
Die alten Bastionen von Mdina auf Malta. Foto: shutterstock/in Green
Zwischen Johannitern und Playmobil
Eine Reihe von interessanten Eigenheiten entdeckten die österreichischen Bürgermeister, die im Rahmen einer Kommunalreise den Inselstaat Malta besuchten. KOMMUNAL war dabei.
Wenn Peter Dei Conti Sant Manduca über seine Gemeinde spricht, dann leuchten seine Augen. Der Mann mit dem klingenden Namen ist Bürgermeister der Gemeinde Mdina auf der Insel Malta. In seiner ursprünglichen Bedeutung steht der Name für „Zufluchtsort", eine passende Bezeichnung für den Ort, der eigentlich eine Festung ist und auf eine Geschichte von mehr als 2000 Jahren zurückblicken kann. Heute ist Mdina eine der kleinsten Gemeinden auf Malta und zählt nur 236 Einwohner, etwa gleich viel wie Kleinmürbisch im Burgenland.

Partnergemeinde gesucht
Der Mann ist dennoch ein politischer Profi und euphorischer Anwalt seiner Heimatgemeinde, die jeden Tag tausende Touristen anlockt. „Eine Partnerschaft mit einer Tourismusgemeinde in Österreich, das wäre was", sagt Dei Conti Sant Manduca beim Besuch der österreichischen Bürgermeisterdelegation in seinem Rathaus. Man könne voneinander lernen und sich über erfolgreiche Konzepte austauschen, sagt der Ortschef, während er seinen österreichischen Kollegen die historische Innenstadt zeigt. Heller Kalkstein dominiert die barocken Gebäude, die vielfach vom Johanniterorden (später Malteserorden) errichtet wurden und den Besucher in vergangene Jahrhunderte versetzen. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Doch der Bürgermeister will etwas tun, will internationale Kontakte. Interessenten heiße er jederzeit willkommen.

Damit ist vielleicht auch schon etwas Wichtiges über den kleinen Inselstaat südlich von Sizilien gesagt. Die Gastfreundschaft und die Offenheit sind Eigenschaften, auf die die österreichischen Gäste überall stoßen, wo sie auf maltesische Kommunalpolitiker treffen. Auch beim Treffen mit dem maltesischen Gemeindebund sind die Insel-Politiker um Vertiefung der kommunalen Kontakte bemüht. Insgesamt bestehen auf Malta und der dazu gehörenden Nebeninsel Gozo 68 Gemeinden mit einer durchschnittlichen Bevölkerungszahl von 6500 Einwohnern. Auch die Hauptstadt Valetta hat nicht mehr Bewohner, allerdings pendeln jeden Tag rund 20.000 Menschen zur Arbeit in die Hauptstadt. Für die EU-Ratspräsidentschaft hat sich die Hauptstadt der Insel herausgeputzt.
Zwei-Parteien-Staat
Politisch ist Malta heute de facto ein Zwei-Parteien-Staat, in dem sich Konservative und Sozialdemokraten alle paar Jahre an der Macht abwechseln. „Nicht ideal", wie sogar die einheimischen Kommunalvertreter befinden. Das äußert sich oft in skurrilen Handlungsweisen. Wird unter der Herrschaft der einen Partei etwas geplant, ist das ein zuverlässiger Hinweis darauf, dass es beim nächsten Machtwechsel von der anderen Partei nicht umgesetzt wird. „Fortschritt ist dadurch oft schwierig zu erzielen", beklagt sich die Reiseführerin, eine deutsche Staatsbürgerin, die seit vielen Jahren auf Malta lebt. Dazu kommt noch das Inselduell zwischen Malta und der kleineren Schwesterinsel Gozo. Man liebt sich nicht, und am liebsten wäre Gozo ein gänzlich eigenständiger Staat, bei insgesamt nur 31.000 Einwohnern vermutlich nur ein frommer Wunsch.
Gemeinden sind in Malta nicht so unabhängig wie in Österreich
In der kommunalen Struktur gibt es doch deutliche Unterschiede zu Österreich. Auf dem Papier haben die maltesischen Gemeinden zwar ähnliche Aufgaben, sind von der Zentralregierung jedoch finanziell in deutlich größerer Abhängigkeit. Eine funktionierende Abfallbeseitigung gab es bis vor wenigen Jahren nicht. Um zu verhindern, dass die Menschen ihren Müll selbstständig und irgendwo entsorgen, hat man nun eine zentrale Müllabfuhr organisiert. Zum Nulltarif für die Bewohner und mit täglicher Abholung. Kanalgebühren gibt es auf Malta ebenfalls keine. Auch die Wasserversorgung ist im Wesentlichen zentral gesteuert, weil das Wasser vorwiegend aus Entsalzungsanlagen stammt – der Anteil an eigenem Grund- oder Quellwasser ist auf der Insel gering. Das Bürgermeisteramt ist – ähnlich wie in Österreich – eher Berufung als Beruf, erzählen die beiden Dorfbürgermeister David Schembri (Gemeinde Qrendi) und Anthony Dalli (Gemeinde Iklin). „Wir machen das, weil wir unsere Dörfer lieben", sagen beide. „Der Verdienst ist nicht der Rede wert, mein Auskommen beziehe ich durch meine Pension."
Steuerparadies Malta
Wirtschaftlich geht es den Maltesern gut, was zumindest zum Teil auch am Ruf der Insel liegt, ein kleines Steuerparadies zu sein. Die Arbeitslosigkeit ist gering, das Wirtschaftswachstum doppelt so hoch wie in Österreich. Finanz- und Versicherungsdienstleister bringen mehr als 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die Staatsschulden sind deutlich niedriger als in Österreich. Der „hidden champion" der Insel ist das deutsche Unternehmen Playmobil, das einen guten Teil der bekannten Figuren auf Malta fertigen bzw. montieren lässt. „Die Österreicher zählen hier allerdings zu den größten Investoren", erzählt Michael Bianchi, der für Österreich Generalkonsul auf der Insel ist. Eigene Botschaft gibt es keine mehr, die 2005 eröffnete Vertretung wurde 2015 wieder geschlossen.
Für die heimischen Bürgermeister, die im Rahmen der kommunalen Bildungsreisen des Gemeindebundes jedes Jahr zwei Länder besuchen, brachte der Aufenthalt in Malta einige wichtige Erkenntnisse. „Zum einen wird uns immer wieder bestätigt, dass unser Modell der kommunalen Autonomie europaweit vorbildhaft ist, weil es viele Entscheidungen und Kompetenzen vor Ort lässt", so Gemeindebund-Chef Alfred Riedl, der die Delegation anführte. „Zum anderen leben wir hier auf einem unglaublich hohen Niveau kommunaler Leistungen für die Bevölkerung. Kinderbetreuung, Schule, Altenbetreuung, Pflege und vieles, vieles mehr ... das gibt es in dieser Qualität und Intensität in kaum einem europäischen Land."