Kommt es im Kreisverkehr zu einem Unfall, sind sie meist nicht so schwer wie es auf anderen Kreuzungsanlagen der Fall wäre. Foto: Shutterstock/Oskar Schneider

Der Kreisverkehr: sicher und leistungsfähig

18. Januar 2018
Kreisverkehre gelten als sicherer und leistungsfähiger als andere Kreuzungsanlagen. Doch worauf basiert diese Erkenntnis – und welche Gründe führen letztlich dazu, dass es auf Kreisverkehrsanlagen dennoch zu Verkehrskonflikten kommt? Dieser Frage ging das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) im Rahmen einer aktuellen Erhebung nach, bei der rund 1.900 Fahrzeuge bei der Durchfahrt durch Kreisverkehre beobachtet wurden.





Dies liegt zum einen in der geringeren Anzahl an Konfliktpunkten begründet, an denen sich die Wege der Verkehrsteilnehmer überschneiden. Zum anderen erlaubt das in Kreisverkehren verringerte Geschwindigkeitsniveau potenziell gefährliche Situationen rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Kommt es trotz allem zu einem Unfall, so fällt die Unfallschwere aus den genannten Gründen in der Regel geringer aus, als dies auf anderen Kreuzungsanlagen der Fall wäre - Kreisverkehrsanlagen weisen somit eine erhöhte Verkehrssicherheit auf.

Junge, einspurige Verkehrsteilnehmer besonders gefährdet



Nicht für alle Verkehrsteilnehmer bedeutet ein Kreisverkehr jedoch auch ein automatisch geringeres Unfallrisiko: so ist der Anteil der verunglückten Jugendlichen bedeutend höher als bei anderen Kreuzungstypen.



Durchschnittlich ein Viertel aller im Kreisverkehr verunglückten Personen ist nicht älter als 19 Jahre, mehr als 80 Prozent von ihnen ist zum Unfallzeitpunkt mit dem Moped unterwegs.



Doch auch andere einspurige Verkehrsteilnehmer sind in Kreisverkehrsanlagen besonders häufig in Unfälle verwickelt. Das liegt unter anderem darin begründet, dass Moped- und Motorradfahrer kleinere Kreisverkehre nahezu gerade durchfahren können und zudem die Geschwindigkeit weniger reduzieren müssen, als die Lenker eines mehrspurigen Fahrzeuges.

Nichtblinker erhöhen das Konfliktpotenzial



Bei der Beobachtung wurden in allen Bundesländern insgesamt 155 Konfliktsituationen in Kreisverkehren registriert. Dabei wurde festgestellt, dass in der Gruppe ohne Verkehrskonflikt 42 Prozent beim Ausfahren spät oder nicht geblinkt haben, in der Gruppe mit Verkehrskonflikten 54 Prozent.



Nicht- und Spätblinker erhöhen nicht nur das Konfliktpotenzial im Kreisverkehr, sondern reduzieren zudem seine Leistungsfähigkeit. Da der einfahrende Lenker erst sehr spät erkennt, ob ein konkretes Fahrzeug den Kreisverkehr verlässt oder nicht, können Lücken zwischen Fahrzeugen nicht optimal genutzt werden. So hinderten etwa 21 Prozent der beobachteten Nicht- bzw. Spätblinker ein anderes Fahrzeug an der Einfahrt in den Kreisverkehr.

Leistungsfähige und sichere Kreuzungsregelung



Die Kapazität eines Kreisverkehrs hängt neben dem Verhalten der Verkehrsteilnehmer von anderen individuellen Faktoren wie der Stärke und dem Verlauf der einzelnen Knotenströme ab.



Kreisverkehre gelten allgemein als leistungsfähiger als ungeregelte oder vorranggeregelte Kreuzungen – unter anderem, weil Sie über keine Linkseinbieger verfügen, denn diese verursachen Wartezeiten und verringern dadurch die Leistungsfähigkeit von Knotenpunkten. Allerdings sind Kreisverkehre nur unter günstigen Bedingungen auch leistungsfähiger als Kreuzungen mit Lichtsignalanlage.



Eine Universallösung für alle Kreuzungssituationen ist der Kreisverkehr daher nicht – wie bei anderen straßenbaulichen Maßnahmen auch sollte erst nach einer Prüfung des Einzelfalls über die Art des zu errichtenden Knotenpunktes entschieden werden. Verkehrsberuhigung durch geringe Fahrgeschwindigkeiten, hohe Verkehrssicherheit durch Verringerung von Konfliktpunkten und die damit verbundene geringe Unfallgefahr machen den Kreisverkehr aus Sicht der Verkehrssicherheit jedoch zu einem ebenso attraktiven wie empfehlenswerten Modell der Kreuzungsregelung.