Handlungsbedarf bei Pflege und 24-Stunden-Betreuung

Im Jahr 2050 werden in Österreich eine Million Menschen über 80 Jahre alt sein – doppelt so viele wie heute. Voraussichtlich wird jedes zweite Neugeborene seinen 100. Geburtstag erleben. Das ist erfreulich! Aber es stellt unsere Gesellschaft und auch die Kommunen vor enorme Aufgaben. Fragen der Pflege sind dabei immer auch Fragen der Menschenwürde und der Menschenrechte.

Seit 2012 kontrollieren sechs Expertenkommissionen der Volksanwaltschaft im Rahmen eines UNO-Mandats bundesweit unangekündigt Einrichtungen, in denen es zu Freiheitsentzug kommt oder kommen kann, darunter auch Pflegeheime.



Das Personal leistet in den allermeisten Fällen sehr engagierte Arbeit, oft an den Grenzen der eigenen Belastbarkeit. Im aktuellen Bericht an das Parlament zeigt die Volksanwaltschaft strukturelle Mängel und Missstände auf: Abendessen bereits um 16 Uhr, nur ein Duschtag pro Woche, heillos unterbesetzte Nachtdienste – um nur einige Beispiele zu nennen.



Die Volksanwaltschaft pocht daher auf strukturelle Änderungen, wie ausreichend und gut ausgebildetes Personal, Aufwertung der Pflegeberufe und Konzepte zur Gewaltprävention.

Keine Kontrolle bei 24-Stunden-Betreuung zu Hause



Immer wieder beschweren sich Pflegebedürftige und Angehörige bei der Volksanwaltschaft auch über die 24-Stunden-Betreuung zu Hause, die weitgehend ohne Kontrollen erfolgt. Sie berichten über mangelnde Qualifikation des Personals und Vernachlässigungen, bis hin zu Übergriffen.

Volksanwaltschaft fordert verbindliche Qualitätskriterien



Opfer sind jedoch auf beiden Seiten zu finden. Die großteils weiblichen Betreuerinnen werden oft unter falschen Voraussetzungen nach Österreich gelockt und nicht selten von Agenturen ausgenutzt.



Die Volksanwaltschaft fordert daher verbindliche Qualitätskriterien für Agenturen, etwa betreffend Sprache, Ausbildung und Arbeitsbedingungen. Auch unangekündigte Kontrollen wären wichtig, um Menschenwürde präventiv schützen zu können.



Unerlässlich ist zudem eine nachhaltige und solidarische Finanzierungslösung für die Pflege, ebenso wie eine jährliche Anpassung des Pflegegeldes. Schließlich werden wir im besten Fall alle einmal alt.

Schlagwörter