten (PVE) in Österreich, ist es 2018 in einem ersten Schritt gelungen, die hausärztliche Versorgung der etwa 60 km2 großen Kleinregion mit circa 6.000 Einwohner:innen nachhaltig zu sichern.
Diese erweiterte Gruppenpraxis wird in unternehmerischer Hinsicht von den Ärzt:innen als offene Gesellschaft (OG) geführt. Das 30-köpfige multiprofessionelle Team besteht aktuell, entsprechend den Vorgaben des Gesamtvertrages der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), aus drei Fachärzt:innen für Allgemeinmedizin als Gesellschafter, sechs Ordinationsassistentinnen, vier Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen (DGKP), drei Physiotherapeut:innen, drei Ergotherapeutinnen, einer Logopädin, zwei Diätologinnen, einer diplomierten Stillberaterin (anstatt einer Hebamme), einer Sozialarbeiterin, einer Psychotherapeutin, drei Reinigungskräften und einer PVE-Managerin.
Zusätzlich zum professionellen Team kommen Studierende der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege, Studierende der Fachhochschule für Gesundheitsberufe, Praktikant:innen und KPJ-Studierende der Medizinischen Universität und Lehrpraktikant:innen in Rahmen der ärztlichen (Fach-)Ausbildung. Bis Ende 2024 war zudem eine Community Nurse angestellt.
Ziel der gemeinsamen Arbeit in der Primärversorgung ist es nicht nur, die Menschen im Einzugsgebiet dabei zu unterstützen, gesund zu werden, sondern auch gesund zu bleiben. Dieser Auftrag geht für bestimmte Berufsgruppen (Diätologie, Ergotherapie, Logopädie) über den ärztlichen Versorgungsbereich der Kleinregion hinaus und kommt allen Menschen des Bezirks Rohrbach als Kassenleistung zugute.
GES.UND-Büro von PROGES
Der zweite Entwicklungsschritt der Gesundheitsregion Steinerne Mühl erfolgte 2019 und führte zur Umsetzung von Social Prescribing (SP, soziales Rezept) und Community-Oriented Primary Care (COPC) – zwei in Österreich noch relativ neuer Interventionsansätze der kommunalen Gesundheitsförderung und gemeinwohlorientierten Primärversorgung.
Um die Aktivitäten von COPC und SP gut planen, entwickeln und umsetzen zu können, ist eine professionelle Netzwerkkoordination notwendig. Mit dem Verein PROGES, einer innovativen Non-Profit-Organisation im österreichischen Gesundheitsmarkt mit Sitz in Linz, konnte ein erfahrener Kooperationspartner für die Gründung des GES.UND-Büros als Netzwerkknoten für COPC und SP gefunden werden. Das Büro liegt in zentraler Lage am Marktplatz von Haslach a.d. Mühl. PROGES hat keine Basisfinanzierung bzw. keine Eigenmittel. Um Projekte finanzieren zu können, ist PROGES auf Fördermittel angewiesen. Bisherige Fördergeber für GES.UND waren der Fond Gesundes Österreich (FGÖ), das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK), die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Gemeinden.
Netzwerkarbeit bedeutet, dass koordiniert von den beiden hauptberuflichen Leiterinnen des GES.UND-Büros (25 Wochenstunden), nachhaltige Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Prävention und Stärkung der kommunalen Gesundheitskompetenz im Rahmen von Beteiligungsprozessen entwickelt und auf die lokalen Bedürfnisse zugeschnitten werden.
Dafür werden Bürgerinnen und Bürger aus der Gesundheitsregion Steinerne Mühl, Expertinnen und Experten aus der lokalen Gesundheitsversorgung (Hausarztmedizin Plus) und Vertreter und Vertreterinnen aus den regionalen Institutionen und Netzwerken (Gesunde Gemeinde, Sportvereine etc.) eingeladen, auch um individuelle und kommunale Ressourcen aufzuspüren.
Die bedarfsorientierten Angebote zur umfassenden Verbesserung der Gesundheitskompetenz, der Gesundheitsförderung und Prävention werden laufend angepasst und neue entwickelt. Die Verschränkung von kommunaler Gesundheitsförderung (GES.UND-Büro) mit medizinischer Versorgung (Hausarztmedizin Plus) ist das Herzstück dieses erfolgreichen integrierten kommunalen Versorgungsmodells.
Social Prescribing – Soziales Rezept
Das biopsychosoziale Modell von Gesundheit und Krankheit ist heutzutage Leitidee der humanmedizinischen Ausbildung und der ärztlichen Praxis (Engel 1977). Gesundheit und Krankheit werden dabei als Störung der Interaktion von körperlichen, psychischen, sozialen und umweltbedingten Faktoren verstanden.
