Straßenbahn vor dem Burgtheater
Großprojekte wie der Bau der Straßen- und Eisenbahnnetze oder der Wiener Ringstraße wären ohne hochqualifizierte Techniker kaum denkbar gewesen.

Bau-Planung

Ziviltechniker:innen: 165 Jahre Verantwortung für gebaute Umwelt und Gesellschaft

25. November 2025
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Es sind die Dinge des alltäglichen Lebens, die Gemeinden zu dem machen, was sie sind: Das individuelle Ortsbild stiftet ihre Identität. Sichtbare und unsichtbare Infrastrukturen garantieren die sichere Energie- und Wasserversorgung. Tunnel und Brücken verbinden sie mit ihren Nachbarn. All dies ist gebaute Umwelt, die sorgfältig entworfen, geplant und geprüft wurde. Seit 165 Jahren erfolgt dies durch staatlich befugte und beeidete Ziviltechniker:innen, die freiberuflich auf den Fachgebieten Architektur und Ingenieurwesen tätig sind.

Die Geschichte des Berufs beginnt 1860. Damals räumte man im Zuge der Neuorganisation des Staatsbaudienstes hochqualifizierten Techniker:innen besondere Befugnisse ein, um die Modernisierung Österreichs baulich umzusetzen. Großprojekte wie der Bau der Straßen- und Eisenbahnnetze oder der Wiener Ringstraße wären ohne sie kaum denkbar gewesen. Seit 1930 trägt der Berufsstand den Namen „Ziviltechniker:innen“. Heute ist er in zwei Sektionen gegliedert: Architekt:innen und Zivilingenieur:innen.

165 Jahre später haben sich die Aufgaben, und damit auch der Berufsstand, enorm weiterentwickelt. Bauprojekte weisen eine stark wachsende Komplexität auf. Wer heute ein Projekt umsetzen will, muss sich häufig auch mit Themen wie dem Klimawandel, der Energiewende oder der Digitalisierung beschäftigen. Bauherr:innen greifen dabei gerne auf unabhängige Expert:innen zurück, die vernetzt und interdisziplinär denken und in der Lage sind, diese gewichtigen Fragestellungen einzuordnen und konkrete Lösungsansätze beizusteuern. Ziviltechniker:innen sind dabei auf den verschiedensten Fachgebieten tätig – von Vermessungswesen über Raumplanung bis Informationstechnologie oder Maschinenbau. 

Lösungen für komplexe Herausforderungen

Daniel Fügenschuh
Daniel Fügenschuh, Architekt und Präsident der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen: „Wir schützen das Klima durch boden- und ressourcenschonende Bauweisen maßgeblich.“ Foto: Katharina Schiff

Daniel Fügenschuh, Architekt und Präsident der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen, sieht seine Berufsgruppe gerade heute in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen: „Die Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen, müssen auch bei der Gestaltung der gebauten Umwelt adressiert werden: Wir schützen das Klima durch boden- und ressourcenschonende Bauweisen maßgeblich – insbesondere durch stadtplanerische Maßnahmen. Wir werden uns auch den Folgen des Klimawandels anpassen müssen. Dabei ist eine inklusive Baukultur zu fördern, indem wir Räume für die Menschen vor Ort schaffen, in denen sie zusammenkommen können. Wir können Geschichte bewahren und sie neu interpretieren. Bei all diesen Fragen stehen wir unseren Auftraggeber:innen mit unserer Expertise zur Seite.“

Qualität durch hohes Fachwissen und Unabhängigkeit

Klaus Thürriedl
Klaus Thürriedl, Zivilingenieur für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft und Vizepräsident der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen: „Ein guter Plan sichert die Qualität des Endprodukts und vermeidet böse Überraschungen.“ Foto: Katharina Schiff

Ziviltechniker:innen sind vor allem beratend, planend und prüfend tätig. Dabei sind sie unabhängig von Hersteller:inneninteressen. „Wir arbeiten freiberuflich und sind gemäß unserem Eid ausschließlich unseren Auftraggeber:innen und dem Gemeinwohl verpflichtet. Daran bindet uns das Ziviltechnikergesetz und ein strenges Standesrecht“, sagt Klaus Thürriedl, Zivilingenieur für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft und Vizepräsident der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen. 

Durch die Beauftragung eines Ziviltechnikers oder einer Ziviltechnikerin haben Auftraggeber:innen die Kontrolle und Transparenz über die angebotenen Leistungen und Kosten. Investitionen in die Planung eines Bauvorhabens führen dazu, dass sich Baukosten, Betriebskosten, Kosten des Rückbaus usw. verringern. „Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus, machen Planungskosten nur ca. 3 % der Gesamtkosten aus. Ein guter Plan sichert die Qualität des Endprodukts und vermeidet böse Überraschungen“, so Thürriedl.

Entwerfen, planen, prüfen: Nur sicher mit dem Siegel

Damals wie heute sind die Voraussetzungen dafür, Ziviltechniker:in zu werden, hoch. Schon damals mussten Bewerber:innen ein technisches Studium absolvieren, praktische Erfahrung sammeln und eine Prüfung bestehen. Auch ist ein Eid auf Unabhängigkeit und Objektivität Pflicht. Verbindliche Weiterbildungen und das Arbeiten am Stand der Technik sichern nach wie vor höchste Qualität.

Hermann Wallner
Hermann Wallner, Zivilingenieur für Wirtschaftsingenieurwesen im Maschinenbau und Vorsitzender der Bundessektion Zivilingenieur:innen: „Die hohe Verantwortung verpflichtet Ziviltechniker:innen dazu, stets die höchsten Ansprüche betreffend Qualität an sich und ihre Projekte zu stellen.“ Foto: Katharina Schiff

„Die hohe Verantwortung verpflichtet Ziviltechniker:innen dazu, stets die höchsten Ansprüche betreffend Qualität an sich und ihre Projekte zu stellen. Es sind hochkomplexe Dienstleistungen, die Ziviltechniker:innen erbringen und die nicht selten über die Sicherheit von Leib und Leben entscheiden. Das betrifft z. B. auch die maschinelle oder technische Ausstattung von Gebäuden, Produktionsanlagen, Infrastrukturen usw. Bei all dem sind wir Garant:innen dafür, dass gebaut wird, was Bestand hat – im Sinne der Gesellschaft und der kommenden Generationen“, sagt Hermann Wallner, Zivilingenieur für Wirtschaftsingenieurwesen im Maschinenbau und Vorsitzender der Bundessektion Zivilingenieur:innen.

Die Berufsbezeichnung „Ziviltechniker:in“ ist spezifisch österreichisch und beschreibt mit „öffentlichem Glauben“ versehene Urkundspersonen. Als solche führen sie ein Siegel mit dem Bundeswappen der Republik Österreich und treten innerhalb ihres Fachgebiets als „technische Notar:innen“ auf und erstellen offizielle Urkunden und Gutachten, vertreten ihre Auftraggeber:innen vor Behörden, sind treuhändisch tätig, fungieren als Aufsichts- und Überwachungsorgane sowie Mediator:innen, und wickeln Projekte organisatorisch und kommerziell ab.

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zt.at

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