Franz-Reinhard Habbel
Franz-Reinhard Habbel: „Digitale Innenstädte und Ortszentren beleben den Raum durch mehr Transparenz und Kommunikation.“

Kommunalwirtschaftsforum 2022

Digitale Innenstädte als „the places to be”

6. April 2022
Die Welt verändert sich. Die Frage, die heute gestellt wird, ist die Frage, ob „ich in meiner Gemeinde eine Zukunft habe“, konstatierte Franz-Reinhard Habbel, Digitalpionier und früherer Pressesprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, zu Beginn seiner Keynote. „Wenn Aspekte wie Wohnen, Ausbildung, Familie und so weiter in einer Gemeinde nicht passen, wird es zur Abwanderung kommen. Und die Frauen werden als erste gehen.“

Die sich verändernde Welt bringt den Menschen zuerst Unsicherheit. „Nicht mehr die Zukunft, sondern die Vergangenheit scheint als verheißungsvoller Ort,“ wie Habbel die deutsche Soziologin Cornelia Koppetsch zitiert. Daraus resultiert der Konflikt „Entdecker“ gegen „Verteidiger“, weil die Menschen auf de Suche nach „Gewissheit“ sind.

Dabei helfe der Blick nach hinten nichts, denn der würde nur Ungewissheit erzeugen, da sich die Welt wie gesagt in einer Veränderung befinde. Und die Gemeinden seien im Fokus der neuen Herausforderungen. Die Bewältigung brauche „eine neue Art der Kommunikation – und die Gemeinden reagieren darauf mit Smart City-Strategien.“

Kommunikation ist der Schlüssel zur Bewältigung

Besonders wichtig für eine bessere Kommunikation: Der Abbau von Hierarchien. Ein Blick auf ein Organigramm einer größeren Gemeinde oder Stadt zeigt auf, welch starre Strukturen es da gibt. Daraus resultiert, so Habbel, dass man „die Zukunft organisieren muss“. Er stellt fest, dass es vor allem bei uns (Deutschland und Österreich) sehr viel sehr gut und stabil funktionierende „Prozessarbeit“ gibt.

Zu kurz kämen „Projektarbeit“ und vor allem „Pionierarbeit“. In der Pionierarbeit würden die richtigen Fragen gestellt, aber dieses neue Denken erscheint instabil. Dennoch würde dieses neue Denken Innovation ins System bringen – etwas, was in den Gemeinden mit den Bürgerbeteiligungen schon am Laufen ist, so Habbel.

Durch die Ausweitung der Bürgerbeteiligung über die Verfahrensbeteiligung hinaus setzen Gemeinden wichtige Maßnahmen zu einer besseren Kommunikation. „Städte und Gemeinden leben von diesen offenen Gesellschaften“, ist Habbel überzeugt. Allerdings stellt sich konsequenterweise dann die Frage, wem denn der öffentliche Raum gehöre?

Die Innenstädte sind nicht tot, wir müssen sie nur re-konfigurieren!

Digitale Innenstädte und Ortszentren beleben den Raum durch mehr Transparenz und Kommunikation. Ein digitales Ortszentrum schafft auch eine smartere, effizientere und multimodale Mobilität. „Damit wird die digitale Innenstadt, das digitale Ortszentrum zum zentralen Baustein von Smart City – mit Parkraumbewirtschaftung, digitalen Info-Stelen, E-Charging, Smart Lightning und Frequenzmessungen, um nur ein paar Punkte zu nennen“, so Habbel.

Die digitale Innenstadt würde auch den Einzelhandel ins Internet bringen und durch Vernetzung eine neue City-Logistik schaffen – auch das ein positiver Effekt. Zusätzlich bringen „Work-Community-Hubs“ – also eine Mischung aus Büro, Wohn-, Gastro-, Mobilitäts-, Gemeindeschafts- und Arbeitsflächen „einen dritten Ort zwischen Wohnen und Arbeiten“, wie es Habbel nennt.

„Die Devise muss lauten: Machen Sie!“ schloss Habbel seinen Blick auf die Zukunft der digitalen Innenstädte und zitierte Alan Kay, einen amerikanischen Informatiker, der als Pionier in den Bereichen der objektorientierten Programmierung und der Gestaltung grafischer Benutzeroberflächen gilt: „Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie gestaltet.“