junge Frau mit e-Scooter
Ein Umsetzungsplan soll besonders die Verkehrsplanung auf Bundes- und Landes-, aber auch auf Gemeindeebene unterstützen, rechtzeitig die Weichen für die zukünftige Integration neuer Mobilitätsformen zu stellen.
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E-Scooter für den Alltag

10. März 2021
Sind E-Scooter auf kurzen Wegstrecken eine alltagstaugliche Alternative zum Pkw? Das Projekt e-WALK analysiert Potenziale und Anforderungen der neuen Mobilitätsform.

E-Bikes und E-Scooter erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Kürzere Wegstrecken können mit ihnen rasch, bequem und ohne großen Aufwand zurückgelegt werden. Doch haben die neuen Mobilitätsformen auch das Potenzial, in Kombination mit dem öffentlichen Verkehr die regionale Mobilität effizienter und zugleich umweltfreundlicher zu machen? Ausgehend von dieser Frage hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) in Zusammenarbeit mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) und der Herry Consult GmbH im Projekt e-WALK untersucht, wie E-Scooter sinnvoll in bestehende Mobilitäts­systeme integriert werden können.

40 Prozent aller Pkw-Fahrten in Österreich kürzer als fünf Kilometer

Die im Rahmen des Projekte durchgeführte Potenzialabschätzung ergab: 40 Prozent aller Pkw-Fahrten in Österreich sind kürzer als fünf Kilometer – und wären somit grundsätzlich für den Einsatz alternativer Verkehrsmittel geeignet. Bezogen auf die täglichen Arbeits- und Ausbildungswege österreichischer Pendler bedeutet das: Über 250.000 Personen – rund neun Prozent der mobilen 25- bis 64-Jährigen – erreichen ihren Zielort bereits nach drei bis vier Kilometern und könnten daher zur Bewältigung dieser Distanz grundsätzlich auf den E-Scooter umsteigen. Fünf Kilometer gelten dabei als jene Distanz, die bequem mittels eines E-Scooters zurückgelegt werden kann.

Neue Mobilitätsformen erfolgreich in bestehende Verkehrssysteme integrieren

Um alternative Mobilitätsformen für Pendler alltagstauglich und attraktiv zu machen, muss die Infrastruktur einige grundlegende Anforderungen erfüllen. Aus den e-WALK-Projektergebnissen wurde daher ein Katalog von Handlungserfordernissen abgeleitet, der interessierte Infrastrukturbetreiber dabei unterstützen soll, die Sicherheit, Praxistauglichkeit und den Komfort der E-Scooter-Nutzung innerhalb ihres Verantwortungsbereichs zu gewährleisten.

Der Katalog umfasst insgesamt 15 Maßnahmen entlang der Dimensionen Straße (Gestaltung von Radwegen & Abstellflächen), Fahrzeug (Empfehlungen zur Ausstattung) und Mensch (Bewusstseinsbildung). Je nach Maßnahmenumsetzung kann damit Pendlern, die derzeit den Pkw nutzen, eine attraktive Alternative zur Bewältigung kurzer Distanzen (bis 5 km) geboten werden, die unter anderem die folgenden Vorteile mit sich bringen kann:  

•    Für Gemeinden: Entlastung des Verkehrs zu Stoßzeiten; CO₂-Einsparungen im motorisierten Individualverkehr

•    Für Verkehrsbetriebe: Entlastung des Pkw-Stellplatzbedarfs an Haltestellen

•    Für Pendler: Verringerung des (persönlichen) ökologischen Fußabdrucks.

Umsetzungsplan unterstützt bei der Einbindung in regionales Mobilitätssystem

Ergänzend dazu unterstützt ein Umsetzungsplan die relevanten Stakeholder bei der Einbindung der neuen Mobilitätsform in das regionale Mobilitätssystem. Dabei stehen vor allem jene Maßnahmen im Vordergrund, die die Nutzung von E-Scootern für die sogenannte „erste und letzte Meile“ in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln fördern.

„Der Umsetzungsplan soll besonders die Verkehrsplanung auf Bundes- und Landes-, aber auch auf Gemeindeebene unterstützen, rechtzeitig die Weichen für die zukünftige Integration neuer Mobilitätsformen zu stellen. Sie bietet eine effektive Grundlage für Entscheidungsfindungen in Gremien und Ausschüssen“, ist Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV, überzeugt.

Darüber hinaus sollen Betriebe, Schulen oder andere öffentliche Einrichtungen auf zukünftige Erfordernisse hingewiesen werden bzw. von den konkreten Maßnahmen profitieren. Das erklärte Ziel ist, durch die gesetzten Maßnahmen optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, um den E-Scooter in den nächsten Jahren mehr Personen als Alternative zum Pkw näherzubringen. 

Der Umsetzungsplan für den Einsatz von E-Scootern auf Alltagswegen ist unter www.kfv.at/e-walk abrufbar. 

e-Walk

Das Projekt e-WALK – durchgeführt vom KFV, dem AIT und der Herry Consult GmbH – untersuchte, welche Rahmenbedingungen nötig sind, um elektrische Kleinfahrzeuge sinnvoll in ein bestehendes Mobilitätssystem zu integrieren. Ergebnisse zeigten, dass sich durch E-Scooter ein großes Potenzial zur Verkehrsverlagerung eröffnen könnte, da diese auf kurzen Wegen insbesondere für Pendler eine attraktive Alternative zum Pkw darstellen.

Das Projekt wurde durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gefördert und durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Rahmen von „Mobilität der Zukunft 2017 – Personenmobilität“ abgewickelt.