Social Prescribing (SP) ist eine Methode, mit der Patienten und Patientinnen in der Primärversorgung an Aktivitäten in ihrer Gemeinschaft verwiesen werden, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden verbessern können und oft auch der Isolation und Einsamkeit entgegenwirken (Polley 2017). Diese Unterstützungsangebote können ein breites Spektrum an Aktivitäten umfassen, die es den Menschen auch ermöglichen, sich mit anderen Menschen auf einer sozialen Basis zu treffen (z. B. Kreativgruppen, Bewegungsprogramme, Tanzen, Fotografieren, Gartenarbeit). Weitere Vorteile ergeben sich durch eine Verringerung von Praxisbesuchen, dem Aufbau von Sozialkapital, der persönlichen Entwicklung des Einzelnen und dem Nutzen für die Gemeinschaft (Rojatz 2025).
Die Ausstellung eines Sozialen Rezeptes soll in Anlehnung an das arzneiliche Rezept auf die Gleichrangigkeit der SP-Maßnahme bei sozial (mit)bedingten gesundheitlichen Beschwerden bzw. Präventionsmaßnahmen verweisen.
Eine Besonderheit in Haslach ist die duale Struktur der Link-Working-Funktion, die in ein internes (Hausarztmedizin Plus) und externes Link-Working (GES.UND-Büro) unterteilt wird. Das interne Link-Working wird aktiviert, wenn Patienten und Patientinnen einen nicht-medizinischen, aber gesundheitsrelevanten Bedarf haben, der typischerweise von Ärzt:innen, Therapeut:innen oder Sozialarbeiter:innen im Gesundheitszentrum festgestellt wird. Es dient als Brücke zum externen Link-Working .
Das Externe Link-Working konzentriert sich auf Gesundheitsförderung, Vernetzung und Prozesskoordination. Es geht darum, den Bedarf einer Person zu ermitteln, bestehende Dienste miteinander zu verbinden und die Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Einzelpersonen zu fördern. Darüber hinaus werden die Menschen durch individuelle Link-Working-Beratungen in die Lage versetzt, persönliche Handlungspläne zur Verbesserung ihrer Gesundheit zu entwickeln.
In der folgenden Krankengeschichte soll mit der Verordnung des sozialen Rezeptes „Gemeinsamer Mittagstisch“ verdeutlicht werden, wie eine SP-Maßnahme konkret in der Praxis umgesetzt wird:
Der 55-jährige Herr K. erleidet einen Schlaganfall. Er kann durch eine erfolgreiche Rettungskette und intensivmedizinische Maßnahmen überleben und wird nach der Versorgung im Krankenhaus und der anschließenden neurologischen Reha in die hausärztliche Weiterbetreuung entlassen.
Durch die multiprofessionelle Behandlung im Gesundheitszentrum Hausarztmedizin Plus (Ärzt:in, Pflege, Community Nurse, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Diätologie, Sozialarbeit, Psychotherapie) werden die körperlichen und psychischen Risikofaktoren (Blutdruck, Fett- und Zuckerstoffwechsel, Rauchen, Ängste, Depressionen …) und Funktionseinschränkungen (sprechen, schlucken, gehen, greifen …) gebessert. Ziel der Tertiärprävention ist es, einen erneuten Schlaganfall oder ein anderes kardiovaskuläres Ereignis wie Herzinfarkt zu verhindern und die psychosoziale Situation und Betreuung von Herrn K. zuhause sicher zu stellen.

Menschen mit komplexen Erkrankungen wie bei Herrn K. werden durch das Team des Gesundheitszentrums Hausarztmedizin Plus in Form eines Case-Managements betreut. In der wöchentlichen Teambesprechung – diese findet meistens am Montag zwischen 13:00 und 14:00 Uhr statt – wird das gemeinsame, interdisziplinäre Vorgehen besprochen und ein Therapieplan erstellt. Dies geschah auch bei Herrn K. und dabei wurde unter anderem als Soziales Rezept der „Gemeinsame Mittagstisch“ empfohlen. Die Diätologin übernimmt in diesem Fall das interne Link-Working – das heißt, sie kümmert sich um die Koordination innerhalb des Teams und organisiert den Einkauf und das gemeinsame Kochen. Das externe Link-Working erfolgt durch das GES.UND-Büro, das heißt, die Bereitstellung der Küche des benachbarten Pfarrhofes (institutionelle Ressource) und die Einladung, Aktivierung sowie Motivation der teilnehmenden Personen.
Die Nahrungsmittel werden hinsichtlich Qualität, Regionalität, Saisonalität und Preis/Leistung ausgesucht und besprochen. Die Speisen sollen nachkochbar und den Bedürfnissen der Teilnehmer:innen entsprechen. Der Abschluss ist ein gemeinsames Mahl, wobei auch andere Bürger:innen und frühere Teilnehmer:innen für einen geringen Unkostenbeitrag am Mittagessen teilnehmen können und somit ein soziales Miteinander geschaffen wird.
