Andrea Pabinger - Bürgermeisterin
Andrea Pabinger: „Nur ganz vereinzelt hat man Bedauern darüber gehört, dass überhaupt keine Männer in Lamprechtshausen kandidieren.“

Die bunte Mischung macht‘s aus

Der frisch gebackenen Bürgermeisterin Andrea Pabinger sind die kommunalen Abläufe in Lamprechtshausen bestens bekannt. Über 20 Jahre lang war sie bereits die Finanzleiterin der Salzburger Gemeinde.

Frau Bürgermeisterin, wie sind Sie in die Politik gekommen?



Als Quereinsteigerin. Ich war zwar immer schon politisch interessiert, auch schon während meiner Schulzeit, komme aber nicht wirklich aus einer politisch aktiven Familie. Seit 1997 bin ich auf der Gemeinde für die Finanzen zuständig, somit über 20 Jahre im Gemeindedienst, und habe dadurch ständig mit der Politik und den Bürgern in der Gemeinde zu tun gehabt.



Meine gesamte Familie, mein Mann und meine Kinder sind alle sehr im Gemeindeleben, insbesondere im Vereinswesen, aktiv. Eines Tages bin ich gefragt worden, ob ich nicht auch für die Politik, genauer gesagt für die ÖVP tätig sein könnte. 2011 habe ich schließlich als Parteiobfrau die Ortspartei übernommen und das war der Beginn für den Weg, den ich mittlerweile eingeschlagen habe. 2014 bin ich als Gemeinderätin angelobt worden, und nun bin ich Bürgermeisterin.



Sie haben die Leitung der Gemeindekasse abgegeben?



Ich bin gerade dabei sie zu übergeben und meine Nachfolge einzuschulen.



Weshalb legen Sie die Leitung der Finanzabteilung zurück?



Rechtlich gäbe es keine Konflikte. Wer das Bürgermeisteramt ausübt, könnte auch die Finanzleitung innehaben. Tatsächlich ist es ein zeitliches Thema. Meiner Meinung nach ist es gescheiter, wenn das eine Mitarbeiterin macht, die sich voll und ganz auf das Zahlenwerk konzentrieren kann.



Was hat sie in ihrem Leben geprägt?



Es gibt viele prägende Erinnerungen, aber der prägendste Umstand ist sicher der, dass ich nicht bei meinen Eltern aufgewachsen bin, sondern von Geburt an bei meinen Großeltern, bei meiner Tante und bei meinem Onkel. Ich habe diese Zeit sehr genossen und hatte eine wunderschöne Kindheit.



Ihre schwierigste Herausforderung im Gemeindedienst?



Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Schon die Tatsache, dass ich kandidiere war eine Herausforderung, aber wenn man aktiv an die Sachen herangeht und die Arbeit mit Freude macht, sind die Herausforderungen nicht unüberwindbar.



Gemeinsam mit meiner Mannschaft und zusammen mit der Gemeindevertretung ist es schön, für die Leute im Ort da sein zu können. Die Herausforderungen sind vielfältigster Natur, in den letzten vier Monaten waren aber zum Glück alle bewältigbar.



Sie kennen die Gemeinde in und auswendig. Ist als Bürgermeisterin dennoch etwas anders?



Eines hat sich gar nicht geändert, nämlich mein Weg in die Arbeit. Da ist (fast) alles gleich geblieben. Das Finanzleiterbüro ist auf der rechten Seite, das Bürgermeisterbüro ist links, und anfangs hab ich noch öfters den verkehrten Weg eingeschlagen. Aber das hat sich mittlerweile auch gelegt. (lacht)



Es ist ein riesengroßer Vorteil, dass ich - dadurch das ich schon 20 Jahre in der Buchhaltung bin - die Gemeinde wirklich in und auswendig kenne, das ganze Zahlenwerk, das Gemeindegeschehen, viele Leute, mit denen man zu tun hat. Nun, als Bürgermeisterin, geht es mir gut, denn ich hab von allem mehr: mehr Aufgaben, mehr Arbeit, mehr Verantwortung, mehr Termine, mehr Möglichkeiten mit den Leuten in Kontakt zu kommen, mehr Möglichkeiten wo dabei zu sein. Der Überblick, den ich mir in den letzten 20 Jahren durch meine Arbeit zugelegt habe, ist jetzt natürlich ein großer Vorteil, und als Bürgermeisterin kann ich jetzt mit Entscheidungen treffen und nicht nur ausführen, wie früher.



Von allem mehr - gilt das auch für die Freizeit?



Die Freizeit, die ich jetzt noch habe, ist natürlich weniger geworden, aber die erlebe und gestalte ich einfach noch bewusster. Die Zeit mit der Familie, mit meinem Mann, und die Zeit für mich selbst,  in der ich in der Natur auftanke, gibt mir Energie und baut auf.



Welchen anstehenden Projekten wollen oder müssen Sie sich widmen?



Derzeit ist die Erweiterung der Sportplatzflächen aktuell. Um die Erweiterung tätigen können, haben wir vor kurzem einen Grund angekauft und die Planungen dazu müssen erst gestattet werden. In einem Bauabschnitt soll das Sportheim neu errichtet werden. Ganz wichtig ist auch die neue Sporthalle für unsere neue Mittelschule, die gleichzeitig als Mehrzweckhalle für Veranstaltungen genutzt werden soll.



Außerdem ist der Verkehr ein Thema bei uns, denn der wird immer mehr. Die Bundesstraße führt zudem genau durch den Ort und entzweit ihn. Sowohl der LKW-, als auch der PKW-Verkehr nehmen stetig zu. Dem müssen wir uns widmen, nur bin ich der Meinung, dass das eine Gemeinde nicht alleine angehen kann. Vielmehr brauchen wir eine überregionale Lösung und Zusammenarbeit mit mehreren Gemeinden und dem Land Salzburg.



Bei der Wahl in Lamprechtshausen sind ausschließlich Frauen gegeneinander angetreten.



Ja, plötzlich standen da drei Frauen zur Wahl. Das gab es österreichweit noch nicht und war etwas ganz Neues. Entsprechend fand dieser Umstand auch medialen Widerhall. In der Zeit vor der Wahl, in der wir drei Kandidatinnen wahlwerben gegangen sind, haben wir immer wieder gehört, dass sich die Leute gefreut haben, dass Frauen zur Wahl stehen. Nur ganz vereinzelt hat man Bedauern darüber gehört, dass überhaupt keine Männer in Lamprechtshausen kandidieren.



Gerade beim Bürgermeisteramt ist in erster Linie natürlich wichtig, dass die Sache im Vordergrund steht. Ich glaube aber, dass es gar nicht verkehrt ist, wenn einmal Frauen das Amt ausüben, da oft eine andere Sichtweise und ein anderer Zugang zu den verschiedensten Themen vorhanden sind. Die bunte Mischung macht‘s aus. Auch bei der Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen, so wie sie bei uns in der Gemeindevertretung stattfindet, zeigt sich: es sind verschiedene Denkweisen vorhanden. Die Ideen aller fallen in einen Topf rein, und daraus können wir gemeinsam das Beste für den Ort erreichen.