Flüchtlinge und Kommunalpolitiker in Neudörflers Schule
Bürgermeister Dieter Posch (hinten rechts) mit Landesrätin Astrid Eisenkopf, Landesschulrats-Präsident Heinz-Josef Zitz und Kinder- und Jugendanwalt Christian bei der Übergabe von gesammelten Schulbüchern an Asylwerber. Foto: Bgld. Landesmedienservice

„Wichtig ist der Respekt voreinander“

In Neudörfl hat man bereits ein Vierteljahrhundert Erfahrung mit der Unterbringung von Flüchtlingen. Bereits während der Kriege in Jugoslawien waren viele in der burgenländischen Gemeinde untergebracht. Seit damals besteht das von der Caritas geführte Haus „Sarah“, in dem jetzt vor allem unbegleitete Jugendliche leben. Familien wohnen derzeit im Pfarrhof und einem von einer engagierten Bürgerin gemietetem Privathaus.

Motor der engagierten Flüchtlingspolitik ist Bürgermeister Dieter Posch. „Ich verliere lieber ein paar Wählerstimmen als mein Gesicht“, hat er einmal in einem Interview gesagt. Seither wird er landauf landab zu Veranstaltungen eingeladen, um über seine Ansichten von Flüchtlingspolitik zu sprechen. „Dabei gibt es viele Menschen in Österreich, die sich viel mehr engagieren. Ich sorge nur dafür, die Stimmung in meiner Gemeinde gut bleibt“, meint Posch.



Als er den erwähnten Satz sagte, war österreichweit die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen noch besser. „Wenn ich damals von Gemeinden zu Bürgerversammlungen eingeladen worden bin, habe ich immer empfohlen Mut zu machen. Seither ist die Stimmung aber bekanntlich deutlich schlechter geworden und mein Appell lautet jetzt ,Angst nehmen!‘.“



Stimmen hat der streitbare SPÖ-Bürgermeister, der sich nicht scheut, die Flüchtlingspolitik von Bundes- und Landesregierung heftig zu kritisieren, bisher keine verloren – es haben seither allerdings auch noch keine Gemeinderatswahlen stattgefunden. Aber bei den Landtagswahlen gewann die Neudörfler SPÖ dazu, während sie auf Landesebene Stimmen verlor. Posch vermutet, dass die Stimmung mittlerweile etwas weniger positiv ist. Dass jemand gesagt hätte „Jetzt reicht’s mit den Flüchtlingen“ sei aber noch nie passiert.

Was sagt nun Posch, wenn er gefragt wird, wie eine Gemeinde Flüchtlinge integrieren kann? „Wichtig ist der Respekt voreinander“, so sein Credo.

Beitrag auf CNN



Im Zuge einer internationalen Konferenz über das Flüchtlingsthema, die in Wien stattfand, wurde auch der amerikanische Fernsehsender CNN auf Neudörfl aufmerksam und brachte einen Beitrag. Gezeigt wurden etwa ein Bosnienflüchtling, der vor 22 Jahren Aufnahme in die Gemeinde fand und heute als Badewärter arbeitet, sowie eine afghanische Familie, die erleichtert ist, nach langer Flucht eine neue Heimat gefunden zu haben. Tenor des Beitrags: Wer Migranten nicht als Bürde betrachtet, eröffnet ihnen und der Gemeinde neue Möglichkeiten.