Eine Rohrleitung von innen.

Erfahrung mit grabenlos sanierten Kanalabschnitten

Umgesetzte Sanierungsmaßnahmen kommen in die Jahre. Im Rahmen der routinemäßigen Inspektion von Kanalisationsanlagen wurden die in den letzten 20 Jahren ausgeführten Reparatur- und Renovierungsmaßnahmen hinsichtlich Nutzungsdauer und Betriebserfahrung genauer untersucht.

Die Nutzungsdauer (ND) bestehender Abwasseranlagen (saniert oder nicht saniert) wirkt sich wesentlich auf den aktuellen und zukünftigen Sanierungsbedarf und die hierfür aufzubringenden Finanzmittel aus. Sie besitzt ebenfalls Einfluss auf kaufmännische und technische Aspekte, unter anderem auf Vermögen, Gebühren, Investitionsplanung, Sanierungsart und Unterhaltungsaufwand (DWA A143-14, 2017). In den Technischen Regelwerken werden für die durchschnittliche Nutzungsdauer relativ große Bandbreiten angegeben).

Betriebserfahrung mit grabenlos sanierten Kanalabschnitten

In den Planungsgebieten der Büro Dr. Lengyel ZT GmbH werden seit Anfang der 1990er-Jahre Zustandserhebungen und Kanalsanierungen durchgeführt.

Bei einer betrachteten Kanalisationsanlage handelt es sich vorwiegend um eine Mischkanalisation mit einer Gesamtlänge von rund 125 km. Bereits zwischen 1996 und 2000 erfolgte eine lückenlose TV-Inspektion mit Zustandserfassung, Einarbeitung in ein Leitungsinformationssystem und anschließender Zustandsbewertung. Im Rahmen von mehreren Bauabschnitten erfolgte die Sanierung aller Kanalabschnitte mit hoher Priorität mit einem Baukostenumfang von rund 7,5 Millionen Euro.

In den letzten zwei Jahren wurden die ersten Teilbereiche mit einem Umfang von rund 85 km Kanalleitungen mittels TV-Inspektion untersucht und deren Zustand auf Funktion und Dichtheit überprüft. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf den Zustand der in den letzten 20 Jahren durchgeführten Sanierungsmaßnahmen geworfen.

Von den überprüften 85 km Kanalanlagen weisen rund 19 Kilometer Sanierungsabschnitte auf. Ausgeführte Sanierungen: 

  • rd. 175 Stk. abschnittsweise Auskleidungen,
  • rd. 295 Stk. Robotersanierungen,
  • rd. 235 Stk. händische Reparaturen und Beschichtungen in begehbaren Kanälen,
  • rd. 310 m Sohlauskleidungen + Beschichtung,
  • rd. 7500 m Schlauchlining,
  • rd. 1770 m Erneuerung in offener Bauweise.

Die Sanierungsstellen und -abschnitte wurden optisch ausgewertet und anhand einer vereinfachten Bewertung als „schadensfrei – mangelhaft – schadhaft“ beurteilt.

Das Ergebnis zeigt, dass die überprüften Schlauchlinerabschnitte ca. zu 80 Prozent schadensfrei sind. Die festgestellten mangelhaften und schadhaften Liner-Abschnitte, in einem Umfang von rund 20 Prozent, weisen vorwiegend längs und radial verlaufende Falten auf, welche zum Teil für einen hindernisfreien Abfluss entfernt werden sollten.

Vereinzelt wurden mangelhafte Einmündungsaufbohrungen festgestellt. An den Schadensbildern ist erkennbar, dass es sich vorwiegend um Einbaufehler handelt. Bei einer lückenlosen Überprüfung der Einbauabschnitte entsprechend dem ÖWAV-Arbeitsbehelf 50, unmittelbar nach der Ausführung, wären die Einbauschäden sofort festgestellt worden.

Zustandsbewertung von Sanierungsabschnitten
Ergebnis der Zustandsbewertung von Sanierungsabschnitten

Bei der Beurteilung der händischen Sanierungen durch Klüfte Verschließen und Beschichten sowie bei den schadhaften Robotersanierungen zeigt sich, dass die verwendeten Saniermörtel teilweise Risse aufweisen und im Schmutzwasserabflussbereich neuerliche Ausspülungen vorhanden sind.

Bei den abschnittsweisen Auskleidungen ist festzuhalten, dass vor und nach dem Kurzlinerabschnitt Risse im Altrohr durch die Druckaufbringung im Zuge des Linereinbaus entstanden sind. Des Weiteren sind die Enden der Kurzliner aufgestülpt oder ausgefranst.

Eine Unterscheidung der Sanierungsstellen nach dem Alter der ausgeführten Sanierungsmaßnahmen hat ergeben, dass Sanierungen, die in den letzten fünf Jahre ausgeführt wurden, nur leichte Mängel aufweisen und diese bei der Bauabnahme akzeptiert wurden.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass die sanierten Abschnitte in einem sehr guten Zustand sind und die Beanstandungen nach längerem Betrieb verhältnismäßig gering ausfallen. Die Angaben der Nutzungsdauer in den unterschiedlichen Regelblättern und Informationsblättern können als Grundlage für Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen jedenfalls empfohlen werden. Die angegebenen Schwankungsbreiten bei Reparaturmaßnahmen wurden auch bei den vorliegenden Untersuchungen festgestellt.

Sanierte Abschnitte in gutem Zustand

Es hat sich gezeigt, dass die sanierten Abschnitte (in unserem Beispiel) in einem sehr guten Zustand und die Beanstandungen nach längerem Betrieb verhältnismäßig gering sind. Die Angaben der Nutzungsdauer in den unterschiedlichen Regelblättern und Informationsblättern können somit als Grundlage für Kostenvergleichsrechnungen jedenfalls empfohlen werden; die angegebenen Schwankungsbreiten bei Reparaturmaßnahmen wurden auch bei den vorliegenden Untersuchungen festgestellt.

Sanierungen sind unseres Erachtens nach besser als ihr Ruf. Der Bauüberwachung kommt jedoch ein hoher Stellenwert zu, d. h. man muss weiterhin auf die Qualitätssicherung achten und darauf bestehen, dass alle Prüfkriterien entsprechend dem Stand der Technik erfüllt bzw. dokumentiert werden.