Im Falle von Herrn K. wurde zur Förderung der Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit bei der Essenszubereitung auch eine Ergotherapeutin hinzugezogen, um den Patienten u.a. beim Schneiden der Zutaten zu unterstützen. Dies verdeutlicht sehr schön, wie Social Prescribing durch systemisches und individuelles Link-Working zwischen der Primärversorgung, den Gesundheitsförderungs- und Präventionsangeboten und den sozialen Bedürfnissen der Menschen in der Region einen wesentlichen Beitrag in Richtung eines integrierten kommunalen Versorgungsmodells leistet.
Präventionsketten: Verhaltens- und Verhältnisprävention von jung bis alt am Beispiel von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Präventionsketten (vgl. Weigl 2024) sind integrierte kommunale Strategien zur Gesundheitsförderung und Prävention. Sie erfassen sämtliche Lebensphasen von der Schwangerschaft bis zum hohen Alter und haben das Ziel, bestehende Netzwerke, Angebote, Akteurinnen und Akteure aus verschiedenen Fachbereichen bzw. Sektoren zusammenzubringen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und periphere Durchblutungsstörungen (PAVK) zählen weltweit zu den häufigsten Krankheiten und stellen in Österreich bei Frauen über 65 Jahren und bei Männern über 45 Jahren die Haupttodesursache dar. Die wichtigsten Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol, chronischer Stress und soziale Belastungen sind verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen gut zugänglich.
Anhand konkreter Aktivitäten aus der Gesundheitsregion Steinerne Mühl soll gezeigt werden, wie solche Maßnahmen im Rahmen einer Präventionskette umgesetzt werden können:
Schwangerschaft – Eltern-Kind-Pass I Erstes Löffelchen I Frühe Hilfen
Fast jede Frau kommt in der 17. bis 20. Schwangerschaftswoche für die Eltern-Kind-Pass-Untersuchung zur Hausärztin oder zum Hausarzt. Durch die multiprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitszentrum Hausarztmedizin Plus besteht neben der ärztlichen Internen Untersuchung auch die Möglichkeit zur Ernährungsberatung durch die Diätologin, die nach der Geburt durch die Stillberatung ergänzt wird. Bei komplexeren Beschwerden der Mutter oder des Kindes können in der Schwangerschaft und bis zum 3. Lebensjahr des Kindes auch die Frühen Hilfen und andere Gesundheitsberufe der Primärversorgung wie Sozialarbeit oder Psychotherapie beigezogen werden.
Volksschule – BEHERZT Vorbeugen & Retten
Einmal pro Jahr finden in den drei Volksschulen der Gesundheitsregion Steinerne Mühl modulare Workshops zu den Themen achtsame Ernährung, Bewegung, Resilienztraining bzw. Stressreduktion statt. Diese werden von einem Team des Gesundheitszentrums Hausarztmedizin Plus (Diätologie, Physiotherapie, Psychotherapie) an einem Vormittag gemeinsam mit den Lehrpersonen und wenn möglich unter Einbeziehung der Eltern während der Unterrichtszeit umgesetzt.
Eine Woche später wird in Kooperation mit dem Roten Kreuz und der Community Nurse der Notfall geübt: Was kann man als Kind tun, wenn Angehörige sich verletzen oder einen Herzstillstand erleiden? Kindgerecht werden das Absetzen eines Notrufs, das Anlegen eines Verbandes, die Herz-Lungen-Wiederbelebung oder das Finden eines Laiendefibrillators (AED) geübt. Das Erlernte wird in täglichen Ritualen oder in regelmäßigen Abständen mit den Lehrpersonen in der Schulzeit wiederholt und gefestigt.


Haslacher Rätsel–Runde
Aufgrund der Corona-Maßnahmen waren sportliche Aktivitäten im Freien nur eingeschränkt möglich. Der Sportverein Haslach versuchte trotzdem, Familien zu mehr gemeinsamer Bewegung zu motivieren. In Kooperation mit dem
GES.UND-Büro und unterstützt durch HASLACH aktiv – einem Verein von Haslacher Gewerbetreibenden – entstand partizipativ die Idee zu dem Projekt Bewegtes Haslach bzw. der Haslacher Rätsel-Runde.
Entlang des bestehenden „Haslacher Rundumweges“ wurden 12 Rätselstationen eingerichtet, bei denen Rätsel in den Kategorien Gesundheit, Sport, Haslacher Fachwissen und Allgemeinwissen in jeweils drei Schwierigkeitsstufen gelöst werden können. An jeder Station wurde mittels Smartphone der QR-Code der jeweiligen Fragenkategorie abgelesen. Alle richtig beantworteten Fragen ergaben am Ende ein bestimmtes Lösungswort. Die Fragen wurden von Zeit zu Zeit erneuert. Die Runde ist insgesamt 4,1 Kilometer lang und auch für Kinderwägen und Fahrräder geeignet.
