
© Jürg Christandl
Rückblick
Gemeinsam weiterdenken, das war das Kommunalwirtschaftsforum 2025
Wo Vision auf Verantwortung trifft, entsteht Zukunft. Das Kommunalwirtschaftsforum 2025 in Saalfelden machte deutlich: Gemeinden sind nicht nur Verwaltungseinheiten, sondern zentrale Gestalter des Wandels. Vier große Themen wurden heuer behandelt – Energie, Klima, Digitalisierung und Ortsentwicklung – es zeigte sich, wie viel Innovationskraft entsteht, wenn Expertise, Praxisnähe und Mut zur Veränderung zusammenkommen.
Das Kommunalwirtschaftsforum 2025 in Saalfelden stand ganz im Zeichen einer zukunftsfähigen kommunalen Entwicklung. Unter dem Leitmotiv „Austausch, Innovation und Mut zur Gestaltung“ versammelten sich kommunale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker aus Wissenschaft und Kommunalwirtschaft, um vier zentrale Herausforderungen gemeinsam zu beleuchten: Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, Klimawandel, kommunale Finanzen und Digitalisierung sowie die Belebung von Ortskernen. In zahlreichen Keynotes, Workshops und Podiumsdiskussionen wurde klar: Die Zukunft der Gemeinden entscheidet sich im Zusammenspiel von lokalem Wissen, überregionalem Austausch und der Bereitschaft, Neues zu wagen.
Energie effizient nutzen
Ein zentrales Thema war die Energieeffizienz in der kommunalen Praxis. Dass die Energiewende nicht nur technologische, sondern auch gesellschaftliche Fragen aufwirft, zeigte die Diskussion rund um Energie-Effizienzmaßnahmen in den Gemeinden. Rudolf Oberschneider, Amtsleiter von Saalfelden präsentierte detailreich das Vorgehen in seiner Gemeinde. Energie-Effizienz Projekte wie jenes in Saalfelden belegen, wie mit systematischer Datenerfassung, realitätsnaher Simulation und offenem Dialog konkrete Einsparpotenziale identifiziert und nutzbar gemacht werden können. Doch Energieeffizienz ist kein Selbstläufer – sie verlangt Mut, Dialog und das Denken in Allianzen.
Das zeigte sich auch im Austausch über strukturelle Hürden, etwa in Bauvorschriften, die kreative Lösungen oft behindern. Hier forderte der Gemeindebund klare gesetzliche Vereinfachungen, etwa durch eine „Umbauordnung“, die bestehende Substanz energetisch sinnvoll weiterentwickeln lässt. Auch die Rolle innovativer Baumaterialien – wie intelligent genutzter Beton wurde von Anton Glasmaier von BetonDialog erwähnt. Letztlich kristallisierte sich eines heraus: Energieeffizienz in Gemeinden beginnt mit dem Willen zur Gestaltung und endet nicht bei technischen Lösungen, sondern bei einem breiten gesellschaftlichen Schulterschluss.
Klimaschutz beginnt in der Gemeinde
Der Klimawandel als zweite große Säule des Forums wurde nicht als abstrakte Bedrohung diskutiert, sondern als konkrete Realität. ORF-Meteorologe Markus Wadsak brachte es in seiner Keynote auf den Punkt: Die Klimakrise ist bereits da – und mit ihr die Verantwortung der Gemeinden. Als Träger von Infrastruktur und erste Ansprechpartner für Bürger:innen sind sie zugleich am stärksten gefordert und am wirksamsten in ihrer Handlungskraft.
Wadsak forderte ein Umdenken in der kommunalen Planung – von der Schaffung neuer Grünräume über eine gezielte Mobilitätswende bis hin zu erneuerbaren Energien und einer bewussteren Ernährung. Resilienz – verstanden als die Fähigkeit, mit extremen Wetterereignissen und langfristigen Klimafolgen umzugehen – muss dabei strategisch aufgebaut werden. Das KWF bot Raum für innovative Lösungsansätze, von der Integration klimafester Infrastruktur bis zur Aktivierung lokaler Ressourcen und Netzwerke. Deutlich wurde: Der Klimaplan des Bundes kann nur dann Wirkung entfalten, wenn Gemeinden ihn mit Leben füllen – und zwar proaktiv, vernetzt und gemeinschaftlich. Auch Klimaexpertin Katharina Rogenhofer zeigte in ihrer Keynote, wie man in Sachen Klima und Klimapolitik die Krise als Chance sehen kann.
