
Vielfalt an Möglichkeiten
Ortskerne entwickeln – mit Strategie und den richtigen Instrumenten
Gemeinden verfügen über unterschiedliche Möglichkeiten, um die Lebensqualität für die Bevölkerung zu steigern und ihre Zentren zu beleben: Gestaltungsmaßnahmen im öffentlichen Raum, Kooperationen mit Eigentümer:innen und Betrieben, die Aktivierung von Leerständen oder Mobilitätskonzepte für kurze Wege – entscheidend ist, dass die Maßnahmen ineinandergreifen und einer gemeinsamen Strategie folgen.
Ein zentraler Orientierungsrahmen ist dabei das raumordnerische Prinzip „Innen vor Außen“, das in den Raumordnungsgesetzen der Länder verankert ist und in Örtlichen Entwicklungskonzepten sowie im Flächenwidmungsplan konkretisiert wird. Ergänzend dazu braucht es strategische Instrumente, die den Gesamtprozess zusammenführen.
ISEK – das strategische Leitinstrument
Besonders wirkungsvoll ist dabei das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Das ISEK bündelt zentrale Handlungsfelder – Wohnen, Wirtschaft, Freiraum, Mobilität, Klimaschutz und soziale Infrastruktur – und übersetzt sie in konkrete Maßnahmen. Einzelne bauliche Projekte, Mobilitätslösungen oder auch Förderungen entfalten ihre volle Wirkung erst, wenn sie Teil eines größeren Ganzen sind. Ein ISEK liefert diesen Rahmen: Es bündelt Kräfte, bringt Fachwissen zusammen und sorgt dafür, dass das Zentrum wieder zu einem starken, attraktiven Herz der Gemeinde wird.
Elias Molitschnig (BMWKMS) beschreibt es so: „Ein ISEK ist der strategische Fahrplan einer Gemeinde, um Entwicklung bewusst, nachhaltig und gut abgestimmt voranzubringen – gemeinsam mit allen relevanten Beteiligten und interdisziplinär. Uns ist es wichtig, solche Prozesse anzustoßen.“
Der erste Schritt ist ein politischer Beschluss, den Prozess zu starten. Danach folgt eine Bestandsaufnahme: Wie steht es um das Ortsbild, den öffentlichen Raum, die Infrastruktur, Mobilität, Grünflächen und soziale Angebote? Gibt es bereits vorhandene Konzepte, auf die aufgebaut werden kann? Auf dieser Grundlage werden Ziele und Leitlinien festgelegt, die genau zu den örtlichen Gegebenheiten passen.
Ein ISEK entsteht im Team: Politik, Verwaltung, Eigentümer:innen, Fachleute aus Raumplanung, Architektur, Freiraumplanung, Mobilität und vielen anderen Bereichen sowie die Bürger:innen arbeiten zusammen. Die Bevölkerung wird von Anfang an einbezogen – denn sie kennt die Stärken und Potenziale des Ortes am besten. In Workshops, Zukunftswerkstätten und öffentlichen Präsentationen werden Ideen entwickelt, diskutiert und zu umsetzbaren Projekten verdichtet.
Am Ende steht ein klarer Maßnahmenplan mit Projekten, Zeitplan, Prioritäten, Verantwortlichkeiten und Finanzierungsgrundlagen. Fachliche Begleitung sorgt dafür, dass die Qualität während der Umsetzung gesichert bleibt, Ziele bei Bedarf angepasst werden und Erfolge sichtbar werden.
Daniel Fügenschuh, Architekt und Präsident der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen, betont die Wichtigkeit von ISEK: „Strategische Ortsentwicklung hilft, Klimawandel, Flächenverbrauch, demografischen Wandel und wirtschaftlichen Druck zu bewältigen. Sie ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.“ Immer mehr Gemeinden nehmen die Verantwortung für ihre strategische Ortsentwicklung pflichtbewusst und professionell wahr.
ISEK Arnoldstein
Der Masterplan 2033 zielt auf ein kompaktes, lebenswertes Ortszentrum ab, mit grundsätzlich parkplatzfreiem Hauptplatz vor der Gemeinde, mehr Grün- und Aufenthaltsflächen, besseren Wegverbindungen zu den angrenzenden Betrieben und Schulen sowie einer Anbindung zur Klosterruine und dem multimodalen Verkehrsknotenpunkt beim Bahnhof. Geplant sind eine Neuordnung des Verkehrs mit Ersatzparkflächen, die Optimierung des Schüler:innenverkehrs und die Entwicklung des gemeindeeigenen Areals im Norden des Gemeindeamtes mit einer gemischten Nutzung bzw. Wohnbebauung.
Bürgermeister Reinhard Antolitsch zeigt sich zufrieden: „Der Masterplan im Zentralraum Arnoldstein/Gailitz ist unser Kompass für die Zukunft. Es braucht klare Ziele, abgestimmt mit allen Betroffenen, professionelle Planung und die Bereitschaft, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.“
Tamsweg: Soziale Kommunikationsräume stärken Marktzentrum
Mit seinem auf Innenentwicklung und Fußläufigkeit ausgerichteten Verkehrskonzept, dem Schutz des historischen Ortsbilds und der aktuellen Umsetzung zweier Wohnprojekte stärkt die Marktgemeinde Tamsweg Lebensqualität und Nahversorgung im Zentrum. Der eindrucksvolle Marktplatz wird heute wieder vermehrt für Veranstaltungen aller Art genutzt – ein weiterer Beweis für ein intaktes soziales Leben im Ortszentrum. Vorausschauende Planung, gelebte Regionalität und ein starkes Miteinander machen Tamsweg zu einem lebendigen Ort – zukunftsfit und zugleich fest in der Region verwurzelt.
„Ein Entwicklungskonzept ist Attraktivitätspolitik für die Bevölkerung: Es stärkt Ortsbild, Wirtschaft und Nachhaltigkeit. Durch die Integration neuer Anforderungen in Bestehendes entstehen Strukturen, die ökologisch, wirtschaftlich und sozial tragfähig sind“, sagt Wolfgang Pfeifenberger, Bürgermeister von Tamsweg.

Bei der Entwicklung von Zukunftsstrategien können Gemeinden auf die Expertise unabhängiger Fachleute wie Ziviltechniker:innen zurückgreifen.
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