Vertical Farming
Vertical Farming ermöglicht durch Vertikalisierung der Anbaumethoden und Nutzung natürlicher Energieressourcen eine ganzjährige und nachhaltige Kultivierung von Lebensmitteln auf geringster Fläche.

Was versteht man unter Vertical Farming & Aquaponic?

Sie wachsen nicht nur senkrecht, sie können – klug kombiniert mit Fischzucht – auch unsere Versorgungssicherheit stärken. Und die Gemeinden könnten für „Aquaponic“ eine wesentliche Rolle spielen.

Die „hängenden Gärten der Semiramis" oder die „hängenden Gärten von Babylon" waren nach griechischen Autoren eine aufwändige Gartenanlage in Babylon am Euphrat – einer der beiden großen Flüsse des Zweistromlands im heutigen Irak. Sie zählten zu den sieben Weltwundern der Antike.

Nach den antiken Schriftstellern lagen die hängenden Gärten Babylons neben oder auf dem Palast und bildeten ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 120 Metern. Die Terrassen erreichten eine Höhe von ca. 25 bis 30 Metern. Die dicken Mauern und Pfeiler des Aufbaugerüsts waren überwiegend aus Brandziegeln hergestellt. Die Etagenböden bestanden aus drei Lagen, eine Lage aus Rohr mit viel Asphalt, darüber eine doppelte Lage aus gebrannten Ziegeln, die in Gipsmörtel eingebettet waren, und ganz oben dicke Platten aus Blei. So wurde ein Durchdringen von Feuchtigkeit verhindert. Auf diese Konstruktion hätte man Humus aufbringen und verschiedene Baumsorten einpflanzen können. Eine Bewässerung war aus dem nahegelegenen Euphrat möglich.

Eine alte Idee in ganz neuem Outfit: Aquaponic

Das „Vertical Farming" oder das „Pflanzen in die Höhe" ist aber auch, wenn man nicht an die alten Babylonier denkt, keine ganz neue Idee. Der Wiener Architekt Othmar Ruthner arbeitete in den frühen 1960er-Jahren an einem vertikalen Gewächshaus. Innen waren in einem Paternoster-System Pflanzentröge angeordnet, in denen Gemüse wachsen sollte. Ruthners Vision war, damit eine neue Methode für eine billige, nachhaltige und dauerhafte Quelle von Nahrungsmitteln der Stadt zu schaffen. Leider scheiterte er an den unzureichenden technischen Voraussetzungen seiner Zeit.

Sein Idee wurde aber weiter verfolgt und ausgebaut. „Vertical Farming ermöglicht durch Vertikalisierung der Anbaumethoden und Nutzung natürlicher Energieressourcen eine ganzjährige und nachhaltige Kultivierung von Lebensmitteln auf geringster Fläche", wie es auf der Startseite des vfi, des Instituts für Vertical Farming, heißt.

Wie auch kleine Gemeinden Vertical Farming oder Aquaponic nützen können

Die Idee ist, dass an den weniger nutzbaren Seiten von Mehrparteienhäusern Aquaponic-Anlagen mit integriert werden. Die Erträge – Speisefische, Gemüse, Blattsalate, Beeren, Kräuter – gelangen auf den Markt. Und vielleicht findet sich in der Nähe ein Supermarkt, der die derart regional gewonnen Produkte verkauft. Gerade für Fisch, der ja zu mehr als 90 Prozent nach Österreich importiert werden muss, scheint der Markt gegeben zu sein. Und Gemüse und Kräuter wachsen in einem eher gebirgigen Land wie Österreich auch nicht überall, von den für den Anbau notwendigen Flächen ganz zu schweigen.

Gert Zechner vom Lenkungsausschuss des vfi betreibt gleichzeitig ein Startup namens „Ponganic", das solche Anlagen errichtet. Er schätzt, dass eine Gemeinde mit knapp 100.000 Euro dabei ist, „wenn die Gemeinden einiges an Handarbeit wie die Fütterung der Fische oder das Ernten der Früchte leistet". Vielleicht ein neuer Job für den Platzwart, wenn der durch Rasenroboter vom Mähen des Fußballplatzes befreit ist. Oder für Freiwillige, die genau wissen wollen, wo ihr Essen herkommt.

Abschließend noch ein Rat von Zechner: „Machen Sie das Ganze hinter Glas, so dass die Menschen vom Wohnhaus und die, die daran vorbeigehen, hineinschauen können. Es ist ja immer mehr Leuten heutzutage ein großes Anliegen, zu wissen, dass ihre Nahrung aus einer gesunden Umgebung kommt. Damit haben Sie die Bevölkerung dann auch auf Ihrer Seite."

Die UFGC übertrug damit dieses Format erstmals auf den öffentlichen Sektor und trägt so zu einer neuen Lernkultur bei, in der Fehler nicht nur erlaubt sind, sondern als Katalysatoren für den Wandel zu nachhaltigeren Städten dienen.

Aquaponic
Das Prinzip von Aquaponic ist schnell erklärt: Über ein Pump-System wird aus den Fischtanks Wasser und Dünger nach oben gepumpt und zum Bewässern der Pflanzenkulturen verwendet. Das überschüssige Wasser gelangt durch Durchsickern (gereinigt vom Ammoniak) wieder in die Fischtanks.