Getrennter Müll
Sortenreine Fraktionen lassen sich am besten weiterverwerten und somit auch weiterverkaufen.
© Brantner green solutions

Abfallentsorgung

So läuft das mit dem Müll wirklich

23. April 2024
Die Entsorgung von Haushaltsabfällen war in den letzten Jahren einem starken Wandel unterworfen. Die Müllmengen sind stark angewachsen, zu viel davon landet weltweit in Wäldern, Flüssen und Meeren. Dabei könnte vieles davon wiederverwertet werden. Ziel muss es daher sein, möglichst viele Wertstoffe in den Kreislauf zurückzuführen. Das geht nur mit der richtigen Mülltrennung und der Mithilfe aller Beteiligten. Josef Scheidl. Geschäftsführer von Brantner green solutions, einem der größten Kreislaufwirtschaftsunternehmen Österreichs, will mit gängigen Müllmythen aufräumen.

Falscher Mythos #1: Nach der Abholung wird der gesamte Müll zusammengeschüttet

„Dabei handelt es sich um die Mutter aller Müllmythen. Doch es stimmt nicht, damit würden sich Entsorgungsunternehmen nur selbst schaden. Wir verfolgen das Ziel, möglichst viele Wertstoffe zurück in den Kreislauf zu führen – der Umwelt, der Gesellschaft und auch dem Unternehmen zuliebe. Sortenreine Fraktionen lassen sich am besten weiterverwerten und somit auch weiterverkaufen. Davon haben alle etwas. Um den Kreislauf zu schließen, fokussiert Brantner green solutions auf die bestmögliche Sortierung von Wertstoffen und betreibt daher 13 Sortieranlagen in Europa.“

Falscher Mythos #2: Der Müllkreislauf endet immer auf der Deponie oder in der Verbrennung

„Wir versuchen, möglichst viele Wertstoffe in den Kreislauf zurückzuführen. Diese werden in modernsten Anlagen aussortiert, damit sortenreine Fraktionen entstehen. Der Restmüll, also Stoffe, die am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sind, wird verbrannt. Hierbei entsteht thermische Energie, die etwa für Fernwärme genutzt werden kann. Aus den übrigbleibenden Aschen und Schlacken werden in der Brantner Aufbereitungsanlage für Müllverbrennungsschlacken in Hohenruppersdorf kleinste Metallteile herausgefiltert und recycelt. Das am Ende übrigbleibende Granulat kann beispielsweise als Kiesersatz in der Betonerzeugung verwendet werden.“

Falscher Mythos #3: Biomüll ist im Restmüll auch gut aufgehoben

„Eine Studie, die wir gemeinsam mit dem Verband österreichischer Versorgungsbetriebe VOEB präsentiert haben, zeigt, dass 700.000 Tonnen Biomüll jährlich fälschlicherweise im Restmüll landen. Aus diesen Stoffen könnten wir jedoch, etwa in der modernsten Kompostieranlage Österreichs, unserem Brantner Erdenreich, wertvolle Erden und Substrate gewinnen, die das Pflanzenwachstum anregen und den umweltschädlichen Humus-Abbau obsolet machen. Nur biogene Abfälle, die zu viele Störstoffe enthalten und eine Filterung unmöglich machen – das Erkennen unsere KI-gestützten Störstoffscanner in den Lkws schon bei der Abholung – müssen tatsächlich verbrannt werden.“

KI erkennt Art des Mülls
Die KI erkennt, um welche Art von Müll es sich handelt.

Falscher Mythos #4: Plastik ist gleich Plastik

„Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Kunststoffe mit unterschiedlichen chemischen Eigenschaften. PET-Verpackungen beispielsweise werden zerkleinert, gereinigt und nach dem Einschmelzen wieder zu PET, das nahrungsmittelsicher ist, sprich in dem auch nach der Wiederverwertung Lebensmittel aufbewahrt werden können. Andere Kunststoffe wie etwa Hartplastik können jedoch nach dem Aushärten nicht mehr verformt, sprich recycelt werden. Daher sind Kinderspielzeug oder Gegenstände wie Gießkannen nicht in der Gelben Tonne oder im Gelben Sack, sondern im Restmüll zu entsorgen.“

Falscher Mythos #5: Jegliches Glas kommt in die Glascontainer

„Nur Einwegflaschen, Konservengläser und Glasflakons sind für den Glasmüll bestimmt. Ungefärbte Behältnisse kommen zum Weißglas, gefärbte – auch leicht gefärbte – zum Buntglas. Die beiden Fraktionen werden getrennt gesammelt, weil bereits geringe Mengen an Buntglas die Farbe des Weißglases beeinträchtigen können. Die Müllfahrzeuge weisen deshalb zwei Kammern auf. Glasprodukte sonstiger Art weisen andere Schmelzpunkte als Flaschen und Konservengläser auf. Trinkgläser, Glasteller oder Vasen kommen deshalb in den Restmüll. Fensterglas, Drahtglas oder Aquarienglas muss auf dem Müllplatz entsorgt werden.“

Fazit: Noch Luft nach oben in der österreichischen Kreislaufwirtschaft

Laut Eurostat hatte Österreich 2021 mit 835 Kilogramm das höchste Abfallaufkommen pro Kopf in der EU, gefolgt von Luxemburg (793kg) und Dänemark (769kg). In vielen Bereichen wie Holz, Papier und Metalle ist Österreich Vorzeigeland und erreicht künftige Recycling-Zielquoten der EU schon heute. Aufholbedarf gibt es vor allem beim Kunststoff: Bis 2025 muss EU-weit die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen auf 50 Prozent angehoben werden. Österreich hat hier noch einen weiten Weg zu gehen, hält momentan nur ca. bei der Hälfte.

„Unsere Leichtverpackungs-Sortieranlagen leisten einen wichtigen Beitrag, damit Österreich noch mehr Wertstoffe im Kreislauf hält. Wir haben in den letzten Jahren viel in Sortiertechnik investiert, um z. B. die Trennung von PET-Flaschen in verschiedene Farben noch effizienter zu gestalten. Wir sind jedoch dankbar für die Mithilfe der Bevölkerung, die mit der richtigen Mülltrennung den Grundstein für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft legt“, unterstreicht Josef Scheidl.