Die High-Speed-Verbindung vom Glasfasernetz bis in die eigenen vier Wände wird über bestehende Kupferleitungen realisiert. Foto: Shutterstock

"Die Überbrückung der letzten Meile"

29. Juni 2016
Der Glasfasernetzausbau durch A1 geht stetig voran. Das Nadelöhr sind dabei die letzten Meter zwischen Straße und Haushalt. A1 nutzt dafür die bereits bestehenden Kupferleitungen und steigert deren Leistung mittels High-Tech. Vorteil: Es sind keine aufwändigen Bauarbeiten notwendig, sodass eine schnellstmögliche Anbindung realisierbar ist. Ein Gespräch mit A1-Technikvorstand Marcus Grausam.

Kommunal  Wenn es um Hochgeschwindigkeitsinternet geht, gilt eine Glasfaseranbindung als das Gebot der Stunde. Ist es wirklich alternativlos?


Marcus Grausam: Glasfaserleitungen besitzen ideale Übertragungseigenschaften für den stark zunehmenden Datenverkehr. Wir setzen auch schon seit vielen Jahren auf Glasfasern zur Vernetzung unserer Verteilstationen, die oft hunderte oder tausende Haushalte mit einem Internetzugang versorgen.


Auf der Strecke von den Verteilern zu den einzelnen Gebäuden liegen Kupferleitungen, die ursprünglich für die Festnetztelefonie verlegt wurden. Der Aufbau dieses Netzes hat mehrere Jahrzehnte gedauert, funktioniert äußerst zuverlässig und erreicht nahezu alle Haushalte in Österreich. Das gesamte Kupfernetz zu jedem einzelnen Haushalt mit Glasfaserleitungen zu ersetzen, ist ein langfristiges Ziel. Das Vorhaben wird aber länger dauern, als schnelle Internet-anbindungen nachgefragt werden. Es gibt aber eine pragmatische Lösung, indem wir das Glasfasernetz schrittweise näher an die Haushalte bringen. Dazu hat A1 innerhalb der letzten Jahre in ganz Österreich mehrere tausend neue Verteilstationen mit einer Glasfaseranbindung errichtet, die die Länge der Kupferleitungen zwischen Wohnung und Verteilstation auf wenige hundert Meter reduzieren. Dank intensiver Forschungen unserer Technologiepartner ist es heute möglich, auf den verkürzten Strecken Datenraten von 100 Mbit/s und mehr anzubieten.







Marcus Grausam

Auf kurzen Strecken sind Kupferleitungen also nach wie vor eine gute Alternative?


Ja, Kupfer ist ein Metall mit hervorragenden Leitungseigenschaften und auf Distanzen von wenigen hundert Metern sehr gut zur Übertragung von hohen Datenraten geeignet. Die Verkürzung der Leitungen ist aber nur der erste Schritt. Eine weitere Leistungssteigerung erreichen wir durch Ausfiltern von Störungen. Mit Hilfe von sehr leistungsfähigen Rechnern in unseren Verteilstationen können wir diese Störungen in Echtzeit berechnen und mit einem gegenläufigen Signal herausfiltern. Die Methode nennt sich Vectoring. Sie funktioniert gut bis zu einer Leitungslänge von rund 500 Metern und bringt etwa eine Verdoppelung der bisher möglichen Übertragungsleistung.


In Deutschland warnt die Monopolkommission davor, dass durch Vectoring neue, lokale Monopole entstehen könnten, weil in jedem Ort nur ein Anbieter diese Beschleunigungstechnologie einsetzen könne. Inwieweit trifft das auch in Österreich zu?


Die Telekom Austria unterliegt strengen Regulierungsbestimmungen, die unter anderem besagen, dass das Telekom-Netz für alle Anbieter frei zugänglich sein muss. Jedes Internetunternehmen in Österreich darf also Breitbanddienste über das Netz der Telekom anbieten. Im Falle von Vectoring funktioniert das so, dass einzelne Telekom-Festnetzleitungen virtuell einem Dritt-anbieter und dessen Kunden zugeteilt werden. Durch diese Vorgehensweise können in jedem Ort, wo Vectoring erlaubt ist, beliebig viel Internetunternehmen den Haushalten ihre Dienste anbieten. Von einem Monopol kann hier nicht die Rede sein.


Welche Vorteile haben die von A1 eingesetzten Glasfaseralternativen für die Gemeinde?


Die Methode mit den verkürzten Kupferleitungen und den Verteilstationen mit Glasfaseranbindung ist die einzig realistische Ausbauvariante, mit der sich innerhalb weniger Jahre eine flächendeckende Versorgung mit Breitband-Internet verwirklichen lässt. In einer ländlichen Gemeinde mit rund 1000 Haushalten werden beispielsweise je nach Besiedelungsdiche fünf bis acht neue Verteilstationen errichtet. Da nur diese eine direkte Anbindung mit Glasfasern bekommen, sind Grabungsaufwand und die damit verbundenen Kosten vergleichsweise gering. Ein entscheidender Vorteil ist auch, dass keine Bau- und Stemmarbeiten in Wohnungen und Häusern notwendig sind.


Wenn die Kupferlösung erst einmal eingerichtet ist und zufriedenstellend funktioniert, besteht dann überhaupt noch eine Notwendigkeit zum Glasfaserausbau? Wird ihn A1 in diesen Gemeinden dennoch forcieren?


Das ist weniger eine Frage des Übertragungsmediums, sondern es hängt von der Nachfrage der Bandbreiten ab. Der Glasfaserausbau findet ja längst statt, nur eben schrittweise, dafür aber großflächig. Aktuell können wir bereits in mehr als 75 Prozent der Haushalte unser Basis-Breitbandprodukt mit zumindest 16 Mbit/s anbieten. Sobald höherer Bedarf besteht, kann A1 die Verteilstationen weiter verdichten oder die Glasfasern direkt in die Wohnungen bringen.


Ist in Zeiten von LTE und mobilem Internet eine kabelgebundene Internetanbindung noch aktuell? Lohnt sich die Aufrüstung überhaupt noch?


Ja, unser Leitungsnetz hat einen entscheidenden Vorteil: Jedem Teilnehmer steht immer die volle Kapazität der Leitung zur Verfügung. Das ist im Mobilfunk ganz anders, hier teilen sich alle zu einer bestimmten Zeit eingebuchten Teilnehmer die zur Verfügung stehende Bandbreite. Diese ist für mobile Anwendungen ausgelegt, also zum Beispiel für Internetabfragen, Senden von Nachrichten oder Bildern mit einem Smartphone.


Die Anwendungen mit den höchsten Wachstumsraten sind Streaming-Dienste wie Netflix, die vorwiegend stationär genutzt werden und einen konstant hohen Datenstrom über einen längeren Zeitraum benötigen. Wenn die Übertragung im Mobilfunknetz erfolgt, reichen bereits wenige Teilnehmer innerhalb einer Funkzelle, um die Kapazität auszuschöpfen.


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