Blick in die Leitzentrale des Recyclinghofs in Jenbach
Blick in die Leitzentrale des Recyclinghofs in Jenbach.
© ATM/Berger

Recyclinghöfe werden digital

16. Oktober 2024
Die Digitalisierung macht auch vor Recyclinghöfen und Abfalltonnen nicht halt. Das zeigte ein Digitalisierungskongress, der auf Initiative der ATM-Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH in Schwaz stattfand.

Über 150 Teilnehmende – darunter Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen und Abfallverbänden von Niederösterreich bis Bayern – überzeugten sich von innovativen Technologien und neuen Ansätzen zur Steigerung von Transparenz, Nachhaltigkeit und Effizienz bei der Abfallbewirtschaftung. Als Best-Practice-Beispiel wurde einer der modernsten Recyclinghöfe Europas in Jenbach besichtigt.

Restmüll kilogrammgenau abgerechnet

Kommunen und Abfallverbände setzen zunehmend auf vollautomatisierte Abfallwirtschaftszentren und chipgesteuerte Müllbehälter. Mit der Einführung intelligenter Sensoren und Anwendungen können Abfallcontainer in Echtzeit überwacht werden. Moderne Apps informieren die Bürgerinnen und Bürger über Entsorgung, Gewicht und Kosten.

„Die Digitalisierung eröffnet uns neue Wege, um die Abfallwirtschaft nachhaltiger, transparenter und effizienter zu gestalten“, so ATM-Geschäftsführer Alfred Egger. „Bester Beweis: Die Umstellung der Restmüllentsorgung auf ein Behälter-Verwiegesystem bedeutet ca. 27 Prozent weniger Restmüllaufkommen, dafür aber eine Steigerung der Wertstoffe. Intelligente Lösungen helfen Kosten sparen. Ganz nach dem Motto: Was wiegt, das hat’s!“

Die ATM hat früh begonnen, digitale Pionierarbeit zu leisten. Seit 2000 verfügen die Abfallbehälter über einen Chip mit Barcode, um den Restmüll kilogrammgenau abzurechnen.

In Zukunft sollen Bürger-Apps die Nutzer über persönliches Abfallaufkommen, Gebühren, Fehlwürfe, Recyclingtipps etc. informieren. Positiver Nebeneffekt der vorliegenden Abfalldaten: Durch die Datenanalyse können Kommunen und Abfallverbände ihre Strategien zur Abfallvermeidung und -verwertung gezielt optimieren.

Veränderung im Konsumverhalten

Einen positiven Erfahrungsbericht zur Verwiegung lieferte auch Martin Klingler, Vertriebsleiter beim Entsorgungsunternehmen DAKA. „Mittlerweile setzt der Großteil der Gemeinden im DAKA-Einzugsgebiet auf Verwiegung“, berichtet Klingler. „Es führt zu Veränderungen im Konsumverhalten, wenn Bürgerinnen und Bürger wissen, was sie für ihren Hausmüll bezahlen, den sie selbst verursacht haben.“

DAKA setzt auf dynamische Wiegesysteme und hat mittlerweile über 100.000 chipgesteuerte Müllbehälter im Einsatz.

Recyclinghof der Zukunft

Über das modernste System Europas zur Digitalisierung, Automatisierung und Steuerung von Recyclinghöfen verfügt das Kompetenzcluster wiegon mit seinem deutschen Partner sensis. Bei der Tagung präsentierten Bernhard Weiskopf (wiegon) und Margit Klinken (sensis), wie eine zeit- und personalunabhängige Abfallentsorgung funktioniert. „Unsere Vision ist es, dass jeder zu jeder Zeit und an jedem Ort seinen Müll entsorgen kann und wir dadurch den Service und damit die Recyclingquoten steigern“, betonten die beiden.

Zugang zur Selbstbedienungsterminals mittels Bürgercard
Zugang zur Selbstbedienungsterminals mittels Bürgercard.

Der Recyclinghof der Zukunft spielt laut wiegon und sensis alle Stückeln: von der automatischen Kennzeichenerkennung an der Schranke bis zur Erfassung der Abfälle an Selbstbedienungsterminals mittels App. Bei Fehlwürfen (falschen Entsorgungen) werden die Bürgerinnen und Bürger beim nächsten Recyclinghofbesuch informiert. App-Anwender haben in Echtzeit einen Überblick zu den entsorgten Abfallmengen und den entstandenen Gebühren.