Volksschule Brixlegg
Siegerprojekt Öffentliche Bauten ETHOUSE Award 2022: Volksschule Brixlegg; Architektur: ARGE Architekturhalle Wulz-König mit ILIOVAarchitektur; Verarbeitung: Hans Bodner BaugesmbH & Co KG.
© Angelo Kaunat

Bestandserhaltung macht Sinn!

Die globalen Treibhausgasemissionen haben nach dem kurzen pandemiebedingten Tief 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Ein Beitrag zur Lösung dieses schwerwiegenden Umweltproblems ist konsequente Gebäudesanierung. Architektin Renate Hammer vom Insitute of Building Research & Innovation und Jury-Vorsitzende des ETHOUSE Award 2022 beschreibt sieben gute Gründe, den Gebäudebestand zu erhalten und für die Zukunft zu entwickeln.

50 Prozent des österreichischen Gebäudebestands gelten aus energetischer Sicht als dringend sanierungsbedürftig. So ist der Gebäudesektor für etwa ein Viertel des heimischen Energieverbrauchs verantwortlich. Eine thermische Optimierung im Zuge der Bestandssanierung ist aus ökologischer und langfristig auch aus ökonomischer Sicht unerlässlich. Die Vorteile konsequenter Gebäudesanierungen liegen auf der Hand.

Grafik-ETHOUSE_Potential-Gebäudebestand

Konsequente Gebäudesanierung …

  1. … verringert den Energiebedarf durch thermische Optimierung und setzt auf saubere Energiebereitstellung wodurch…
  2. … Treibhausgasemissionen reduziert werden, und ein…
  3. … erheblicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann. 
    Dieser ist unerlässlich, wenn wir den Klimawandel in einem erträglichen Rahmen halten wollen. Darüber hinaus bedeutet ein minimierter Energieverbrauch auch die Import-Reduktion von fossilen Energieträgern.
  4. … lenkt Investitionen in die lokale Energieproduktion.
    Durch eine energetisch wirksame Sanierung kann der Energiebedarf so reduziert werden, dass eine Deckung durch lokale und regionale Quellen gelingen kann. Den Investitionen in diese Umstellung steht die Beendigung des kontinuierlichen Abflusses von Finanzkraft durch den Ankauf fossiler Energieträger gegenüber.
  5. … trägt zu einer umweltverträglichen Mobilität bei.
    Der Neubau auf dem billigen Grundstück an der Peripherie unserer Siedlungen verlangt nicht nur nach einer Neuerrichtung von Infrastrukturen wie Wasserleitung, Kanal, Straße, Stromnetz, … sondern induziert dauerhaft neuen Verkehr. Der Verkehrssektor ist bekanntlich der größere und in seiner dynamischen Entwicklung weit problematischere Klimasünder als der Gebäudesektor. Ein qualitätsorientierter Erhalt der baulichen Bestände im Siedlungsverband …
  6. … hebt ungenutztes Potenzial von Leerständen.
    Schätzungen des Umweltbundesamtes besagen, dass in Österreich rund 400.000.000 m² – sprich 400 Millionen (!) – an verbauter Fläche ungenutzt brachliegen. Das sind über 40 m² pro Kopf!
  7. … leistet einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung der Kreislaufwirtschaft in der Immobilienbranche.
    Wer Gebäude pflegt und erhält, verlängert deren Lebensdauer. Materialressourcen können so geschont, Flächenneuinanspruchnahme verringert, der Einsatz grauer Energie reduziert und Abfälle vermieden werden.

2019 beliefen sich die CO2-Emmision in Summe auf  80,4 Millionen Tonnen Treibhausgase, wovon zirka 26,8 Tonnen auf Gebäude zurückgehen. Wer 1 m² Fassade thermisch-energetisch saniert, kann 100 kWh Energie (10 Liter Heizöl) einsparen, was eine Reduktion von 25 kg CO2-Ausstoß bedeutet.

Der ETHOUSE Award wird seit 2008 ausgeschrieben und kürt Österreichs beste energieeffiziente Gebäudesanierungen. Alle Siegerinnen und Sieger zeigen deutlich, wie Vergangenheit zukunftsfähig gemacht werden kann.

Alle Siegerprojekte finden Sie unter: waermedaemmsysteme.at/ethouse-award

Volksschule Brixlegg
Der Preis in der Kategorie „Öffentliche Bauten“ ging an die Volksschule Brixlegg in Tirol von der ARGE Architekturhalle Wulz-König ZT KG mit ILIOVAarchitektur und dem WDVS-Verarbeiter Hans Bodner BaugesmbH + CoKG. „Die Optimierung der thermischen Hülle ist integrativer Teil eines klugen Gesamtkonzeptes“, ein Musterprojekt in einer Vorzeigeregion bewertete die Jury. Foto voher: Architekturhalle  / nachher: Angelo Kaunat
Volksschule Brixlegg
Brixlegg Bürgermeister Ing. Rudolf Puecher hat mit dieser Sanierung neben der Auszeichnung beim ETHOUSE Award auch das vierte 4 für seine e5-Gemeinde eingeheimst und viel Lob von den Bewohner:inner. „Das Feedback zur sanierten Schule ist sogar besser als erwartet. Viele Bewohnerinnern und Bewohner sind selber dort in den letzten fünfzig Jahren in die Schule gegangen.“ Foto: Angelo Kaunat
Wohnhausanlage Hauffgasse
Die Wohnhausanlage Hauffgasse im 11. Wiener Gemeindebezirk gewann in der Kategorie Wohnbau. Saniert wurde sie von der GSD Gesellschaft für Stadt- und Dorferneuerung m.b.H. gemeinsam mit der ARGE Porr Bau GmbH und Zinglbau GmbH im Auftrag der BWS, Gemeinnützige allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft.
„Diese Sanierung hat Vorbildwirkung im großvolumigen Bau“, die Jury verweist auch auf die Ressourcenschonung wie die soziale Qualität des sanierten Gebäudes. Fotos: GSD GmbH
Wohnhausanlage Hauffgasse
Architekt Werner: „Wichtig war uns eine bestehende Wohnhausanlage mit neuen Wohnungen zu versehen. Das heißt, wir sparen uns viele Grünflächen.“ Foto: GSD GmbH
Stadthaus Linz
In der Kategorie „Wohnbau mit gewerblicher Nutzung“ siegte das Projekt Stadthaus Linz von mia2 Architektur ZT GmbH und dem Fassadenbauer Markmont GmbH. „Das Projekt ist eine architektonisch ausgesprochen gelungene Sanierung eines historischen Gebäudes“, lobt die Jury den Umgang mit der Grundsubstanz aus dem 16. Jahrhundert. Foto vorher: mia2 Architktur; nachher: Kurt Hoerbst
Stadthaus Linz
„Das Thema Nachhaltigkeit umfasst neben der Energieeffizienz oder Materialwahl und Rohstoffe auch den Erhalt von Bestandsstruktur im städtischen Umfeld; Damit eine kulturelle Grundcharakteristik beibehalten und weiterentwickelt wird“, sagt Architekt Gunar Wilhelm. Foto: Kurt Hoerbst