Finanzen stabilisieren, Digitalisierung gestalten
Auch die kommunalen Finanzen stehen unter dem Druck der Zeit – Stichwort: Konsolidierung trotz Krise. Der Vortrag „Kommunen alleine zuhause?“ von Günter Toth (BDO) zeigte, wie stark viele Gemeinden bei der Haushaltsführung unter Druck stehen. Strategische Konsolidierung braucht mehr als Kürzungen – sie verlangt ein langfristiges Denken, das wirtschaftliche Stabilität mit Zukunftsinvestitionen vereint. Ein Lösungsansatz: Interkommunale Kooperationen, durch die Aufgaben gemeinsam erledigt und Ressourcen effizient genutzt werden können. Parallel dazu stand die Digitalisierung als Chance zur Effizienzsteigerung im Fokus. In der Keynote von Thomas Gremsl um die ethischen Aspekte von KI und digitalen Tools wurde deutlich, dass technologischer Fortschritt nicht ohne gesellschaftliche Reflexion denkbar ist. Digitalisierung verändert Entscheidungsprozesse, Verwaltung und auch Bürgerbeteiligung – sie muss deshalb aktiv gestaltet und ethisch fundiert eingesetzt werden.
Trotz finanzieller Engpässe zeigten sich viele Gemeinden investitionsbereit. Harald Pitters präsentierte den Gemeindeinvestitionsbericht 2024, der mit einem Volumen von über fünf Milliarden Euro belegt, dass Projekte insbesondere in der Energieversorgung, Elektromobilität und Infrastruktur weiterhin ambitioniert geplant werden. Gerade im Bereich der Ladeinfrastruktur werden Synergien genutzt, denn mehr als die Hälfte der Gemeinden bauen ihre Systeme aus – zwei Drittel setzen dabei auf eigene Energiequellen.
Leben zurück in den Ortskern bringen
Die vierte große Säule des Forums, die Ortskernbelebung, wurde mit besonderem Nachdruck behandelt. In seiner inspirierenden Keynote „Mit Herz, Hirn und Bauch“ warb Architekt Roland Gruber für einen Perspektivwechsel in der Raumplanung. Verlassene Ortskerne, so seine These, sind nicht nur ein ästhetisches oder wirtschaftliches Problem, sondern ein Zeichen gesellschaftlicher Entfremdung. Dem könne man durch kreative Konzepte der Umnutzung, durch partizipative Prozesse und vor allem durch eine stärkere Einbindung der Bevölkerung entgegenwirken.
Statt neuen Raum zu schaffen, solle man bestehenden Raum neu denken – etwa durch die Kombination von Wohnen, Arbeiten und öffentlichem Leben an zentralen Orten. Diese Rückbesinnung auf die Qualität des Miteinanders könne helfen, das soziale Gefüge zu stärken und gleichzeitig nachhaltiger zu planen. Das Zusammenspiel aus Softfacts – wie emotionaler Bindung an Orte – und harten Fakten der Raumplanung wurde dabei als Schlüssel für den Erfolg kommunaler Entwicklungsstrategien benannt. Architekt Ernst Rainer zeigte in seinem Vortrag Wege auf, wie man mit innovativen Bausteinen eine zukunftsfähige Ortsentwicklung gestalten kann.
Ein Forum mit Wirkungskraft
Das Kommunalwirtschaftsforum 2025 hat wieder einmal gezeigt, wie viel Gestaltungskraft in Österreichs Gemeinden steckt. Von energieeffizienten Umbauten über klimasensible Stadtentwicklung bis hin zu ethisch fundierter Digitalisierung und lebendigen Ortszentren – das Forum war ein Ort des Lernens, Vernetzens und Aufbruchs. Die Erkenntnisse und Impulse werden weit über Saalfelden hinauswirken. Denn Zukunft entsteht dort, wo kommunale Verantwortung auf Innovationsgeist trifft – und wo der Mut zur Gestaltung nicht nur ein Motto, sondern gelebte Praxis ist.