die LSZ-Behördenkonferenz
Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zur LSZ-Behördenkonferenz.
© Jenia Symonds

Digitalisierung trifft auch die Verwaltung

Die LSZ-Behördenkonferenz brachte viele neue Einblicke in das Thema Digitalisierung. Einer der offensichtlichen: Digitalisierung ist viel, viel mehr als nur Breitbandausbau.

Wenn Sie an den Weg zu neuen Ideen denken, werden Sie draufkommen, dass vorne immer da ist, wo sich keiner mehr auskennt“, so Markus Petzl, Managing Partner von „disruptive“, einer der Vordenker des digitalen Wandels. Er öffnete den Blick auf die simple Tatsache, dass die meisten Menschen schon zumindest zwei Disruptionen miterlebt haben. Zum einen die von den analogen Musikfachgeschäften zur YouTube-Musikplattform und zum anderen die von den kleinen Lebensmittelfachgeschäften zum Amazons-Lieferservice.

Gemeinden sind vorne mit dabei

Dass die österreichische Verwaltung und vor allem die Gemeinden hier ganz weit vorne mitmischen, machte Christoph Stockinger, Amtsleiter von Gampern, klar, als er zwei Beispiele aus seiner Gemeinde brachte. Zum einen die Effizienzsteigerung beim Sitzungsmanagement im Gemeinderat und zum anderen die neue Bürgerbeteiligungsplattform, die Entscheidungen wesentlich leichter macht. Gampern hat nicht umsonst dem IMPULS-Award 2019 gewonnen.

Aber auch Bund und Länder unternehmen große Anstrengungen, die Digitalisierung voranzutreiben. Sei es durch die Bereitstellung einer Plattform wie dem „Digitalen Amt“, der Abhaltung von „Senioren-Cafés“, in dem die älteren Mitmenschen die Scheu vor der Digitalisierung verlieren oder das Format „fit für internet“, das Jugendliche an das Thema heranführt.

„Mut zur Veränderung“ auch von den Ländern forderte Rudolf Krejsa vom Amt der Salzburger Landesregierung, der feststellte, dass die Verwaltung „die Umstände vielleicht etwas einfacher machen müssten“. „Wir können auch schauen, was ein anderes Land macht, und passende Ideen einfach übernehmen“, so Krejsa.

Amtsleiter Christoph Stockinger bei der Behördenkonferenz.
„Vielleicht gibt es einen Weg, die ‚Gesetze auf die Umstände‘ anzupassen.“ Gamperns Amtsleiter Christoph Stockinger griff einen Ball auf und meinte, dass man vor Entscheidungen vielleicht auch die Gemeinden an Bord holt.

Stockinger griff den Ball auf und meinte, dass es vielleicht einen Weg gäbe, die „Gesetze an die Umstände anzupassen“. Und er brachte abschließend einen Vorschlag ein: „Vielleicht gibt’s ja auch einen Weg, wo die Gemeinden mitreden könnten, welche Gesetz wann und wie auf das Ziel Digitalisierung abgestimmt werden.“

Die Notwendigkeit, „Digitalisierung auch zu ermöglichen“, betonten auch Gerhard Popp vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaft, Heidrun Strohmeyer vom Wissenschaftsministerium und Martin Hackl vom Justizministerium.

Verständnis für Digitalisierung bei den Mitarbeitern wecken

Während Hackl meinte, dass „die Verfahren auf dem Weg zur Digitalisierung“ (Verhandlungen ohne Papier) seien, lag für Popp eine der größten Herausforderungen an der „Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter“. In ihnen müsse man Verständnis für die Digitalisierung wecken.
Strohmeyer wies darauf hin, dass die Themen Bildung, Lehren und Lernen von der Digitalisierung stark betroffen seien.

Und ähnlich wie der Zahlungsverkehr zunehmend nicht mehr auf Bargeld basieren würde, müsse man auf Entwicklungen auch reagieren. „Aber das Fach ‚Digitale Bildung‘ kann nicht der alleinige Zugang sein“, so Strohmeyer. Sie meinte, dass die Verwaltung schauen muss, was sie braucht – und dann „Anleihen“ auch in der Privatwirtschaft nehmen könne.

In Österreich setzt man auf Freiwilligkeit

Das viel zitierte Beispiel Dänemark greife für Österreich nicht, so Popp. Während Dänemark sich für ein Modell entschlossen habe, in dem gelte, dass, was digital geht, auch ohne Ausnahme für alle Bürgerinnen und Bürger zu gelten habe, es also auf Anordnung von oben geschieht.

„In Österreich haben wir uns für den freiwilligen Zugang entschieden.“ Am Beispiel Finanz-online sei das gut zu sehen. Vor zehn Jahren hat es gestartet und wurde anfangs nicht so aufgenommen, heute gebe eine Durchdringung von mehr als 70 Prozent.

Breites Angebot aus der Wirtschaft

Welche vielen verschiedenen Wege in Richtung Digitalisierung der Verwaltung führen, zeigten die vielen Kooperationspartner der LSZ-Behördenkonferenz auf, die ihre Angebote präsentierten. Und von „normaler Hard- und Software“ über den richtigen und vor allem sicheren Umgang mit Cloud-Lösungen bis hin zum „Weg hin zur KI-gesteuerten Behörde“ fanden sich zahlreiche innovative Zugänge.

Die deutsche „Bundesagentur für Arbeit“ stellte sogar die „Bargeldlösung des 21. Jahrhunderts – bürgerfreundlich, digital und sicher“ vor. 
Und nur zur Klarstellung: Die KI-gesteuerte Behörde ist kein seelenloser Roboterverband, der Menschen ablöst, sondern meint Chat-Bots im Amt, die sprachlich an die jeweilige Region angepasst sind und die den Mitarbeitern die Beantwortung immer wiederkehrender Anfragen abnehmen.