MIND-BODY-MEDIZIN – Acht Wochen für ein Gesundes Herz
Vielen Mensch fällt es schwer, Lebensstiländerungen umzusetzen oder nachhaltig einzuhalten. Das Programm „Acht Wochen für ein Gesundes Herz“ orientiert sich an dem salutogenetischen Konzept der Mind-Body-Medizin.
In einem achtwöchigen Training werden Menschen mit kardiovaskulären Risikofaktoren und manifesten Erkrankungen von einem Arzt, einer Diätologin, einer Physio- und einer Psychotherapeutin begleitet. Einmal pro Woche kommt es zu einem zweistündigen Treffen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, wobei immer zwei Expert:innen von Hausarztmedizin Plus anwesend sind. Am Ende der acht Wochen werden die Teilnehmer:innen motiviert, sich dem SP-Projekt Herzcafé oder einem der vielen anderen Programme des GES.UND-Büros anzuschließen, um sich in der Folge mindestens einmal im Monat zu einer gemeinsamen Aktivität zu treffen.
Programme des GES.UND-Büros (Auswahl)
- Erinnerungscafé – Treffen für Personen mit und ohne Demenz
- Frauenzeit – Netzwerk für Frauengesundheit
- GEHspräche
- Gesprächskreis für betreuende und pflegende Angehörige
- Gemeinsamer Mittagstisch
- Herzcafé
- Kopfsache – Ressourcentraining der MAS Demenzservicestelle
- Kreativgruppe
- Kultur- und Sprachcafé
- Rüstig statt Rostig – Bewegungsgruppe für Senior:innen
RÜSTIG statt ROSTIG – Gesundheitsförderung für ältere Menschen
Die Bewegungsgruppe „Rüstig statt Rostig“ wird von ehrenamtlichen Gesundheitspartner:innen geleitet und findet wöchentlich am Freitag im GES.UND-Büro statt. Ziel ist es, Gebrechlichkeit und Sturzgefahr zu minimieren, sodass die Senior:innen so lange als möglich autonom und fit in ihren eigenen vier Wänden leben können. Bei den Treffen werden sehr einfache Mobilisierungs- und Kräftigungsübungen zur Förderung von Kraft, Beweglichkeit und Mobilität durchgeführt. Das kostenlose Angebot unterstützt zudem die soziale Gesundheit, das Wohlbefinden und die Lebensqualität und stärkt die Gesundheitskompetenz aller Beteiligten.
Gesundheit fördern oder fordern?
Gesundheit ist kein Zustand, den man mit ausreichend Wille und Ausdauer aus sich selbst produzieren kann. Der Großteil der gesundheitsrelevanten Faktoren entzieht sich dem Einfluss der betreffenden Person.
Neben den genetischen Faktoren spielen die Arbeitsstrukturen, die sozialen Verhältnisse und die Umwelt- und Lebensbedingungen eine wesentliche Rolle. Der Aspekt der Verletzlichkeit des Menschen kann auch in Hinblick auf Gesundheitsförderung und Prävention sowohl aus dem Blickwinkel der individuellen Lebensführung als auch der strukturellen Lebensbedingungen betrachtet werden.
Ein fürsorgender Staat soll die Bürgerinnen und Bürger in ihrer Grundverletzlichkeit und somit Angewiesenheit zu größtmöglicher Eigenverantwortung befähigen. Eigenverantwortung ist aber nur möglich, wenn der Mensch nicht als Unternehmer seiner selbst betrachtet wird, sondern in seiner Verletzlichkeitsstruktur und somit in seiner grundlegenden Angewiesenheit. „Jeder von uns kann nur dann eigenverantwortlich handeln, wenn er oder sie sich getragen weiß von der Verlässlichkeit der sozialen Bindungen, wenn er oder sie um einen stabilen Bezugsrahmen weiß.“ (vgl. Maio 2024: 137–139)
Tipps für die Umsetzung
Kommunale Gesundheitsförderung in Kooperation mit der Primärversorgung hat viele verbindende positive Wirkungen in einer Gemeinde bzw. Kleinregion. Es braucht zu Beginn des Prozesses die Einbindung von Expertinnen, eine gute Umfeldanalyse und am besten eine professionelle Prozessbegleitung bis zur Implementierung. Social Prescribing ist eine Methode, die nicht ehrenamtlich koordiniert werden kann. Ein hauptamtliches (klein-)regionales Netzwerkmanagement ist der Schlüssel zum Erfolg.