
Wolfgang Viehauser: „Für Banken ist die Zinssituation nicht optimal. Für Kreditnehmer ist sie optimal.“
"Die Herausforderung lautet, finanziellen Spielraum zu behalten"
Wolfgang Viehauser ist neuer Vertriebsvorstand der HYPO NOE Gruppe Bank AG. Im Zuge der geplanten Fusion von HYPO NOE Gruppe Bank AG und HYPO NOE Landesbank AG wurde entschieden, die Zahl der Vorstände künftig von vier auf drei zu reduzieren. Im Interview berichtet Wolfgang Viehauser über die Hintergründe.
Warum hat die HYPO NOE die Anzahl der Vorstände von vier auf drei reduziert und warum war diese Umstrukturierung notwendig?
Wir fusionieren zwei Banken. Die HYPO NOE Landesbank, die die Filialen verantwortet, und die HYPO NOE Gruppe Bank, die das Großkundengeschäft macht. Um die Struktur einfacher zu machen, wollen wir Komplexität herausnehmen und auch Kosten senken. Mit ein Teil dieses Kostensenkungsprogramms ist, von vier auf drei Vorstände zu reduzieren.
Welche sind im derzeitigen, wirtschaftlichen Umfeld die größten Herausforderungen für die österreichischen Kommunen punkto Finanzierung?
Die Gemeinden befinden sich momentan in einer schwierigen Phase, weil der Finanzausgleich noch verhandelt wird und dadurch Unklarheit herrscht, wie es weitergeht. Es ist schwierig, wenn man nicht weiß, wie sich die Einnahmensituation ändert. Der finanzielle Spielraum der Gemeinden ist alles andere als groß. Sie haben sehr viele Fixausgaben und nur wenig Freiraum, in dem sie sich bewegen können. Hinzu kommen ständig steigende Kosten, nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingsthematik und der stark steigenden Pflegekosten im Sozialbereich.
Die große Herausforderung lautet, finanziellen Spielraum zu behalten, um auch gewisse fördernde Aspekte setzen zu können. Dafür bieten wir den Gemeinden Finanzierungslösungen, die ihnen helfen sollen, diese Spielräume zu bekommen.
Wie könnte so eine Finanzierungslösung aussehen?
Beginnend mit dem herkömmlichen Kredit, bis dahin, dass wir „alles aus einer Hand“ anbieten. Wir können zum Beispiel die Projektentwicklung selbst durchführen, wir können auch die Errichtung von Immobilien übernehmen, und letztendlich könnte die Gemeinde sogar nur noch als Mieter auftreten, wenn sie das will, und den Rest erledigen wir.
Von der Projektidee, über die Umsetzung bis zur Verwertung der Immobilie können wir in der Gruppe alles selbst durchführen.
Worin liegt der Vorteil, wenn alles aus einer Hand kommt?
Der Vorteil liegt darin, dass man zum Beispiel schon bei der Errichtung die Betriebskosten berücksichtigen kann und dadurch zu einer Gesamtoptimierung kommt. Außerdem verstehen wir extrem gut, was die öffentliche Hand braucht, können aber trotzdem die privaten Aspekte mit einbringen.
Die Landeshaftung für die HYPO NOE läuft demnächst aus. Inwiefern könnte das die Kunden betreffen?
Die Landeshaftung für die HYPO NOE läuft nicht wegen der Fusion, sondern aus gesetzlichen Gründen, aus. Für alle Verpflichtungen der Bank, die nach dem 2.4.2003 eingegangen wurden, laufen im Jahr 2017 die Landeshaftungen aus. Verpflichtungen der Bank, die vor dem 2.4.2003 eingegangen wurden, werden noch weiterhin landesbehaftet sein. Unsere Kunden werden das nicht merken, und es wird für sie kein Unterschied machen, weil die HYPO NOE, wie die anderen HYPOs übrigens auch, schon seit 2007 keine neuen Emissionen mit einer Landeshaftung vergeben durfte.
Die derzeitige Zinssituation scheint ja optimal für Kreditnehmer zu sein. Muss man sich um die Banken Sorgen machen?
Für Sparer und die Banken ist die Zinssituation nicht optimal, für Kreditnehmer dagegen sehr. Wobei wir immer wieder festhalten, dass man als Kreditnehmer immer darauf schauen sollte, ob man auch bei steigenden Zinsen die Belastung noch zahlen könnte. Wenn man hier merkt, dass es knapper wird, sollte man sich gegen steigende Zinsen absichern. Wie lange sie so niedrig bleiben, weiß natürlich niemand. Schon alleine wegen des Brexits gehen wir davon aus, dass das Zinsniveau noch eine Zeit lang niedrig ist, aber das kann dann sich auch sehr schnell ändern.
Die HYPO NOE ist seit vielen Jahrzehnten ein stabiles Unternehmen, wird aber trotzdem immer wieder gemeinsam mit den anderen HYPO-Banken und vor allem der HETA mitgenannt. Wie erklärt man den Kunden in den Gemeinden, dass die HYPO nach wie vor ein starker Partner ist?
Man muss verstehen, dass die HYPO-Banken untereinander nicht verflochten sind. Wir stehen zu 100 Prozent im Eigentum des Landes Niederösterreich und sind eine der am besten gerateten Banken Österreichs. Das ist von den Rating-Agenturen gerade wieder bestätigt worden. Wir bieten zum einen aufgrund der Eigentümerstruktur und zum anderen aufgrund des Ratings eine ganz große Sicherheit.
Aufgrund des Namens werden die HYPOs sehr leicht als zusammengehörig wahrgenommen. Doch wenn man ins Detail schaut, sieht man, dass hier große Unterschiede bestehen unddie HYPO NOE sehr, sehr stabil ist.