Podcast
© Alex from the Rock - stock.adobe.com

Hören statt lesen

Durch’s Reden kommen die Leut’ z’sammen – mit dem KOMMUNAL-Podcast

Peter Eisenschenk und Herbert Gaggl sind die ersten Studiogäste im Podcast von „Bürgermeister Zeitung“ und „Kommunal“. In dem neuen Format kommen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nun besonders ausführlich zu Wort.

Wer heute in Moosburg in ein Alter kommt, wo man ein Haus baut und Kinder bekommt, kennt vermutlich keinen anderen Bürgermeister als Herbert Gaggl. Der 68-Jährige steht seiner Gemeinde seit 1991 vor. In diesen mehr als drei Jahrzehnten hat er viel bewegt – aber auch das eine oder andere Mal daneben gegriffen. Und das bekommt er regelmäßig zu hören: auf der Straße, vor der Kirche, im Wirtshaus.

Herbert Gaggl
Herbert Gaggl, Bürgermeister von Moosburg: „Man muss dazu stehen, wenn man bei einer Entscheidung falsch gelegen ist.“

„Man muss dazu stehen, wenn man bei einer Entscheidung falsch gelegen ist“, sagt Gaggl. Er ist überzeugt: Wer immer nur Ausreden sucht oder mit dem Finger auf andere zeigt, wenn etwas schief gelaufen ist, wird als als Bürgermeisterin oder Bürgermeister auf Dauer nicht erfolgreich sein. 

Mit dieser Einschätzung ist Gaggl nicht alleine. Politik ist auf kommunaler Ebene viel unmittelbarer als im Land oder im Bund. Wer mit offenen Augen durch den Ort geht, sieht sofort, was gut läuft – und was nicht. Konflikte im Gemeinderat werden in der Regel mit offenem Visier geführt und danach gar nicht so selten bei einem Achterl oder zwei beigelegt. Und in gerade in kleineren Gemeinden haben die meisten Leute die Handynummer des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin eingespeichert. Man kennt einander. 

Bürgermeister von den Vorhang

Diese Überschaubarkeit ist zweifellos einer jener Gründe, warum die Kommunalpolitik in der Bevölkerung weiterhin höchstes Ansehen genießt, während das Vertrauen in die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger auf den höheren Ebenen in den letzten Jahren auf einen Tiefpunkt gesunken ist. Mehr als ein Drittel der jungen Leute haben Zweifel, dass das gegenwärtige politisches System, in dem unterschiedliche Parteien um Mehrheiten ringen, wirklich das Beste ist. Zu den globalen Herausforderungen der jüngeren Zeit – Corona, Inflation, die Kriege in der Ukraine und in Nahost – kommen hausgemachte Skandale bei fast allen Parteien, die die Politikverdrossenheit befeuern. Denen da oben vertraut man nicht mehr. 

Diese Entwicklung ist mehr als besorgniserregend. Umso wichtiger ist es, jene vor den Vorhang zu holen, denen weiterhin großer Respekt entgegengebracht wird.

„Wenn es darum geht, Trends umzukehren, spielen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister eine enorm wichtige Rolle“, sagt der Politikberater Peter Plaikner. „Die Gemeinden waren in der Vergangenheit oft Seismographen für künftige Entwicklungen“, sagt er. Von der Zersplitterung der traditionellen Parteienlandschaft über ganz neue Fraktionen bis hin zur Personalisierung der Politik.

Auch neue Formen der Mitbestimmung, die Einbindung der Bevölkerung in wichtige Entscheidungen werden in den Gemeinden seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert. Die Politik auf Bundes- und Landesebene wäre gut beraten, genauer auf die kleinste Einheit der Verwaltung zu blicken – wo Demokratie noch spürbar ist. 

Von Bürgermeistern lernen

Das ist einer der Gründe, warum die Bürgermeister-Zeitung in Kooperation mit KOMMUNAL nun eine neue Podcast-Serie startet, in der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister besonders ausführlich zu Wort kommen. Zu ganz konkreten Themen wie Ökologie oder Dorfkernerneuerung. Aber auch zu Grundsätzlichem: Etwa dazu, wie das Ansehen der Politik wieder steigen könnte oder was zu tun ist, um die vielen Gräben in der Gesellschaft kleiner zu machen. 

Herbert Gaggl war einer der beiden ersten Gäste des neuen Formats. Der Moosburger Bürgermeister hat keine Sekunde gezögert zuzusagen. Denn er ist überzeugt: „Wir müssen wieder lernen, mehr miteinander zu reden.“ Ganz egal, ob das nun im Gemeindeamt ist, auf der Straße oder über ein neues Medium, das Raum gibt, einen Gedanken auszuführen und Widersprüche zuzulassen.

So sieht das auch Peter Eisenschenk, Bürgermeister von Tulln an der Donau, der im Podcast erzählt, wie er aus einer Kleinstadt mit leeren Kassen eine florierende Kommune gemacht hat, die nebenbei eine Vorzeigegemeinde in Sachen Nachhaltigkeit ist. 

„Durchs Reden kommen die Leute zusammen“, heißt es. Und vielleicht lässt sich auch das Ansehen der Politik ein wenig verbessern, wenn jene stärker zu Wort kommen, die jeden Tag aufs Neue für ihre Überzeugungen einstehen. 

Zu den Podcasts

Podcasts | KOMMUNAL

Podcast QR

Schlagwörter