Die fortschreitende Ausdehnung der Siedlungsgebiete und der Verkehrswege ist mit einer dauerhaften Versiegelung von Flächen und mit einem Eingriff in den natürlichen Wasserhaushalt verbunden. Anfallende Niederschlagswässer können immer weniger natürlich in den Untergrund versickern.
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Verkehr

Zukunftsorientierte Straßenentwässerung

Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in Österreichs Gemeinden durch vermehrte Extremwetterereignisse deutlich spürbar. Hitzetage nehmen zu und manche Regionen Österreichs sind mit Wasserknappheit konfrontiert Aber auch das Gegenteil tritt oft ein – und zu viel Wasser kann auch zerstörerisch wirken.

Starkregenereignisse treten häufiger und intensiver auf und können zu Überflutungen und Überlastungen der Abwassersysteme führen. Die fortschreitende Ausdehnung der Siedlungsgebiete und der Verkehrswege ist mit einer dauerhaften Versiegelung von Flächen und mit einem Eingriff in den natürlichen Wasserhaushalt verbunden. 

Anfallende Niederschlagswässer können immer weniger natürlich in den Untergrund versickern, wodurch auch die Grundwasserneubildung und damit die Möglichkeiten der Nutzung des Grundwassers verringert werden. Zudem führt die Flächenversiegelung zu einer Verschärfung des Oberflächenabflusses und erhöht die Folgen dieses sogenannten pluvialen Hochwassers. 

Versickerung oder Einleitung in ein Oberflächengewässer

Um den mit dieser Entwicklung verbundenen nachteiligen Folgen für das Grundwasser entgegenzuwirken, sollte eine geordnete und den örtlichen Gegebenheiten entsprechende Versickerung in den Untergrund stattfinden.

Ist eine Versickerung nicht zulässig oder nicht möglich, ist eine Einleitung in ein Oberflächengewässer erforderlich. Hier ist eine Drosselung des Abflusses in Kombination mit Retentionsmaßnahmen anzustreben, um so eine Überlastung der Gewässer hintanzuhalten und die Überflutungsgefahr nicht weiter zu erhöhen.

Reinigung durch Gewässerschutzanlagen

Zum Schutz des Grundwassers sowie der Gewässer vor Verunreinigung und Verschmutzung ist daher sowohl bei Versickerungen als auch bei Einleitungen eine hinreichende Reinigung der anfallenden Niederschlagswässer über sogenannte Gewässerschutzanlagen erforderlich. Hierfür stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Neben Systemen mit mineralischem Filter oder Rasen gibt es auch Systeme mit Boden- oder technischen Filtern.

Straßenentwässerung über Bodenfilter
Straßenentwässerung über Bodenfilter

Ergänzende Reinigungsmaßnahmen wie z. B. Schlammfänge, Filterschächte oder Absetzbecken, die den Versickerungsanlagen bzw. der Einleitstelle vorgeschaltet werden, können darüber hinaus zum Einsatz kommen. Speziell bei Verkehrsflächen kann auch die Vorschaltung eines Verkehrsflächensicherungsschachtes oder einer Mineralölabscheideranlage zweckmäßig sein.

Hohe Belastung bei Siedlungs- und Freilandstraßen

Im Siedlungsraum kann der Regenwasserabfluss durch eine Vielzahl an Verunreinigungen belastet sein. Insbesondere Verkehrsflächen sind für den Eintrag von Feststoffen (z. B. Reifen- und Bremsabrieb), Schwermetallen, Ölrückständen und organischen Spurenstoffen (z. B. PAK) verantwortlich. Während Rad- und Gehwege nur gering verschmutzt sind, ist bei Siedlungs- und Freilandstraßen eine deutlich höhere Belastung zu erwarten.  

Alleine der Straßenbau beansprucht laut Umweltbundesamt seit 2013 rund 4 bis 13,5 km² pro Jahr, das sind etwa 1,1 bis 2,4 ha/Tag. Diese Flächen müssen ordnungsgemäß entwässert und wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt werden. 

