Christoph Mayer, Gründer der „KastlGreissler“, berichtete über sein Konzept zur Sicherstellung der Nahversorgung.
Christoph Mayer: „Ab einem Jahresumsatz von rund 70.000 Euro rechnet sich ein Kastl.“
© Jürg Christandl

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24 Stunden, 7 Tage die Woche, keine Bedienung! In Österreich unmöglich?

Eines der Schwerpunktthemen des Kommunalwirtschaftsforums lag auf einer nachhaltigen Agenda für Gemeinden, insbesondere auch mit Blick auf die Versorgungssicherheit. Während es in vielen Gemeinden eben keinen Nahversorger mehr gibt, wurde dem Konzept des „KastlGreisslers“ mehr Aufmerksamkeit gegeben.

Das Konzept, von KastlGreissler-Gründer Christoph Mayer in einem Workshop vorgestellt, sieht vor, dass Franchise-Nehmer einspringen. Überall dort, wo es an Nahversorgern fehlt, stellt er an zentralen und gut erreichbaren Plätzen sein „Kastl“ auf. Oder findet sein Zuhause in Ladenlokalen – besetzt im besten Fall Leerstand. Wert wird auf frische, gesunde Lebensmittel aus der Region gelegt, heimische Spezialitäten angeboten oder Dinge des täglichen Gebrauchs wie Shampoo, Waschmittel, Zahnpasta oder ähnliche Haushaltswaren anbietet.

Das Angebot umfasst rund 450 Artikel, meist Erzeugnisse ab Hof, die auf kleinstem Raum übersichtlich in Regalen und Kühlschränken präsentiert werden.

Wichtigste Einschränkung: Kein Alkohol! Damit, so Mayer, soll vor allem jeglicher Missbrauch durch Minderjährige verhindert werden. Dieser Punkt als einer von mehreren gab Anlass zu Einsprüchen seitens der großen Supermarkt-Ketten.

Im Wesentlichen ist der KastlGreissler eine Art Container, der an zentralen, jedenfalls aber frequentierten Stellen steht. „Worauf es ankommt, ist, dass es langsame Frequenzen sind. An einer Durchzugsstraße hat ein Kastl nicht viel Sinn, weil die Leute nicht stehenbleiben. Im Ortszentrum, wo man eher langsam vorbeikommt, ist der ideale Platz“, so Mayer. Ideal ist es am natürlichen Lebensweg der Menschen, also bei Schulen, neben Ärzten, an Standorten des Personennahverkehrs.

Die Vorleistung der Gemeinde ist verhältnismäßig gering. Es braucht einen ebenen Platz, ein Fundament, das vom Bauhof gemacht werden kann. Und eine Stromleitung für die Kühleinheiten.

An bis zu sieben Tagen in der Woche. In Selbstbedienung

Die Artikel sind an bis zu sieben Tage in der Woche verfügbar, auch an Wochenenden. Denn gute Lebensmittel oder notwendige Haushaltsartikel braucht man auch außerhalb der gewohnten Öffnungszeiten. Offen ist er aber auch für neue Lieferantinnen und Lieferanten sowie regionale Spezialitäten.

Denn auch wenn sie selbst nicht vor Ort sind, sind Kaufleute das Bindeglied zwischen den Menschen hinter den Produkten und den Bürgerinnen und Bürgern. Die Kaufleute oder Franchise-Nehmer suchen persönlich aus, was ins Kastl kommt, und bürgen für ihre qualitativ hochwertigen Erzeugnisse. Für Wünsche, Beschwerden und Anregungen steht ein Gästebuch zur Verfügung man schickt ein E-Mail.

Und was die Profitabilität betrifft: „Ab einem Jahresumsatz von rund 70.000 Euro rechnet sich ein Kastl“, erzählt Mayer, der immerhin heuer noch 40 Läden mit 20 Franchise-Nehmern initiieren will. Damit deckt er bis dato 750 regional Lieferanten und mehr als eine Million verkaufte regionale Produkte ab.

Die Kosten bis zu einem verkaufsfertigen Shop (es gibt auch Förderungen dafür) würden bei rund 49.000 Euro liegen, rechnet er vor. Dazu kommen noch die Kosten für den Transport eines Containers (rund 1500 Euro) und die Kosten für Fundament und Stromanbindung. Größere Container, etwa ein Doppelshop, kosten etwas mehr.

Sinnvoll wäre ein Kastl, so Mayer, ab einer Einwohnerzahl von 600.  

Greissler:in werden - KastlGreissler

Kostenschätzung für einen KastlGreissler

Ausgang ungewiss

Das größte Problem laut Mayer ist die Unverhältnismäßigkeit der Gesetzeslage. „Es ist mir völlig unverständlich, dass am Wochenende Tankstellen offen haben dürfen, wo die Leute den Liter Diesel um 1,70 Euro (oder mehr) kaufen dürfen, aber ein Selbstbedienungsshop, wo es den Liter Milch um 1,20 gibt, nicht.“

Richtig in Fahrt kommt der Kastl-Gründer bei dem Thema Öffnungszeiten und zitiert die Bürgermeister von Echsenbach und Payerbach in Niederösterreich, Josef Baireder und Jochen Bous:

Zitate der Bürgermeiser von Echsenbach und Payerbach, Josef Baireder und Jochen Bous

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