Gemeinsam für eine lebenswerte Kommune
Das Kommunalwirtschaftsforum bietet Entscheidungsträgern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft eine ideale Plattforum zur Vernetzung.

Gemeinsam für eine lebenswerte Kommune

Mitte März diskutierten rund 150 Teilnehmer in der Linzer Tabakfabrik über die Frage, welche lokalen Antworten es für globale Herausforderungen der digitalen Zukunft gibt. KOMMUNAL war bei zwei intensiven und spannenden Tagen dabei.

Es gibt nicht „die“ Zukunft! Es gibt auch nicht „eine Zukunft“, es gibt deren zwei. Die vorhersehbare und die nicht vorhersehbare. Die einzige Frage sei, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen würden.



So begann der Genetiker Markus Hengstschläger sein Plädoyer für mehr Individualität und die Förderung von Talent. Talent und Ideenreichtum, so Hengstschläger, sind die einzigen wirklichen Rohstoffe, über die das kleine Österreich verfüge. Und so lange sich nicht alles dem Ziel unterordne, diese Rohstoffe zu fördern und zu heben, sei anderes nicht wirklich wichtig.



Mit seinem Vortrag am Abend des ersten Konferenztages brachte der „Rockstar unter den Wissenschaftlern“ und bekennende „größte Fan von Lionel Messi“ eine Thematik auf den Punkt, mit der sich auch die Kommunalpolitiker befassen werden müssen. Die Gemeinden – so Hengstschäger – müssen sich so aufstellen, dass sie auch die Bälle annehmen könnten, von denen sie nicht wüssten, woher sie kommen. Wie Messi das mache.



Er prangerte damit den Usus in Österreich an, sich mit dem Erreichen eines im Vergleich zu schlechteren Ergebnissen relativ guten Levels zufrieden zu geben und auch nicht mehr zu wollen. Das sei der Tod von Talent und Ideenreichtum, von Kreativität und all jenen Ansätzen, mit denen „wir in Österreich auf die unbekannten Herausforderungen der Zukunft reagieren können“.



Auf die Gemeinden heruntergebrochen: Stellt euch so auf, dass ihr die heutigen Herausforderungen bestmöglich löst und dennoch flexibel auf die kommenden reagieren könnt. Wenn uns das Leben eines zeigt, dann das: Man kann nicht vorhersagen, aus welcher Ecke wann welcher Ball auf uns zukommt. Es kommt einzig darauf an, ihn zum richtigen Zeitpunkt zu fangen.

„Lernen Sie von den anderen Gemeinden“



Wie das funktionieren könnte, zeigten die rund 50 Referenten aus Kommunalpolitik, Wirtschaft und Wissenschaft auf, die dem Kommunalwirtschaftsforum Leben einhauchten. Gerhard Hammerschmid zum Beispiel erinnerte die Kommunen daran, dass sie nicht immer das Rad neu erfinden müssten. „Lernen Sie von den anderen Gemeinden, lernen sie von funktionierenden Beispielen, adaptieren sie es für sich und bringen sie ihre Gemeinden an die Spitzen“, so Hammerschmid.

Kann in der Verwaltung Kreativität existieren?



Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger und die Ortschefinnen von Klagenfurt, Luise Mathiaschitz, und Freistadt, Elisabeth Paruta-Teufner, thematisierten dann in der Diskussion mit dem Publikum den (nicht nur digitalen) Wandel zwischen Tradition und Moderne, vor dem wir stehen.



Hier zeigte sich ein weiteres Handlungsfeld: Kann in der Verwaltung Kreativität existieren? Gerade die zahlreichen Amtsleiter beteiligten sich hier, sie sind auch besonders betroffen. Vom Gesetzgeber an strikte Abläufe gebunden, bedroht von Haftungsfragen und getrieben von den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger nach mehr Flexibilität, stehen sie besonders im Zentrum des Wandels.

Aus Verwaltungen „Gestaltungen“ schaffen



Während in den Foren Experten und Kommunalpolitiker über die verschiedensten Zugänge und Lösungen auf und für die Fragen der Zukunft diskutierten, blieb zum Abschluss „der Jugend“ das letzte Wort. Elisabeth Feichtinger, Bürgermeisterin von Altmünster und Severin Mair, Bürgermeister von Eferding, erzählten von ihrem Verständnis vom Amt. Mair war 22, Feichtinger 28, als sie 2015 gewählt wurden.



Beide sind überzeugt, dass Änderungen nur gemeinsam mit den Menschen zu bewirken sein. Aber es ist auch klar, dass das größte Potenzial der jungen Generation deren Kreativität sei. Die gelte es zu fördern. Dazu werde es notwendig sein, die Strukturen der Gemeinden anzupassen. Gerade im ländlichen Raum leben und arbeiten die Menschen nach Strukturen, die im Wesentlichen mehrere Jahrzehnte alt sind. Es stelle sich die Frage, ob damit die Herausforderungen der Zukunft noch zu lösen sind.

Andersdenkende willkommen heißen



Wichtig wird auch sein, eine „Umgebung der Toleranz“ zu schaffen. Will man als Gemeinde einzigartig werden, will man Investoren anlocken, will man Kreativität fördern, funktioniert das nur in einer Umgebung, die Andersdenkende willkommen heißt. Man müsse es machen wie San Francisco, wo auf Tafeln „Strangers“, also Fremde, begrüßt werden.



Ein Vorteil der Jugend ist, dass ihr viele Dinge leichter, unbelastet von Befürchtungen, von der Hand gehen. Wenn etwas nicht klappt, ist man um eine Erfahrung reicher und probiert etwas anderes. Genauso wichtig ist es nach den beiden jungen Bürgermeistern aber auch, dass im Hintergrund ein Team an der Arbeit ist, das motiviert ist und funktioniert. So könne aus Verwaltungen „Gestaltungen“ werden.



Mit den Worten des großen Physikers Stephan Hawkings, der wenige Tag vor dem Kongress verstarb, schloss das Kommunalwirtschaftsforum den Blick auf lokale Antworten für globale Herausforderungen der digitalen Zukunft: „Jetzt kommt entweder die beste Zeit des Lebens oder die schlechteste.“

 

 

Gerhard Hammerschmid, Luise Mathiaschitz, Elisabeth Paruta-Teufner und Klaus Luger im Gespräch mit Moderator Markus Staudinger von den OÖ Nachrichten.

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