Die qualitative und quantitative Eignung von Oberflächengewässern und des Grundwassers für eine Einleitung bzw. für eine Versickerung muss bereits im Vorfeld der Planung von Entwässerungsanlagen geprüft werden. Hierzu sind insbesondere an möglichen Standorten von Gewässerschutzanlagen die Untergrundverhältnisse (Sickerfähigkeit, freier Sickerraum, maßgebender Grundwasserstand, Hochwasserabflussbereich) zu untersuchen. 

Grundsätzlich sollte eine dezentrale Versickerung der Straßenwässer möglichst breitflächig über die Böschungsschulter oder in begrünten Sickermulden angestrebt werden. Ist dies nicht möglich, kann eine Einleitung in zentrale Entwässerungseinrichtungen (Beckenanlagen) erfolgen. 

Autobahnentwässerung im Bereich Altlengbach
Autobahnentwässerung im Bereich Altlengbach

Was ist zu beachten?

Bei der Planung von Entwässerungsmaßnahmen für Straßenwässer ist neben einer allfällig erforderlichen Reinigung der Wässer und einer Beachtung möglicher Überflutungen auf Nachbargrundstücken durch Einleitung zu großer Regenmengen auch auf Auswirkungen durch Chlorid aus dem Winterdienst auf Oberflächen­gewässer und das Grundwasser zu achten. Zudem sollten Wässer aus dem Straßeneinzugsgebiet soweit als möglich getrennt vom Niederschlagwasser aus Außen- und Fremdeinzugs­gebieten erfasst und abgeleitet werden. 

Ist die Anlage errichtet, ist ein ­fachgerechter Betrieb und eine regelmäßige Wartung und Kontrolle der Gewässerschutzanlagen essenziell. Dabei sollte vor allem eine regelmäßige Mahd vorgenommen, aufkommende Sträucher entfernt, ein durchgehender Rasenbewuchs sichergestellt und der baulich ordnungsgemäße Zustand überprüft werden.

Nur so kann die Funktionstüchtigkeit der Anlage gewährleistet werden. Gegebenenfalls sind auch zusätzlich alle fünf Jahre (bzw. nach Vorschreibung der Wasserrechtsbehörde auch in kürzeren Abständen) Überprüfungen der Ablaufqualität des gereinigten Wassers durchzuführen.

Bereits im Vorfeld auf gefährdete Bereiche eingehen

Eine Vermeidung von Schäden durch Oberflächenabfluss kann nur durch eine Kombination von Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft und des Straßen-, Kanal- und Wasserbaus erreicht werden.

Insbesondere ist bereits im Rahmen der Raumplanung und des Baurechts auf potenziell gefährdete Bereiche einzugehen. Im Zuge des Straßenbaus ist in diesem Zusammenhang auf eine geordnete Ableitung von Überlaufwässern aus der Kanalisation zu achten. Dies kann z. B. durch ein entsprechendes Quergefälle auf Verkehrsflächen, die passende Anordnung von Bordsteinen, Errichtung von Flutmulden oder die Entflechtung von Kanalnetzen erfolgen. 

Der Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) beschäftigt sich in seinen beiden Regelblättern 35 „Einleitung von Niederschlagswasser in Oberflächengewässer“ sowie 45 „Oberflächenentwässerung durch Versickerung in den Untergrund“ und dem Expert:innenpapier „Pluviales Hochwasser/Oberflächenabfluss“ mit dem breiten Thema einer praxis- und zukunftsorientierten Siedlungs- und insbesondere auch Straßenentwässerung.

Beide Regelblätter können über www.oewav.at/publikationen erworben werden. Weiters steht hier das ÖWAV-Expert:innenpapier „Pluviales Hochwasser/Oberflächenabfluss“ zum Gratis-Download zur Verfügung. 

Diesen Herbst veranstaltet der ÖWAV außerdem ein Praxisseminar zur Versickerung und Einleitung von Niederschlagswässern.