Bürgermeister Karin Gulas
Karin Gulas: "Wenn es Probleme gibt, dann meistens bei Baugeschichten."

"Gemeinde sind wir alle"

Seit zehn Jahren lenkt Karin Gulas als Bürgermeisterin die Geschicke der kleinen Gemeinde Wildalpen. Der Abwanderung aus der Hochquellwasser-Gemeinde begegnen Gemeinderat und Bevölkerung mit Zusammenhalt.

Frau Bürgermeisterin, wie sind Sie in die Politik gekommen?



Schon mein Vater war zwölf Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde. Dadurch dass ich Mitarbeiterin der Gemeinde Wien bin, genauer gesagt beim „Wiener Wasser“ bestand auch bei mir schon seit langem eine Gewerkschaftsmitgliedschaft. Das geht zurück in die Achzigerjahre. damals bin ich auch Parteimitglied der SPÖ geworden.



Was hat Sie in Ihrem Leben besonders geprägt?



Sicherlich meine Heirat vor 30 Jahren. Ich habe bis 1992 als Beamtin gearbeitet, dann kamen meine Söhne zur Welt. 2005 habe ich wieder begonnen zu arbeiten. Die Heirat und die Geburten waren sich das schönste und somit prägendste, und aus Gemeindesicht ist mir die Angelobung auch als prägendes Ereignis in Erinnerung.



In Wildalpen ist die SPÖ seht stark. Das ist ungewöhnlich für eine steirische Landgemeinde.



Ja, aus unserem Gemeindegebiet kommt die zweite Wiener Hochquellwasserleitung. Wir liefern das Wasser nach Wien. Die Stadt ist der größte Arbeitgeber hier. Die SPÖ hat bei uns mit sechs Mandaten die absoltute Mehrheit im Gemeinderat. ( Anm. d. Red: ÖVP drei Mandate)



Was ist Ihnen in Ihrer Gemeinde ein besonderes Anliegen?



Wir haben eine sehr gute Infrastruktur, und diese gilt es zu erhalten. Wir werden von der Personenanzahl in der Gemeinde immer weniger. Gegenwärtig haben wir 471 Einwohner. Wir können den Erhalt nur gemeinsam schaffen. Das ist egal, welche Partei man bevorzugt oder Ähnliches. Gemeinde sind wir alle und da müssen wir alle zusammen halten! Wir haben im Gemeinderat unsere Beschlüsse zu 99 Prozent einstimmig gefasst. Alle verstehen, dass es für die Bevölkerung und für den Ort so sein muss, und es nicht um uns einzelne, Befindlichkeiten oder irgendwelche Personalia geht.



Was war Ihre schwierigste Aufgabe als Bürgermeisterin?



Es gab einmal Probleme mit einem Unternehmer, der versucht hat, seine Vorhaben ohne alle Genehmigungen durchzuziehen. Da wurde ich wegen Amtsmissbrauchs angezeigt und es gab persönliche Anfeindungen. Das war schwierig und hat uns und die ganze Bevölkerung beschäftigt.



Hätten Sie rückblickend etwas anders gemacht?



Angriffsfläche ist nun mal da. Man lernt im Laufe der Jahre immer neue Sachen kennen. Wenn es Probleme gibt, dann meistens bei Baugeschichten. Etwas anders hätte ich aber nicht gemacht.



Was machen sie abseits von Amt und Arbeit?



Meine Zeit ist sehr kostbar. Ich habe ja meinen 40-Stunden-Job und dann die Gemeinde noch zusätzlich dazu. Ich versuche so oft wie möglich zu wandern, zu laufen und zu reisen. Wir dürfen uns auch freuen, denn die Freundin eines unserer Söhne erwartet ein Kind. Die neue Rolle als Oma wird sicherlich auch ein schöner Ausgleich werden. Darauf freue ich mich schon sehr!

Der Mensch hinter der Bürgermeisterin



Zuhause ist für mich ...



... meine Familie. Und wenn ich auf meiner Terrasse sitze und meine Berge rundherum sehe, ist das Heimat für mich.



Mein Lebensmotto: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.



Das will ich unbedingt noch erleben ...



... das Aufwachsen meiner Enkelkinder mitzuerleben, und nach Mauritius reisen.



Wovor haben sie Angst?



Angst habe ich nicht. Es lässt sich alles meistern, und es gibt für alles eine Lösung.



Wie würden sie sich selbst beschreiben?



offen gegenüber neuem, kontaktfreudig und zielstrebig