„Agenda 2030 und die Rolle der Gemeinden“
Kaum fassen konnte der Redoutensaal in Linz die Teilnehmer, die aus ganz Österreich gekommen waren.
© Pulswerk/Stimpfl

„Super Dinge gemeinsam“ umsetzen

Um die „Agenda 2030 und die Rolle der Gemeinden“ dabei ging es Anfang April in den Linzer Redoutensälen. Dabei wurden nichts weniger als kommunale Antworten auf die globalen Herausforderungen unserer Tage gegeben.

Die Übersetzung „Super Dinge Gemeinsam (umsetzen)“ für das sperrige englische „Sustainable Development Goal“ des ehemaligen UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sparte sich Franz Flotzinger, Direktor des Oberösterreichischen Gemeindebundes, bis zum Schluss auf. Aber dann hatte er den Applaus der rund 250 Teilnehmer, die einen intensiven Tag lang über die Nachhaltigkeitsziele nachdachten, sie diskutierten und Lösungen aufzeigten, auf seiner Seite. 

Holpriger Start in die lebenswerte Zukunft

Der Tag begann besonders hochrangig. Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger, Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander, Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl und die Linzer Vizebürgermeisterin Karin Hörzig diskutierten auf dem Podium über die Bedeutung der 17 SDGs für ein künftiges, besseres Leben auf dieser Welt.

Einigkeit herrschte erstens über die Herausforderung, dass eine Änderung im Lebensstil stattfinden wird müssen. Diese Änderungen lassen sich aber nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort, den Kommunen und allen politischen Ebenen erreichen.

Und zweitens war man sich einig, dass diese Entwicklung über Politikergenerationen – sprich ein Denken auch über die berühmte „nächste Wahl“ hinaus – dauern wird. Und die dritte Grundübereinstimmung herrschte beim Zugang, dass nämlich nur dann eine Chance besteht, die Ziele zu erreichen, wenn man das „systemübergreifend“ angeht.

Leider erfolgte nach einer knappen Stunde eine Enttäuschung, als sich entgegen aller Beteuerungen zum „gemeinsam daran Arbeiten“ die Bundes- und Landesebene mehr oder weniger wortlos verabschiedete und die kommunale Ebene zum Planen (das Schlagwort des gemeinsam strategisch Planens machte vorher die Runde) und Arbeiten allein zurückließ. 

„Nicht fragen, wer mir hilft, sondern selbst loslegen“

„17 sind zu wenig, wir machen 19!“ Thorsten Krüger, Bürgermeister der norddeutschen Stadt Geestland in Niedersachsen, tischte seinen Bürgermeisterkollegen rund um Alfred Riedl dann eine alte Weisheit auf: „Nicht fragen, wer mir hilft, sondern selbst loslegen.“ Umso mehr – diesen Seitenhieb auf die „hohe“ Politik konnte er sich nicht verkneifen –, weil Land und Bund zwar gerne Dinge ankündigen, bei der Umsetzung aber nicht mehr dabei sind.

Dabei sei „jeder Tag, an dem man nicht lernt“ und dem Ideenreichtum der Menschen aus dem Weg geht, ein verlorener Tag. 
Aus dieser Grundhaltung heraus hat Geestland zu den 17 Nachhaltigkeitszielen zwei weitere definiert, nämlich 18 für „Flucht & Asyl“ und 19 für „Freude am Leben“. Krüger merkte zwar an, dass das nur Vorschläge seien, aber sie würden die Agenda „abrunden“.

Lasst Taten folgen

Da die 17 (oder 19) Ziele eine absolute Querschnittsmaterie sind, wurde schnell klar, dass man hier als Person, als Gemeinde Prioritäten setzen muss und sich nicht einzelne Ziele herauspicken kann.

Für viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen war dennoch eine Frage zentral: „Wie kann ich meinen Bürgermeister davon überzeugen, sich überhaupt mit den Sustainable Development Goals auseinanderzusetzen?“

Als optimales Tool für die Erreichung der SDGs hat sich eines immer wieder als besonders hilfreich herausgestellt: Die Lokale Agenda. Bis jetzt gibt es solche Prozesse in knapp 500 Gemeinden und Regionen in Österreich: Tendenz steigend, so Moderatorin Nadia Prauhart von der Agentur Pulswerk, die mit der Zukunftsakademie Oberösterreich den Tag organisierte.

Es fehlt also weder an Visionen noch Ideen und schon gar nicht an Hilfsmitteln. So gibt es beispielsweise das Tool „Gemeinde Navi Agenda 2030“, mit dem eine Gemeinde einfach ermitteln kann, wo sie im Bezug auf die Ziele steht, was schon alles gemacht wurde und wo es noch Handlungsbedarf gibt. Ein Blick auf diese Scheibe lohnt, denn hier sieht die Gemeinde, was sie schon alles umgesetzt hat.  

Gemeinde Navi Agenda 2030
Mit dem „Gemeinde Navi Agenda 2030“ sieht die Gemeinde, wo sie im Bezug auf ihre Ziele steht, was schon alles gemacht wurde und wo es noch Handlungsbedarf gibt.

Informationen

Mehr Infos – auch wie man zum NaviTool kommt – gibt es auf www.agenda2030.at oder bei Nadia Prauhart unter Tel. 01/523 61 05